Die Geschichte des 27-jährigen Sarners, der sich nicht von Rückschlägen entmutigen lässt und mit Lebensmut auch die große Herausforderung der coronabedingten Isolation meistert.<BR /><BR /><BR /><i>Von Hildegard Kröss</i><BR /><BR />Nach einer durchfeierten Nacht passierte fast auf dem Tag genau vor 4 Jahren der folgenschwere Unfall. Der damals 23-jährige Josef saß auf dem Rücksitz eines Autos, das in den frühen Morgenstunden gegen eine Brücke prallte. Das Einzige, was ihm vom Unfall in Erinnerung geblieben ist, ist dass er seinen Kopf nicht mehr halten konnte und vom Hals abwärts nichts mehr spürte. Danach weiß er nichts mehr.<BR /><BR />Im Bozner Krankenhaus wurde er dann 8 Stunden lang operiert und in ein künstliches Koma gelegt. Wenige Tage danach stieg seine Körpertemperatur auf 42 Grad an und sie musste mit Eisdecken hinuntergekühlt werden. Dadurch kam eine Lungenentzündung dazu und einige Tage später versagten auch beide Nieren, die nach ein paar Wochen aber wieder arbeiteten. Insgesamt lag Josef 21 Tage im Koma. „Ganz schlimm für mich war, dass ich in dieser Zeit schreckliche Albträume hatte, immer wieder die gleichen“, erinnert er sich.<BR /><BR /><b>Diagnose Querschnittslähmung</b><BR /><BR />Als der Schwerverletzte transportfähig war, wurde er in die Unfallklinik Murnau nach Deutschland geflogen. „Als ich dort vom Koma aufwachte, haben sie mir gesagt, dass ich ab dem Hals querschnittsgelähmt sei“, erzählt er. Im ersten Moment habe er das gar nicht richtig realisiert, aber schon bald wurde ihm die Schwere seiner Verletzung bewusst. <BR /><BR />„Ich habe mir dann gedacht, entweder drehe ich durch oder ich lerne damit zu leben“, spricht Josef weiter. Dann sei ihm der Gedanke gekommen, dass auch sein Körper in der Intensivstation nicht aufgegeben hatte, also wollte er jetzt auch nicht aufgeben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="625862_image" /></div> <BR />„Ich wusste, dass der Kampf zurück ins Leben kein leichter sein würde, aber wenn man etwas will, kommt man auch weiter“, ist Josef überzeugt. Und es wurde ein langer, beschwerlicher Weg zurück. Er musste alles wieder neu lernen, selber atmen, sprechen, kauen, schlucken. Immer wieder gab es Rückschläge, aber irgendwie ging es immer weiter.<BR /><BR /><b>Mit starkem Willen vieles erreicht</b><BR /><BR />Schrittweise kam Josef dann von der Beatmungsmaschine weg und konnte schließlich ohne Maschine atmen. „Zuerst musste ich nur 5 Minuten selbst atmen und das war sehr anstrengend und dann wurden die Zeiten langsam gesteigert“, erzählt er. Danach begann der mühsame Aufbau der Muskeln, um den Kopf wieder halten oder einfach wieder sitzen zu können.<BR /><BR /><embed id="dtext86-48371670_quote" /><BR /><BR />„Als ich das erste Mal wieder ein Stück Brot mit der linken Hand bis zum Mund führen konnte, habe ich vor Freude geweint“, erinnert er sich zurück. Inzwischen kann er mit der linken Hand essen, den elektrischen Rollstuhl, Computer und Handy bedienen.<BR /><BR />Ein Jahr nach dem Unfall kam Josef ins Sarner Seniorenwohnheim, wo er bis vor wenigen Monaten blieb. Dort konnte er seine Therapien fortsetzen. Besonders schlimm für ihn war dort die Zeit der Ausgangssperre im letzten Frühjahr, da er über 3 Monate das Heim nicht verlassen durfte. Im Herbst musste er eineinhalb Monate im Zimmer bleiben, weil er 2 Mal positiv auf Corona getestet wurde. „Der Unfall selber hat mich nicht so weit hinuntergezogen wie diese coronabedingte Isolation“, sagt er. <BR /><BR /><b>Eigenständiges Leben mit Freundin Melanie</b><BR /><BR />Seit 3 Monaten lebt er nun zusammen mit seiner Freundin Melanie in einer Wohnung in Sarnthein. „Ich habe Melanie schon vor dem Unfall gekannt, aber wir sind uns erst nach meinem Unfall nähergekommen. Wir haben gemeinsam schwere Zeiten durchgestanden und das hat uns noch mehr zusammengeschweißt“, sagt Josef. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="625865_image" /></div> In der Zeit der Ausgangssperre hat er eine Ausbildung als technischer Zeichner gemacht und fertigt nun für einen Betrieb 3-D-Zeichnungen an. „Ich habe jetzt eine sinnvolle Arbeit, die für mich auch eine Ablenkung darstellt“, freut er sich.<BR /><BR />Im Alltag hat er sich gut organisiert; jeden Tag kommt der Hauspflegedienst, hilft ihm aus dem Bett, hilft beim Duschen und Anziehen. „Wenn ich dann im Rollstuhl sitze, komme ich alleine zurecht“, sagt er. Dankbar ist er allen, die in dieser schweren Zeit zu ihm gestanden sind, ihn unterstützt und motiviert haben weiter zu machen: Das waren neben Ärzten, Therapeuten und Pfleger, vor allem seine Freundin Melanie, seine Familie, die Kollegen und viele andere Menschen.<BR /><BR />Auch 4 Jahren nach dem Unfall zeigt sich Josef zuversichtlich, dass er therapiemäßig noch vieles erreichen kann. Und die große Hoffnung bleibt, dass sich seine Nervenstränge vielleicht doch noch regenerieren.