<b>Von Edith Runer</b><BR /><BR />Diese Gier hatte viele Gesichter. Mit 16 Jahren war Hermann Brugger Italiens jüngster Amateurfunker – weil er mit der Außenwelt in Kontakt treten und vor allem verstehen wollte, wie diese geheimnisvolle Übertragungstechnik funktioniert. „Ich muss etwas ausprobieren, um es zu verstehen.“ Später, längst Arzt, lernte er aus reiner Faszination für Musik das Cellospielen, ebenfalls nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“. <BR /><BR />Vieles, womit er sich einst leidenschaftlich beschäftigte, ließ er wieder hinter sich, sobald er es begriffen oder gemeistert hatte – „da war die Neugier ja gestillt“. Nur die medizinische Forschung, mit der er sich in den 1980er-Jahren erstmals beschäftigte, hat ihn bis heute nicht mehr losgelassen. Hermann Brugger ist ein Pionier im Bereich der Höhen- und der alpinen Notfallmedizin. Durch die Gründung eines Forschungszentrums an der Eurac Research hat er diesen Bereich sogar als eigenständige Disziplin etabliert. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190751_image" /></div> <h3> Gern auf Achse</h3>Obwohl seit 2022 nicht mehr an der Spitze des Eurac-Institutes, leuchtet es aus Hermann Bruggers Terminkalender sehr oft „rot“. Kongresse, Vorträge, Podiumsdiskussionen: Ob in China oder Südafrika, den USA oder Südamerika … Erst einen Tag vor dem Interview mit dem „Dolomiten-Magazin“ ist er aus Nepal zurückgekehrt. <BR /><BR />Dort hat er gemeinsam mit Bergrettern und Notfallmedizinern aus mehreren Ländern nepalesische Rettungskräfte für Einsätze in großer Höhe geschult – eine Initiative, die auf ihn selbst zurückgeht: 2009, damals noch als Präsident der Internationalen Kommission für Alpine Notfallmedizin, organisierte er die erste Ausbildung im Himalaya-Staat.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190754_image" /></div> <BR /> Was als Pilotprojekt begann, ist heute dank der Südtiroler Landesregierung ein professionelles Fortbildungsprogramm – weiterentwickelt, ausgestattet mit moderner Bergrettungstechnik. Und Hermann Brugger ist mit ungebrochener Begeisterung dabei. In diesem Jahr ist seine Frau mitgereist. „Wir haben ein paar Trekkingtage im Annapurnagebiet angehängt“, erzählt er. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190757_image" /></div> <h3> Gern auf Skiern</h3>Trotz seiner engen Verbindung zur Höhenmedizin ist Hermann Brugger kein Höhenbergsteiger. „Ich bin gerne in den Bergen unterwegs – aber es müssen keine 7.000er sein.“ Es reichen auch die Wanderwege und Gipfel vor der Haustür. Die Dolomiten bezeichnet er als „Königsklasse unter den Gebirgen“. Und das, obwohl er in der ganzen Welt unterwegs war. Ruhige Ecken seien dort im Sommer allerdings schwer zu finden. Das gelingt eher im Winter, wenn der passionierte Tourengeher die Felle auf die Skier aufzieht. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190760_image" /></div> <BR />Als Kind hat er das Skitourengehen von seiner Tante gelernt, nach wie vor fasziniert es ihn – noch mehr als das Bergsteigen: „Allein die schneebedeckte Landschaft mit ihrem Spiel aus Licht und Schatten hat etwas zutiefst Ästhetisches. Und die Schneekristalle – das sind wahre Kunstwerke der Natur.“ Wenn er dann einen unberührten Hang hinunterfährt, fühlt sich das für ihn an wie eine Neuentdeckung. Und genau darin liegt für ihn der Reiz des Lebens.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190763_image" /></div> <BR />Obwohl er längst kürzertreten könnte, fühlt sich Hermann Brugger zu fit dafür. Zurücktreten hingegen fiel ihm nie schwer. Weder beim Aufgeben von Ehrenämtern noch beim Abschied von seiner Position als Institutsleiter. „Im Gegenteil – es bedeutete für mich mehr Freiheit.“ Und ganz „weg vom Fenster“ ist er ohnehin nicht. Die Forschung begleitet ihn nach wie vor – ebenso wie internationale Fachveranstaltungen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70703139_listbox" /><h3> Gern im Konzert</h3>Gibt es denn etwas, bei dem Hermann Brugger stillhalten kann? Er denkt nach, um nach langen Sekunden zum Schluss zu kommen: klassische Musik. Er mag Konzert- oder Opernbesuche mit seiner Frau Elfriede, insbesondere wenn Beethoven, Schubert, Mahler oder andere Komponisten der Romantik aufgeführt werden. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190766_image" /></div> <BR />Gelegenheit dazu gibt es etwa bei den Mahlerwochen in Toblach – oder in Wien, wo ihre beiden Kinder mit ihren Familien leben. In der Hauptstadt der Klassik gelingt es dann selbst einem Rastlosen, bei romantischen Klängen für einen Moment innezuhalten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70703134_listbox" />