Montag, 8. Mai 2023

Sind jetzt sogar Blumen schädlich für das Klima?

„Wer Blumen kauft, um sein Haus zu verschönern, treibt den Klimawandel an“, sagt der Grödner Umweltmanager Ujep Runggaldier. „Die meisten Gärtnereien arbeiten nämlich mit Torf-Erde.“ Im Interview verrät er, welche umweltschonenden Alternativen es gibt.

Viele kaufen im Frühjahr Blumen, um damit Häuser und Gärten zu verzieren. Die Blumen sind aber nicht sehr klimaschonend – im Gegenteil. - Foto: © ukn

Von:
Matteo Tomada
STOL: Herr Runggaldier, derzeit schmücken wieder viele Bewohner sowie Hoteliers und Gemeinden Häuser und Gärten mit Blumen. Ist das nicht schön?
Ujep Runggaldier: Die Blumen an sich sind ja schön, aber leider nicht nachhaltig. Das Problem liegt weniger an den Blumen, sondern an der Erde. Sie besteht nämlich großteils aus Torf, bei dessen Gewinnung Unmengen an CO2 freigegeben werden.


Die Blumenerde besteht großteils aus Torf. - Foto: © dpa-tmn / Kai Remmers



STOL: Wie gewinnt man Torf?
Runggaldier: Der Torf kommt aus Mooren, die zu den größten Kohlenstoffspeichern der Welt gehören. Sie speichern laut Naturschutz-Organisation WWF ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffes – doppelt so viel wie alle Wälder dieser Erde zusammen. Um den Torf abzubauen, müssen Moore trockengelegt werden. Dabei geraten riesige Mengen Lachgas und CO2 in die Atmosphäre. Glücklicherweise ist die Trockenlegung aber in Südtirol verboten, weil Moore hier wegen der Artenvielfalt geschützt sind.


Ujep Runggaldier bei der Arbeit in seinem Garten mit Komposterde. - Foto: © privat



STOL: Also gibt es in Südtirol kein Problem?
Runggaldier: In Südtirol gibt es ein anderes Problem. Hierzulande verschwinden Moore nicht so sehr wegen des Torfabbaus, sondern wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der umliegenden Flächen. Es fehlt nämlich eine genaue Kartierung der Größe der Moore und wenn Teile dieser Biotope verschwinden, stört das keinen großen Geist. Moore sind aber sehr wichtig, weil sie CO2 speichern und ein einzigartiger Lebensraum für viele Lebewesen sind.


Moore leiden in Südtirol an der intensiven Landwirtschaft. Im Bild ein Moor auf der Seiser Alm, das immer weiter schrumpft. - Foto: © privat





Die Blumen in Südtirol sind global betrachtet sehr wohl ein Problem für Moore.
Ujep Runggaldier



STOL: Ich kann also trotzdem beruhigt Blumen kaufen, ohne die Moore zu gefährden?
Runggaldier: Mit dem Blumenkauf werden Moore in Südtirol nicht gefährdet, da es in Südtirol „nur“ 7 kleine Abbaugebiete für Torf gibt. Diese reichen aber klarerweise nicht aus, um den Bedarf in Südtirol decken zu können. Das heißt, dass sehr viel Torf aus nördlichen Ländern importiert wird. Die Blumen in Südtirol sind deswegen global betrachtet sehr wohl auch ein Problem für die Moore und dadurch für das Klima.


Um Torf zu gewinnen, werden Moore trockengelegt. Im Bild ein Abbaugebiet in Deutschland. - Foto: © dpa-tmn / Bernd F. Meier



STOL: Was schlagen Sie vor? Keine Blumen mehr?
Runggaldier: Bereits wenn man weniger Blumen pflanzt und auf mehrjährige Arten setzt, ist viel getan. Gewürze wie Ysop, Salbei, Bergbohnenkraut und Erdbeeren wären eine gute Idee. Sie brauchen zwar auch Torf, aber viel weniger, weil sie nicht jedes Jahr neu gesetzt werden müssen. Es gibt aber auch torffreie Komposterde, die etwas teurer ist, dafür aber Torfmoore schützt.


Erdbeeren sind eine umweltschonende Alternative. Nach der Blüte kann man die leckeren Früchte sogar essen. - Foto: © dpa-tmn / Arne Dedert


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