Diesmal erklärt Irina Lino, warum sie rein gar nichts vom Aufräumen und Wegwerfen wenig hält und lieber auf kreatives Chaos setzt. <BR /><BR /><BR /><BR />Kennen Sie Marie Kondò? Vor 10 Jahren hat die zierliche Japanerin das Aufräumen revolutioniert und mit dem Ratgeber „Magic Cleaning“ einen weltweiten Bestseller gelandet. Seitdem ist (zumindest nach außen hin) nur noch wenig unaufgeräumt im Leben der Ordnungsqueen und ganz sicher nicht ihr Bankkonto. <BR /><BR />Wem es gelingt, als ultimative Sauberfrau die Massen zu bewegen, im TV anzukommen, zur Manga- und ergo Comic-Heldin zu avancieren, und sich sogar im englischen Sprachgebrauch einzunisten (to kondo heißt: einen Schrank aufräumen), hat es erfolgstechnisch geschafft.<BR /><BR /> Insofern hat <a href="https://www.stol.it/artikel/kultur/diese-suedtirolerin-bringt-ordnung-ins-leben" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Berta Pircher Margesin</a> gute Karten, um als erste, zertifizierte „KonMari“-Beraterin Südtirols dem Chaos das Fürchten zu lehren. Was mich an der Sache irritiert? Der Ansatz hinter dem Konzept: So schrecklich biedermeierlich klingt das, wenn Frauen zur perfekten Ordnung anleiten. Da kommen mir die Putzfeen, Benimm-Drachen und „Ordnungshüterinnen“ der Fünfzigerjahre in den Sinn, die Rollenbilder massiv mitgeprägt haben! <BR /><BR />Wie der „perfekten Frau“ anno dazumal privates Glück in Aussicht gestellt wurde, wenn sie nur die Tugenden ihrer Zeit (kochen, putzen, Kinderkriegen) lebte, hat auch „KonMari“ ein Heilsversprechen parat. Es heißt: Wegwerfen und Aufräumen als Weg zur inneren Ordnung.<BR /><BR /> Abgesehen davon, dass Ordnung ein dehnbarer Begriff ist, klingt die humorlose Pedanterie, mit der nach einer festen Reihenfolge ausgemistet wird, „um dauerhaft (!) ordentlich zu leben“, weil nur bleiben darf, was einen essenziellen Zweck erfüllt, mehr nach Zwangsstörung denn Glücksgefühl. <BR /><BR />Aber ich bin keine Minimalistin, sondern ein barocker Mensch, dem das Üppige, Ausufernde auch dinglich anhaftet. Starre Ordnungsprinzipien, uniformelle Gleichschaltung, sind mir ein Gräuel, weil sie nicht im Kleiderschrank bleiben. Also pfeife ich aus tiefster Überzeugung auf die perfekte Ordnung – weil meine innere Ordnung nach einem gewissen Maß an kreativem Chaos verlangt, das inspiriert und... zum Querdenken motiviert. <BR />