„Beim Südtirol Jazzfestival sind möglichst neue und herausfordernde Töne bestens zuhause – und finden ein Publikum. Mit Schwerpunkten aus unterschiedlichen Ländern Europas konnte das Festival immer Entdeckungen bieten – auch für Musikjournalisten, die sowieso das ganze Jahr auf Entdeckungsreise sind“, stellt der Musikjournalist Roland Spiegel im vergangenen Jahr auf BR Klassik fest – und daran hat sich auch 2023 wenig geändert. <BR /><BR />Vom 30. Juni bis zum 9. Juli bietet dieses Musikfest von europäischem Rang an Spielorten in allen Landesteilen Konzerte mit Bands und Solisten aus der experimentellen Szene an, die Pop, Rock, Punk, Hip-Hop, Noise oder Folk, die Moderne des 20. Jahrhunderts und auch zeitgenössische Kompositionsstile in ihre Musik integrieren. Routine? Nein Danke! Das Südtirol Jazzfestival liebt das Abenteuer – und für Überraschungen ist hier immer gesorgt. <h3> 2023: Festival besucht europäische Großstädte – die Jazzzentren</h3>2023 besucht das Festival europäische Großstädte, die auch Jazzzentren sind. In Amsterdam ist das Konservatorium – an dem der frühere Artist in Residence Reinier Baas als Gitarrenlehrer unterrichtet – ein „Brutkasten“ der jungen Szene. Das Quintett der in der niederländischen Metropole lebenden koreanischen Drummerin Sun-Mi Hong verbindet Eigenkompositionen mit Ausflügen in unerforschte Bereiche der improvisierten Musik. Der Däne Teis Semey gehört ebenfalls zu einer Generation, die heute den Sound von Amsterdam prägt. Mit seiner Band mixt er Punk, Free Jazz und Folkmusik aus Skandinavien zu einem scharfen Jazz-Cocktail, der tanzbar ist und zugleich lyrisch-kontemplativ klingt.<BR /><BR />Im kulturellen Melting Pot Berlin beschwört das Trio Bobby Rausch an der Schnittstelle zwischen Jazz und Hip-Hop die urbane Nacht und wendet sich an alle, die genug von Kompromissen haben. Mit improvisatorischer Freizügigkeit und der Synthese von akustischen Instrumenten und elektronischen Klangwelten erzeugt die junge Berliner Band Sinularia die Beatmusik des dritten Jahrtausends und wenn Pianistin und Sängerin KID BE KID die schwarzen und weißen Tasten bearbeitet, werden altbekannte Genregrenzen spielerisch-virtuos aufgelöst. Hier gibt es Jazz-Piano, funky R&B-Grooves, clubtaugliche Sci-Fi-Synth-Flächen und Electronic-Patterns und on top: ihren expressiven Soul-Gesang.<BR /><BR />Wer ausgefallene Sounds sucht, sollte sich unbedingt in französischen Clubs umhören und natürlich ist diese exzentrische und innovative Szene auch in Südtirol vertreten. Das Trio des Akkordeonisten Noé Clerc kombiniert armenischen Folk, experimentellen Gegenwartsjazz und die klassische Moderne aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die Band La Litanie des Cimes produziert vor dem Poschhausstollen in Ridnaun den meditativen Soundtrack eines apokalyptischen Katastrophenfilms, Mit seinem Punk-Jazz-Sound überschreitet das mit Schlagzeug, Harfe und Flöte besetzte Trio Nout unbekümmert alle Schranken und der in der Klassik und im Gypsy-Jazz vielfach ausgezeichnete Gitarrist Antoine Boyer tritt in der Brennerei Roner in Tramin mit der koreanischen Mundharmonika-Virtuosin Yeore Kim auf.<h3> Jazz kennt keine Grenzen: Dichtes europäisches Netzwerk</h3> Auch in seiner 41. Ausgabe aktiviert das Südtirol Jazzfestival ein dichtes europäisches Netzwerk, das in den vergangenen Jahren gespannt wurde. Der in Santander geborene Flötist und Saxophonist Juan Saiz orientiert sich an avantgardistischen Strömungen, am musikalischen Impressionismus und an der freien Improvisation. Mit dem vom norwegischen Drummer Gard Nilssen angeführten Acoustic Unity gastiert ein nordeuropäisches Spitzenensemble in Südtirol. Das Trio der polnischen Pianistin Joanna Duda mischt Ambient- und Minimal-Music, ein Prise Barock und etwas Romantik, Naturgeräusche und synthetische Klänge zu einem dichten sphärischen Sound und die im norwegischen Trondheim verortete Band LAV SOL verarbeitet elektronische Musik, Hip-Hop und Rock und lässt grafischen Partituren, die harmonische Strukturen abbilden mit Live-Musik kommunizieren.<h3> Jazzwanderung, Konzert in Höhlensystem</h3>Zahlreiche Konzerte finden an Standorten statt, die eigentlich gar keine Konzerträume sind. So begleiten Siegmar Brecher (Bassklarinette), Lorenz Raab (Trompete) und Valentin Schuster (Schlagzeug) eine Jazzwanderung, die von der Gardenacia-Hütte in Wolkenstein bis zur Silvesterkapelle im Langental führt und das britisch-koreanische Duo in:A bespielt das künstliche Höhlensystem des Bunkers H in der Bozner Fagenstraße. In einem Solo-Konzert präsentiert die Cellistin Mabe Fratti aus Guatemala im Garten des Parkhotels Holzner in Oberbozen experimentelle Eigenkompositionen und die Band Ghost Horse bietet in der Franzensfeste im Eisacktal ein Konzert und eine akustische Führung an – und verwandelt das unheimliche und graue Bollwerk aus Stein damit in eine bunten Klangkulisse <BR /><BR />Der Klang der Zeit: Am 30. Juni lädt Südtirol Jazzfestival – nach dem Opening im Stadtzentrum – zu einem Clubbing in die Bozner Messehallen und kombiniert dort Techno, elektronische Musik, Jazz und Kunst-Visuals. Ein großes Fest zum Sehen, Hören und Tanzen – und eine „schräge“ Reise in die Zukunft.<BR /><BR /><b>Der Konzertkalender mit allen Terminen, Locations, Bandbeschreibungen und Line-ups ist jetzt online abrufbar.</b><BR /><BR /> <a href="http://www.suedtiroljazzfestival.com/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.suedtiroljazzfestival.com</a><BR /><BR />