Die Blütezeit des Tiroler Bergbaus fällt in das Mittelalter. Tirol galt in der Alten Welt als das mit Naturschätzen am reichsten beschenkte Land. Der Schwazer Silberbergbau war im frühen Mittelalter der größte der Welt, ehe die Spanier mit ihren Eroberungen in Südamerika an die Silberschätze des berühmten Silberbergbaus von Potosi kamen. <BR /><BR />Zwischen 1500 und 1600 wurden ungefähr 25.000 Tonnen Silber nach Europa verschifft. Da konnte Schwaz nicht mithalten. Und heute kommt Tirols Bergbau kommt über eine handvoll Schaubergwerke nicht mehr hinaus.<BR /><BR />Das „Gold“ der Neuzeit, das für die Akkuherstellung so wichtige Lithium, wird aktuell vor allem in Südamerika abgebaut. Doch in diesem Fall könnte sich der Kreislauf wie einst beim Silber umkehren. Tirol und die benachbarten Alpenregionen sitzen auf großen Lithiumreserven. Die vielleicht einmal den südamerikanischen Lithium-Abbau ablösen könnten.<h3> Gesteine, die Lithium enthalten</h3>Geologen der Geosphere Austria, der Montanuniversität Leoben, der Universität Innsbruck und der Universität Wien erforschen jedenfalls derzeit eines der größten Vorkommen von lithiumreichem Gestein in Europa, das sich im Alpenraum – und dabei auch auf Tiroler Boden – befindet.<BR /><BR />Im Alpenraum gibt es einige Vorkommen von Gesteinen, die Lithium enthalten. Für diese Gesteine gibt es ein konventionelles Entstehungsmodell, dessen universelle Gültigkeit aber seit einigen Jahren von zahlreichen Fachleuten angezweifelt wird. <BR /><BR />Nun stellt eine Studie österreichischer Geologen erstmals eine geochemische Modellberechnung vor, welche eine alternative Möglichkeit für die Entstehung derartiger Gesteine aufzeigt. Das Ergebnis könnte weltweit Auswirkungen auf die Frage haben, wo man zusätzlich nach solchen potenziell wertvollen Gesteinen suchen kann.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="917902_image" /></div> <BR /><BR />Lithium ist ein Metall, das in unserer heutigen Gesellschaft unentbehrlich geworden ist. Es wird unter anderem für Batterien und Akkumulatoren (z. B. Mobiltelefone), in der Keramik- und Glasindustrie (z.B. CERAN-Koch-<BR />platten), in Schmieröl und für Medikamente verwendet. Der Bedarf an Lithium stieg in den letzten Jahren sehr stark, auch getrieben durch<BR />die rasant wachsende Nachfrage im Bereich der Elektromobilität.<BR /><BR />Lithium wird derzeit hauptsächlich aus Salzseen in Südamerika gewonnen. Es ist aber auch in Pegmatiten zu finden. Pegmatite sind grobkörnige Gesteine, deren Hauptbestandteile Feldspat, Quarz und Glimmer direkt aus einer granitischen Schmelze kristallisieren. Häufig enthalten Pegmatite eine große Bandbreite an Edelsteinen und Mineralien, die reich an wirtschaftlich wichtigen Elementen wie Lithium, Cäsium, Niob, Tantal oder Zinn sind.<BR /><BR />Von starkem Interesse dabei ist das lithiumreiche Mineral Spodumen. Die größten bekannten Vorkommen befinden sich in Australien, der Demokratischen Republik Kongo und China. Eines der größten Vorkommen von lithiumreichen Pegmatiten in Europa befindet sich im Alpenraum. Zur Erforschung der Entstehung, der Verbreitung und des Lagerstättenpotenzials der Spodumenpegmatite arbeiteten Geologen der Geosphere Austria, der Montanuniversität Leoben, der Universität Innsbruck und der Universität Wien zusammen.<h3> Lagerstätten in Osttirol, im Tiroler Oberland und in Südtirol</h3>Neben einigen Fundplätzen westlich von Graz befinden sich auch auf Tiroler Boden Vorkommen. Beispielsweise im Umfeld des Rotenkogel<BR />bei Matrei in Osttirol (Richtung Petzeck an der Grenze zwischen Tirol und Kärnten). Außerdem im Tiroler Oberland südwestlich von Landeck. Etwas weiter südlich, bereits auf Südtiroler Boden, wurden Lagerstätten in der Texelgruppe im Anschluss an den Alpenhauptkamm in den Ötztaler Alpen untersucht. <BR /><BR />Ob die Vorkommen in Zukunft abgebaut werden, ist noch völlig offen. Pegmatitvorkommen sind zudem auch aus den hinteren Zillertaler und westlichen Stubaier Alpen bekannt.<BR /><BR />Von anderen Geologen wurde bereits vor Jahren Lithium an einer anderen Stelle in Tirol vermutet, was jedoch nie untersucht wurde und somit nicht bewiesen ist. Es handelt sich dabei um den historischen Bergbau „Silberner Hansl“ im Karwendel mit seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert, als man dort am Reps nicht weniger als 36 Stollen zählte. Abgebaut wurden hauptsächlich Blei und Zink. Lithium war damals kein Thema.<BR /><BR /> Heute befindet sich der einstige Bergbau im Naturpark Karwendel. Das Schutzgebiet macht eine neuzeitliche Neu-Erschließung der Lagerstätte unmöglich. Nachträglich schade, dass ein Plan im Umfeld des Haller Salzbergbaus nie umgesetzt wurde. Kurz vor der Schließung 1967 wurde überlegt, das Salzbergwerk über einen Tunnel direkt mit dem Inntal zu verbinden, um das Halltal zu umgehen. Teile des Tunnels wurden sogar gebaut. Bei diesem Projekt wurde auch überlegt, diesen<BR />Tunnel unter dem Lafatscher Joch bis in die Lafatsch zum „Silbernen Hansl“ zu verlängern.<BR />