Am Sonntag wählen rund 500 Millionen EU-Bürger in 28 Mitgliedsländern die 751 Abgeordneten zum Europäischen Parlament. Jedes Mitgliedsland bestimmt dabei selbst, auf welche Weise, die Gruppe seiner EU-Abgeordneten gewählt wird. Italien wird 71 EU-Parlamentarier stellen. Der Stiefelstaat ist dabei in fünf EU-Wahlkreise aufgeteilt und vergibt die Sitze nach einem Verhältniswahlrecht. Der Wähler kann im Gegensatz zur italienischen Parlamentswahl nach Ankreuzen des Listenzeichens bis zu drei Vorzugsstimmen vergeben.Nun hat sich die italienische Regierung von Matteo Renzi aber auch zum Ziel gesetzt, die Geschlechtergerechtigkeit in der Politik durchzusetzen. Das Gesetz vom 22. April 2014, Nr. 65 sieht deswegen zwei Dinge vor:1) die Kandidatenlisten müssen gleich viel Frauen wie Männer anführen und die zwei Spitzenplätze müssen für je einen Mann und eine Frau vorbehalten sein. 2) vergibt der Wähler bei seiner Stimmabgabe drei Vorzugsstimmen, darf er nicht drei Kandidaten desselben Geschlechtes anführen - sprich: er darf nicht drei Männer oder drei Frauen wählen. Tut er es dennoch wird laut Erläuterung der italienischen Abgeordnetenkammer die dritte Vorzugsstimme gestrichen."Wer nur Männer wählen will, vergibt halt nur zwei Vorzugsstimmen", erklärt der SVP-Mandatar Manfred Schullian, der darauf hinweist: Die Streichung der letzten Vorzugsstimme gilt nur bei dieser Wahl am 25. Mai. Bei künftigen EU-Wahlen werden - sollten die Vorzugsstimmen nicht geschlechtergerecht verteilt sein - die zweite und dritte Vorzugsstimme gestrichen.Für Schullians Parteifreund Herbert Dorfmann ist es einfacher: Für die vom Gesetz vorgesehene Ausnahmeregelung für Listenverbindungen von Minderheitenparteien gilt: Kreuzt der Wähler diese an, kann er sowieso (und auch schon bei der Wahl am 25. Mai 2014) nur eine Vorzugsstimme vergeben. Die anderen Südtiroler Kandidaten wie Pius Leitner, Oktavia Brugger oder Johann Gruber stehen aber auf staatlichen Listen, bei denen mehrere Kandidaten gewählt werden können. In so einem Fall sollten die Vorzugsstimmen dann lieber geschlechtergerecht verteilt sein.mtz