s+ hat mit Fuso-Nerini über die Thematik gesprochen, als er vor Kurzem auf der Seiser Alm im Urlaub war.<BR /><BR />Francesco Fuso-Nerini (34), stammt aus Mailand, lebt sei gut 5 Jahren in Stockholm und ist dort Direktor des „Climate Action Center“ der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), der größten technischen Universität Schwedens. Er studiert die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und sucht die Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern im Klimaschutz. <BR /><BR /><b>Auch in Südtirol werden wir immer häufiger mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Sind die Prognosen für die Zukunft wirklich so düster? </b><BR />Francesco Fuso-Nerini: Es gibt sowohl negative als auch positive Aspekte. Der neue Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) ist alarmierend und zeigt auf, dass die Menschheit die Pariser Klimaziele verfehlen wird, wenn die Treibhausgasemissionen nicht schnell reduziert werden. Wir sehen schon jetzt, dass sich extreme Wetterereignisse häufen. Es gibt aber auch Hoffnung, denn es gibt bereits Technologien, die uns dabei helfen würden, die Erderwärmung zu bremsen. Es liegt an der Politik und den Entscheidungsträgern, rasch in diese Technologien zu investieren und sie anzuwenden. Die Investitionen, die dafür notwendig sein werden, kosten sehr viel weniger als die zukünftigen Ausgaben für potenzielle Klimaschäden, wenn wir zu lange warten. <BR /><BR /><b>Welche Institutionen sind gefragt und in welchen Sektoren muss rasch gehandelt werden? </b><BR />Fuso-Nerini: Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 haben die Staaten ihre selbsterklärten Ziele bis 2040 und 2050 aktualisiert und damit können wir das 2-Grad-Ziel noch einhalten, wenn diese Ziele erreicht werden. Wenn wir wirklich wollen, dass die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 Netto-Null erreichen, dann müssen wir uns in allen Sektoren anstrengend, die Emissionen zu minimieren. <BR /><BR /><b>Vor kurzem hat ein Vorschlag von Ihnen für große Aufmerksamkeit gesorgt und ist breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden mit Medienbeiträgen von renommierten Medienhäusern wie der „BBC“, „Bloomberg“ oder der „Washington Post“: Worum geht es dabei? </b><BR />Fuso-Nerini: Es handelt sich dabei um eine wissenschaftliche Arbeit, die wir zusammen mit der Oxford University und dem University College London gemacht haben. Wir haben dabei analysiert, wie jeder einzelne von uns dazu beitragen kann, die Treibhausgas-Emissionen zu senken. Dabei haben wir sogenannte Kohlendioxid-Anteile für den persönlichen Gebrauch vorgeschlagen, mit denen man genau sieht, wie viel Kohlendioxid man mit jeder Entscheidung verbraucht. Dies könnte man auf freiwilliger Basis auch nur in speziellen Gebieten einsetzen, wie zum Beispiel in der Mobilität, beim Energieverbrauch oder beim Konsum von Gütern. <BR /><BR /><b>Ziel wäre, dass die Menschen im Alltag bewusster Entscheidungen im Hinblick auf den Klimaschutz treffen? </b><BR />Fuso-Nerini: Genau. Jeder von uns muss beim Klimaschutz seinen Beitrag leisten und wir können nicht nur auf die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft warten. Es geht auch darum zu verstehen, welche täglichen Entscheidungen wie viel Emissionen zur Folge haben. Die persönlichen Kohlendioxid-Anteile könnten auch nachhaltig produzierten Gütern einen Impuls geben, damit diese Marktanteile gewinnen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-52860719_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Sie sind Direktor des „Climate Action Center“ der Königlichen Technischen Hochschule KTH in Stockholm: Was ist das Ziel dieser Institution? </b><BR />Fuso-Nerini: Das Zentrum hat die Aufgabe, als Schnittstelle zu dienen zwischen den verschiedenen Forschungsfeldern, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Dabei geht es um die Vernetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich Klimaschutz sowie im Bereich der Klimaresilienz. Gleichzeitig fokussieren wir uns auch auf die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Entscheidungsträgern, die sich für den Klimaschutz einsetzen, öffentliche wie private Institutionen. <BR /><BR /><b>Sie waren vor kurzem auf der Seiser Alm in den Dolomiten. 2026 finden verschiedene Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele in den Dolomiten statt. Welche Maßnahmen würden Sie vorschlagen in punkto Klimaschutz? </b><BR />Fuso-Nerini: In den Alpen und in den Dolomiten ist der Wintertourismus sehr wichtig, und speziell für die Wintersportarten könnte es in Zukunft aufgrund des Klimawandels zu großen Veränderungen kommen, auch was den Naturschnee anbelangt. Deswegen müssen sich alle Interessensgruppen und Entscheidungsträger rasch dafür einsetzen, Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und alles dafür zu tun, die Klimaziele zu erreichen. Was die Winterspiele anbelangt, so denke ich, dass die Dolomiten 2026 große mediale Aufmerksamkeit genießen werden und die Organisatoren die Möglichkeit haben werden, nachhaltige Konzepte in den Bereichen Sport, Tourismus und Mobilität zu präsentieren, die langfristig den Menschen vor Ort nützen sollen.