Ein Interview zu Erfolgen und Schwierigkeiten in der offenen direkten Jugendarbeit.<BR /><BR /><BR />Interview: Patrick Stuflesser<b><BR /><BR />Was ist eigentlich „SAUT“, seit wann gibt es diese Infrastruktur und wieso dieser Name?</b><BR />Verena Plieger: Der Jugendtreff SAUT hat im Oktober 2007 seine Tore im Dorfzentrum St. Ulrichs eröffnet. Durch einen Wettbewerb hat dieses Lokal auch seinen Namen erhalten: Mirco P. hatte eine tolle Idee und gewann damit den Wettbewerb. „Saut“ bedeutet im Ladinischen Sprung. Passend dazu auch seine Erklärung: „Der Jugendtreff soll ein Ort sein, an dem man Freunde trifft und der immer offen ist, um sich mit irgendjemanden zu treffen. Deshalb: Schauen wir einen Sprung (Saut) im Jugendtreff vorbei“ und daran hat sich auch bis heute noch nichts geändert.<BR /><BR /><b><BR />Wie, wann und von wem wird diese Einrichtung genutzt?</b><BR />Plieger: Der Jugendtreff, wie es dieser Begriff ja schon selbst definiert, ist ein Ort wo sich Jugendliche Grödens, aber auch der umliegenden Gemeinden, treffen um gemeinsam Zeit zu verbringen, zu spielen, zu chillen, Musik zu hören oder einfach nur da zu sein. Die Öffnungszeiten gehen von Montag bis Samstag von 14 bis 18.30 Uhr und normalerweise auch Mittwoch abends bis 21.30 Uhr. Da es sich bei der Nëus Jëuni Gherdëina, dem Trägerverein dieser Einrichtung, aber um einen Jugenddachverband handelt, steht dieses Lokal auch den Vereinen zur Verfügung vor allem für abendliche Fortbildungen, Aktivitäten und Sitzungen. Aber auch außenstehende können diesen Raum für private Veranstaltungen mieten um dort Geburtstagsfeiern für Groß und Klein zu veranstalten oder ähnliches.<BR /><BR /><b>Die Besucherzahlen zeigen, dass der Treff von Jahr zu Jahr immer mehr genutzt wird, warum wohl?</b><BR />Plieger: Das kann an sehr vielen Faktoren liegen: einerseits sicherlich am gesellschaftlichen Wandel mit all seinen Folgen und Auswirkungen die auch an den Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbei gehen. Anderseits aber auch das niederschwellige und abwechslungsreiche Angebot. Zudem hat sich dieser Ort für Jugendliche mittlerweile auch im Gemeindeleben gefestigt, wird als solcher akzeptiert und ist auch nicht mehr wegzudenken.<BR /><BR /><b>Hat sich durch die Pandemie diesbezüglich etwas geändert?</b><BR />Plieger: Natürlich betrifft die Pandemie auch die Jugendtreffs, deren Arbeiter und Arbeiterinnen sowie die Jugendlichen an sich, aber auch das gesamte Angebot das sich an Jugendliche richtet wie z. B. die Vereinsarbeit. Es ist schwer in einer Zeit wie dieser den Jugendlichen diese gewohnte Unbeschwertheit aber auch Niederschwelligkeit unserer Arbeit zu garantieren.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-48545109_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Worin lagen bzw. liegen die größten Probleme?</b><BR />Plieger: Meiner Meinung nach mit der ständigen Unsicherheit leben zu müssen: Unsicherheit in und bei der Planung von Aktivitäten und Projekten, Unsicherheit im alltäglichen Verhalten (was ist gerade Norm- und Regelkonform und was gerade nicht?), die Unsicherheit wie es weitergehen soll. Ein weiteres großes Problem stellen für mich jene Jugendlichen dar, die wir nicht erreichen: solche die sich zu Hause alleine Gedanken machen, mit ihren Problemen alleine sind oder jene wo es familiäre Schwierigkeiten und Probleme gibt. Nicht umsonst hört man von allen Seiten, dass die Tendenz der psychischen Problemlagen und Krankheiten im Steigen ist.<BR /><BR /><b>Zu den Jugendlichen selbst, wie hart wurden diese von den Einschränkungen betroffen?</b><BR />Plieger: Die Jugendlichen wurden hart getroffen, dabei stellt die Pandemie an sich nur eine der vielen Herausforderungen für Kinder und Jugendlichen dar. Für Jugendliche ist es die Zeit der Identitätsbildung, der Orientierung an der Peergroup und Ablösung vom Elternhaus, eine Zeit in der sie sich ausprobieren und ihren Platz in der Gesellschaft finden sollen.<BR /> Doch wie sollen diese wichtigen Entwicklungsaufgaben von statten gehen, wenn Treffen und Austausch fast ausschließlich Online stattfindet?<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-48545107_quote" /><BR /><BR /><BR />Klar, eine Online-Kommunikation ist besser als gar keine Kommunikation, aber trotzdem fehlt hierbei Nähe, Resonanz und direkte Interaktion.<BR />Dies soll aber nicht heißen, dass alle Jugendlichen auf der Strecke bleiben, im Gegenteil: die meisten sind stark, kennen gute und funktionierende Coping Strategien und suchen sich ihren eigenen Weg durch und mit der Pandemie zu leben. Doch jene, die nicht zu diesen gehören, sollte man vermehrt Aufmerksamkeit schenken und sie unterstützen.<BR /><BR /><BR /><b>Hätten sie diesbezüglich einige Tipps, sei es gegenüber den Jugendlichen aber auch gegenüber der Politik?</b><BR />Plieger: Die junge Generation ist unsere Zukunft und ich glaube es ist nicht nur ein großes Anliegen, sondern auch unsere Pflicht, als Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen - aber auch als Politik und Gesellschaft – uns auch mit den Wünschen, Bedürfnissen, Sorgen und Ängsten der Jugendlichen auseinanderzusetzen und ihnen einen gesicherten und zuversichtlichen Weg in die Zukunft zu garantieren.<BR /><BR /><BR />