Neobiota: So heißen die gebietsfremden Arten der Tier- und Pflanzenwelt, die aus fernen Ländern eingewandert sind und hier für Probleme im Ökosystem und in der Landwirtschaft sorgen – dazu zählt auch der Rote Sumpfkrebs.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Spagnolli, Warum ist der Rote Sumpfkrebs ein gefürchteter Einwanderer?</b><BR /><KeinAbsatz>Luigi Spagnolli: </KeinAbsatz>Es gibt eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2014 über Vorbeugung und Management invasiver gebietsfremder Arten. Sie benennt die Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung in Europa Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Es handelt sich um 66 Arten. Gegen deren Ausbreitung müssen Maßnahmen getroffen werden müssen. Unter diesen Arten ist auch der Rote Sumpfkrebs Procambarus clarkii.<BR /><BR /><b>Woher stammt der Rote Sumpfkrebs?</b><BR /><KeinAbsatz>Spagnolli: </KeinAbsatz>Er stammt aus Nordamerika und wurde wahrscheinlich als blinder Passagier von Menschen in die ganze Welt transportiert. Er ist mehr oder weniger in ganz Europa zu finden. In der Poebene ist er in jedem Gewässer sichtbar. Mit der Zeit breitet er sich immer mehr in alle Richtungen aus. <BR /><BR /><b>Welche Gefahr geht von ihm aus?</b><BR /><KeinAbsatz>Spagnolli: </KeinAbsatz>Er ist größer und stärker als die anderen sich in Europa befindenden Krebse, darunter der rare, einheimische Dohlenkrebs Austropotamobius pallipes. Wo sich der Rote Sumpfkrebs etabliert, verschwinden nicht nur die anderen Krebse, sondern fast alle Amphibien und folglich mehrere Fisch-, Vogel- und Säugetierarten, die somit keine Nahrung mehr bekommen. Mehrere einheimische Arten könnten sogar mit der Zeit vom Aussterben bedroht sein. Außerdem graben die Sumpfkrebse die Ufer der Gewässer aus und verursachen enormen ökologischen und ökonomischen Schäden.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-50839126_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>In Kaltern läuft ein Monitoring. Was wird gemacht? Welche Erkenntnisse brachte es bis jetzt?</b><BR /><KeinAbsatz>Spagnolli: </KeinAbsatz>Vor einigen Jahren wurde in Südtirol eine Arbeitsgruppe Krebs mit Vertretern der Fischerei, Förstern und Technikern des Amtes für Jagd und Fischerei auf die Beine gestellt, die sich darum kümmert, Daten über das Vorkommen von Sumpfkrebsen zu sammeln und den Eindringling zu kontrollieren, abzufischen und zu fangen. Die gefangenen Krebse werden vom Tierseucheninstitut untersucht, um festzustellen, ob sie Krankheitsträger sind.<BR /><BR /><b>Was kann man dagegen unternehmen? Was ist geplant?</b><BR /><KeinAbsatz>Spagnolli: </KeinAbsatz>Niemand auf der Welt hat das Rezept gefunden, um den Roten Sumpfkrebs zu vernichten. Man versucht durch die oben aufgelisteten Tätigkeiten seine Ausbreitung zu bremsen und gleichzeitig Erfahrungen über die Bekämpfungsmöglichkeiten gegen ihn zu sammeln. Wir wollen auch die Bevölkerung informieren, welche Folgen die Präsenz von Sumpfkrebsen hierzulande hat.