Eine gedankliche Stippvisite zu den Gesetzmäßigkeiten von Schönheit, das Modelbusiness und ihre Herangehensweise als Model-Coach.<BR /><BR />Sie ist nicht nur für das Modeln prädestiniert, sondern ganz grundsätzlich für das Modelbusiness. Denn neuerdings betätigt sich Karin Perathoner auch als Agentin einer heimischen Modelagentur, vermittelt Aufträge, sichtet Bewerbungen, berät junge Models und bringt deren Vorstellungen mit den Ansprüchen der Kunden in Einklang. „Irgendwie hat sich das bei einem zufälligen Zusammentreffen mit dem Kalterer Fotografen Florian Andergassen so ergeben, wir haben Bedarf gesehen und das Ding mit der Modelagentur einfach durchgezogen“, sagt Perathoner. Im Herbst 2020 hoben sie zusammen mit 2 weiteren Südtiroler Fotografen - Hannes Niederkofler und Harald Wisthaler – die Agentur „DI Models“ aus der Taufe. Trotz den allseits bekannten Corona-Beschränkungen läuft es erstaunlich gut. Denn seit Ausbruch der Pandemie kamen etwa Modeschauen oder Auftritte bei Veranstaltungen erst gar nicht mehr in Frage. <BR /><BR />„Die Nachfrage kommt vor allem aus dem Tourismus- und Hotelsektor, aber auch verschiedenste Unternehmen brauchen für ihre Werbekampagnen geeignete Models“, sagt Perathoner. An die 300 Models haben sie bereits in ihrer Kartei aufgelistet, vom gefragten Topmodel aus München oder Mailand bis hin zu Südtiroler Naturschönheiten und sogar Kindern ist ein breites Spektrum abgedeckt. Mehr oder weniger täglich trudeln Anfragen von interessierten Anwärtern in das Mailpostfach ein, vorwiegend Mädchen reizt die Aussicht auf professionelle Shootings mit allem Drum und Dran. „Es könnten sich ruhig mehr Männer und vor allem auch mehr ältere Leute melden“, gibt Karin Perathoner einen Einblick in Angebot und Nachfrage. In vielen Sparten haben die Marketingfachleute erkannt, dass e sich glaubwürdiger mit reiferen Gesichtern wirbt. <BR /><BR /><BR />Grundsätzlich ist es mit dem Alter eine ziemlich vertrackte Sache, das weiß Karin nur zu gut. Sie selbst hätte es nie für möglich gehalten, so lange in diesem an sich wahnsinnig schnelllebigen Business mitzumischen. Nach wie vor nimmt die 47-Jährige gerne selbst Modelaufträge wahr, zwar nicht mehr in allen Winkeln des Erdballs, aber Mailand, Paris oder München stehen zuverlässig auf ihrer Liste. Und natürlich gibt es auch diverse Engagements in Südtirol. „Es ist kaum zu fassen, dass es so lange anhält, aber ich liebe das Modeln nach wie vor und sehe keinen Grund, damit aufzuhören“, meint sie verschmitzt und erzählt frei von der Leber weg von eigenen Zweifeln und Unsicherheiten. „Vor einigen Jahren bekam ich eine Anfrage von einem deutschen Unterwäschelabel, dabei dachte ich mir, die können unmöglich mich, eine zweifache Mutter, dafür wollen.“ Wollten sie aber tatsächlich doch, seit mehreren Jahren ist die 47-Jährige unter anderem also auch gefragtes Unterwäschemodel. <BR /><BR />In ihrem Job muss man flexibel und spontan sein, sich an die Gegebenheiten anpassen können und freilich auch mit Absagen zurechtkommen. „Man darf sich nicht verrückt machen, wenn mal eine Zeitlang keine Aufträge hereintrudeln und sollte andererseits immer schön am Boden bleiben, wenn es gut läuft“, meint sie. In der Hochphase ihrer Karriere lief es verdammt gut: Mit ihrem ausdrucksstarken und ebenmäßigen Gesicht warb sie für Weltmarken wie Oil of Olaz, Nivea, McDonald’s oder Johnson & Johnson, zierte die Titelseiten von Hochglanzmagazinen und präsentierte bei Modeschauen Haute Couture von Armani, Dolce & Gabbana oder Laura Biagiotti.<BR /><BR />Ihre aufregendsten Engagements? Einerseits schwärmt sie vom Reisen und dem Flair paradiesischer Locations in Südafrika, Barbados und Puerto Rico, andererseits fällt ihr der Werbespot für Bacardi Breezer ein. „Wir haben 5 Tage lang gedreht, der Spot ging auf allen Kanälen, ich war überall als das Bacardi-Girl bekannt“, meint sie lachend. Vielen dürfte sie auch noch als das Gesicht von Nivea bekannt sein, der weltweit operierende Kosmetikhersteller verpflichtete sie für die Kampagne zum 100-Jahr-Jubiläum. Doch auch das ist bereits 10 Jahre her. Zu Weihnachten 2012 ließ sie sich mit ihrem Mann James, ehemals selbst Model und nun ausgebildeter Personal Trainer, in Schlaneid bei Mölten nieder, auch die beiden Kinder Finley (9) und Billie Marie (6) dürfen hin und wieder bei Shootings mitwirken.<BR /><BR />Wer so lange wie sie vor der Linse steht und nun auch hinter den Kulissen mitmischt, weiß so einiges über Schönheitstrends und bedenkliche Entwicklungen zu erzählen. Im Gegensatz zu früher, als eine Cindy Crawford oder Linda Evangelista noch den Begriff der Supermodels prägten, gebe es heute nicht mehr diese alles überstrahlenden Models. Auch das Schönheitsideal sei einem steten Wandel unterzogen, außerdem liege Schönheit ganz bestimmt im Auge des Betrachters. So sind eben immer wieder neue Typen gefragt, gesellschaftliche Phänomene wie Diversity (Vielfalt) im Modesegment und die sozialen Plattformen treiben die Entwicklung voran. Den von sozialen Plattformen wie instagram befeuerten Hype sieht Karin sehr kritisch, da sich die jungen Models bzw. Influencerinnen in ihrem Aufmerksamkeits- und Optimierungsdrang davon zu sehr aufreiben ließen. Das sei eine bedenkliche Entwicklung, und es sei überhaupt nicht absehbar, wohin es führt, ist sie überzeugt. <BR /><BR />„Es gibt viele wunderschöne junge Models, die aber mehr auf ihre Präsenz und Ausstrahlung achten sollten anstatt permanent Followern hinterherzujagen“, bringt sie ihre Beobachtungen auf den Punkt. Vor allem sollten sich Mädchen, die von einem Modelleben träumen, bewusst sein, dass man ohne eine professionelle Einstellung nicht weit kommt: Wenn ein Shooting ansteht, dann ist das oft mit Reisestrapazen, frühem Aufstehen oder Warten in der Kälte verbunden. Vom allgegenwärtigen Konkurrenzdruck mal ganz abgesehen. Doch gerade auf das Zwischenmenschliche und die persönliche Betreuung legt Perathoner in ihrer Agentur großen Wert und möchte so angehende Models mit ihrem Knowhow unterstützen. <BR /><BR /><BR />Nur zu gut kann sie sich an ihre eigenen Anfänge in den frühen 1990er-Jahren erinnern, an die Wahl zur Miss Bozen im Jahre 1991, an die Endausscheidung zur Miss-Italia-Wahl in Salsomaggiore, an erste Erfahrungen auf dem Catwalk oder ihre Rolle als „valletta“ im italienischen Privat-TV. „Irgendwann kam ein tolles Angebot aus Tokio, ich war gerade erst 18, konnte kein Englisch und hab dort mit einer 12-Jährigen gewohnt“, erinnert sie sich zurück und meint: „Damals galten Models mit Mitte 20 als zu alt, weshalb ich mich schon gefragt habe, was einmal aus mir werden könnte.“ 20 Jahre hat sie mehr oder weniger aus dem Koffer gelebt, jettete für ihre Shootings rund um die Welt, ehe sie sich in London niederließ und dort im Gewusel des Oxford Circus ihren späteren Ehemann James über den Weg lief. Immer hat sie auf ihre Intuition vertraut, die Dinge hätten sich nach und nach wie von selbst ergeben, und so bleibt sie dem Modelbusiness auch weiterhin erhalten. <BR /><BR />Es ist wohl diese solide Grundhaltung, welche das Südtiroler Topmodel nicht von ihrem Weg abkommen ließ. Heute strahlt sie mehr denn je Zuversicht und eine gesunde Bodenständigkeit aus. Selbstbewusst und ambitioniert ja, abgehoben oder gar arrogant keineswegs. Der Jetset und die Glamour-Welt von früher haben ihr also überhaupt nicht den Kopf verdreht, sie mag die ländliche Idylle auf dem Tschöggelberg, ihre Familie hat ohnehin oberste Priorität. Und genau diese lockere und aufgeschlossene Haltung vermittelt sie nun in ihrer Modelagentur den aufstrebenden Models.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />