Was macht Waidbruck für neue Einwohner so attraktiv? Bürgermeister Philipp Kerschbaumer spricht über überraschende Gründe, neue Wohnprojekte und was das für das Dorfleben bedeutet.<BR /><BR />Laut dem Landesstatistikamt ASTAT hatte Waidbruck, die kleinste Gemeinde im Land, 2024 das höchste Bevölkerungswachstum in Südtirol. Die Einwohnerzahl ist von 219 auf 249 gestiegen. 40 Personen sind neu in die Gemeinde gezogen – viel für eine Kleinstgemeinde. <BR /><BR /><b>Haben Sie eine Erklärung für die Zunahme der Wohnbevölkerung in Ihrer Gemeinde?</b><BR />Philipp Kerschbaumer: Zwei größere Immobilien im Dorf, die sich in Privatbesitz befinden und längere Zeit leer standen, sind abgerissen und neu errichtet worden. Im vergangenen Jahr wurden dort Wohnungen vermietet bzw. verkauft, – das erklärt also den starken Zuzug. Dass so viele Bürgerinnen und Bürger in unsere Gemeinde gezogen sind, freut mich. Das ist eine positive Entwicklung, die auch für den Fortbestand von Infrastrukturen im Dorf – wie Kindergarten und Schule – wichtig ist.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70762520_quote" /><BR /><BR /><b>Was zieht neue Bürgerinnen und Bürger nach Waidbruck?</b><BR />Kerschbaumer: In Waidbruck lebt es sich besser so mancher vielleicht glaubt. Die Eisenbahn ist eingehaust, die Autobahn verläuft großteils im Tunnel. Zu den größten Vorzügen der Gemeinde zählt sicher ihre vorteilhafte Lage. Wir sind sehr gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden: Vom nahegelegenen Bahnhof ist man in 15 Minuten in Bozen bzw. Brixen, mit dem Bus sind Gröden und das Schlerngebiet leicht und schnell erreichbar. Das macht Waidbruck für Menschen, die dorthin zu ihrem Arbeitsplatz pendeln, attraktiv. Auch in Waidbruck selbst gibt es vielfältige Arbeitsplätze.<BR /><BR /><b>Und abgesehen von der geografischen Lage?</b><BR />Kerschbaumer: Natürlich ist das Preisniveau auf dem Wohnungsmarkt in Waidbruck etwas niedriger als etwa in Bozen oder im Schlerngebiet und damit eine Wohnung vielleicht eher leistbar. <BR /><b><BR />Rechnen Sie in den nächsten Jahren mit einem ähnlich starken Zuzug?</b><BR />Kerschbaumer: Die allgemeine Wohnungsknappheit im Land macht sich bemerkbar, ich bekomme sehr häufig Anfragen, ob es freie Wohnungen in der Gemeinde gäbe. Das war nicht immer so: In den 2000er-Jahren ist die Einwohnerzahl auf 170 bis 180 Personen zurückgegangen. Nun versuchen auch wir als Gemeindeverwaltung, unseren Beitrag zu leisten und zusätzlichen Wohnraum zu schaffen: In gemeindeeigenen Gebäuden wollen wir Kleinwohnungen errichten. Nächstes Jahr wollen wir die Generalsanierung des ersten Stockwerks im Rathaus in Angriff nehmen. Dass das Land innovative Wohnmodelle finanziell fördert, wird uns dabei sicher zugute kommen. <BR /><BR /><b>Trotz der geringen Größe gilt Waidbruck als lebendige Gemeinde – was macht das Gemeinschaftsleben hier aus? Welche Rolle spielen die Vereine?</b><BR />Kerschbaumer: In Waidbruck gibt es eine Musikkapelle und eine Feuerwehr, und beide haben mehr als 30 Mitglieder. Ihre Mitglieder kommen seit jeher nicht nur aus der Gemeinde selbst, sondern aus dem Talgebiet in der Umgebung. Auch sonst gibt es ein reges Gemeinschaftsleben: Der Sportverein, der KVW und der Pfarrgemeinderat etwa sind sehr rührig. Das ist wichtig, damit sich die neu Zugezogenen gut in das Dorf und in das Gemeindeleben integrieren können.