Der Eurac-Wissenschaftler fordert gezielte Maßnahmen im Städtebau und in der Forstwirtschaft. <BR /><BR /><BR /><BR />Nicht nur die Natur selbst wird durch die Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten massive Schäden nehmen, sondern auch die Infrastrukturen, die Landwirtschaft und die Wirtschaft. Letztlich wird auch der Mensch selbst immer stärker an den Auswirkungen zu leiden haben. Das besagt die jüngste Klimawirkungs- und Risikoanalyse, die kürzlich in Deutschland vorgestellt wurde und dort ein gehöriges Medienecho nach sich gezogen hat. Kein Wunder, wenn man sich die Berechnungen der Klima-Experten mit den dazugehörigen Folgen vor Augen führt – etwa das gehäufte Auftreten von Hitzetagen, Trockenheit, Starkregen und Hochwasser-Ereignissen. <BR /><BR />Die detaillierte Studie wird alle 6 Jahre im Auftrag der deutschen Bundesregierung erhoben, maßgeblich dazu beigetragen hat das Eurac-Institut für Erdbeobachtung unter der Leitung von Klimaforscher Marc Zebisch. Er hat 2005 die allererste Klimarisiko-Studie selbst geleitet, wird deshalb mit seiner Expertise nach wie vor zur Rate gezogen. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-49644561_quote" /><BR /><BR /><BR />Zebisch skizziert die Herangehensweise: „Wir haben die Klimarisiken in verschiedenen Handlungsfeldern wie der Landwirtschaft, der Industrie oder den Tourismus unter die Lupe genommen und beschrieben, inwieweit man diese Risiken drücken kann, wenn man in Klimaschutz zu investieren bereit ist.“ Sein unmissverständliches Fazit in einem Satz: Die Emissionen müssen maßgeblich reduziert werden, und es braucht schon jetzt massive Investitionen in die Klima-Anpassung. Andernfalls müsse man mit weit höheren Klimarisiken rechnen. <BR /><BR />Mit Maßnahmen der Anpassung meint er Eingriffe im Städtebau oder in der Forstwirtschaft. „Gerade weil wir es in diesen Bereichen mit langen Planungshorizonten zu tun haben, muss man die klimatischen Auswirkungen in 20, 30 oder 50 Jahren im Blick haben“, gibt er zu bedenken. Man müsse die Städte „grüner und weiter“ gestalten, um mehr Frischluft zu ermöglichen und den Wasserkreislauf nicht weiter zu gefährden. Städte sollten wie ein Schwamm Wasser aufnehmen und wieder der Vegetation zuführen können und so gleichzeitig zur Kühlung der Strukturen beitragen. <BR /><BR /><b>Bäume statt Parkplätze</b><BR /><BR />„Es gibt Städte wie hierzulande Meran, die bereits einen Klima-Anpassungsplan haben und solche Dinge in die Wege leiten“, weiß Zebisch. So verfolge die Passerstadt bereits das Ziel, jeden dritten Parkplatz sozusagen in einen „Baumplatz“ zu verwandeln.<BR /><BR />Besonders die Alpen erweisen sich als vulnerabler Lebensraum, wenn sich die Temperaturen sukzessive erhöhen und gehäuft extreme Wetterereignisse auftreten. Augenscheinliche Folge sind Engpässe in der Wasserversorgung und Naturgefahren, doch ebenso drastisch erweisen sich die Folgen für Wirtschaft und Gesundheit. <BR /><BR />Zebisch erläutert: „Bei den Außenarbeiten – etwa Dachdeckern oder Straßenarbeitern – werden die Arbeitsausfälle im Sommer aufgrund der Hitze immer häufiger, teilweise bereits stärker als die Kälte im Winter. Tatsächlich hat die Trockenheit auch die Benzinpreise in Süddeutschland steigen lassen, weil die Tankschiffe bei Niedrigwasser nicht voll beladen werden können und somit die Frachtkosten gestiegen sind.“ Was Hitzetage und extreme Wetterschwankungen für den Menschen bedeuten, kann wohl jeder auch an sich selbst beobachten. Gegen die ermattende Hitze sucht man nur zu gern ein schattiges Plätzchen, arbeiten ohne Klimaanlage ist vielfach undenkbar.<BR /><BR /><b>Gefahr für die Gesundheit</b><BR /><BR />„Wir haben es mit Dominoeffekten zu tun, wobei am Anfang der Wirkungsketten sich eine Veränderung der natürlichen Systeme beobachten lässt und am Ende die menschliche Gesundheit steht“, sagt Zebisch, der solche Wechselwirkungen im Detail untersucht hat. Das Eurac-Institut hat sich dabei um die Kapitel Wasser, Boden und biologische Vielfalt gekümmert. Allein für die besagte Studie wurden 100 Wirkungen des Klimawandels in Deutschland mitsamt Wechselwirkungen aufgelistet. Bei 31 davon sieht man dringenden Handlungsbedarf. <BR /><BR />Vor 6 Jahren wurde in Deutschland die letzte Klimarisiko- und Wirkungsanalyse vorgestellt, doch erst danach folgten mehrere besonders heiße und trockene Sommer mit entsprechenden Schäden in Land- und Forstwirtschaft. Seitdem schenkt man den Forschern vermehrt Gehör.<BR />