Im Gespräch beschreibt die 24-jährige Grödnerin den Stellenwert ihrer Familie, spricht unter anderem von den Erwartungen, die sie vor der Abreise nach China hatte, und erinnert sich auch an unangenehme Momente in ihrer bisherigen Karriere.<BR /><BR />Die Grödner Skirennläuferin Nadia Delago ist mit ihren 24 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der italienischen Nationalmannschaft; sie gehört der Sportgruppe Fiamme Oro, also der Polizei-Sportgruppe, an und nimmt seit 3 Jahren am Weltcup teil; bei den italienischen Meisterschaften 2021 zeichnete sie sich aus, indem sie die Goldmedaille in der Abfahrt und Bronze im Super-G gewann. Im Weltcup hat es heuer mehrfach ganz knapp nicht für einen Podestplatz gereicht. Genau wie ihre Schwester Nicol ist sie auf die schnellen Disziplinen spezialisiert. Nun die Krönung bei Olympia! Wir haben uns mit Nadia bei ihr Zuhause getroffen und unterhalten.<BR /><BR /><b>Liebe Nadia! Ein wohl lang ersehnter Traum ist Wahrheit geworden, und Sie haben eine Olympia Medaille nach Hause gebracht. Es sind einige Tage vergangen und es gab eine tolle Feier mit all Ihren Mitbürgern aus Wolkenstein, Ihre Gefühle?</b><BR />Delago: Schön langsam realisiere ich, was eigentlich passiert ist. Ich konnte es kaum erwarten, wieder daheim zu sein. Es haben mir in den letzten Tagen so viele Leute gratuliert, geschrieben, Plakate für mich gebastelt, usw. Dies war überwältigend und hat mich extrem gefreut. Ich möchte hiermit die Gelegenheit nutzen, wirklich allen von Herzen dafür zu danken.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53006098_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Welche Erwartungen hatten Sie vor Ihrer Fahrt nach China?</b><BR />Delago: Eigentlich hatte ich ja keine großen Erwartungen, als ich nach China aufgebrochen bin, auch weil es meine ersten Olympischen Spiele waren. Als ich die Nachricht bekommen hatte, dass ich fix dabei sein werde, ging ja bereits ein erster Traum für mich in Erfüllung. Ich hatte mir dann einfach vorgenommen, in China mein Bestes zu geben und gleichzeitig locker zu bleiben und Spaß zu haben. Ich glaube, dies ist mir auch einigermaßen gelungen, umso größer nun die Freude, dass ich mit einer Medaille nach Wolkenstein heimkehren durfte. <BR /><BR /><b>Was war in China besonders schwierig?</b><BR />Delago: Die Anreise war sehr mühsam und aufwendig, und über eine APP mussten wir tagtäglich unseren Gesundheitszustand deklarieren. Besonders problematisch war meiner Ansicht nach die Tatsache, dass fast alle Mitarbeiter kein Englisch verstanden oder sprachen. Wir mussten uns also mit den Handy-Übersetzungstools aushelfen und mit diesen kommunizieren.<BR /><BR /><b>Was funktioniert in Ihren Augen beim italienischen Skiverband gut und was wäre verbesserungsbedürftig?</b><BR />Delago: Was besonders gut funktioniert ist, dass wir viele gute Trainer haben und immer auch ein eigener Physiotherapeut sowie Arzt mit dabei ist. Optimierungsmöglichkeiten gäbe es vielleicht darin, dass man etwas mehr die jungen Athleten miteinbeziehen sollte. Z.B. in dem diese Trainingsläufe absolvieren und ins hohe „Rennniveau“ hineinschnuppern können. Dies wäre, glaube ich, sehr zielführend und ein großer Vorteil.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53006096_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Ihre Eltern und Ihre Schwester waren und sind eine große Stütze für Sie. Welchen Stellenwert hat die Familie in Ihrem Leben?</b><BR />Delago: Meine Familie steht seit immer an erster Stelle. Meine Eltern haben so viel gearbeitet und auf so vieles verzichtet, um meiner Schwester und mir dies alles zu ermöglichen. Nicol war und ist für mich eine unglaubliche Stütze und Hilfe, nicht nur, wenn es ums Skifahren geht, sondern auch während meiner Schulzeit. Dort hat sie mir so viel geholfen und immer gute und entscheidende Tipps gegeben. Es ist und war für mich ein unglaubliches Glück, eine Schwester zu haben, die genau dieselbe Leidenschaft teilt und wir uns gegenseitig helfen und motivieren können.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="739346_image" /></div> <BR /><BR /><b>Ihr Vater „Nobi“, wie ihn alle in Gröden nennen, ist ein passionierter Sportler und zugleich auch Skifahrer und Skilehrer. Welche waren die wichtigsten Ratschläge, die er Ihnen von klein auf im sportlichen Sinne, aber auch fürs Leben mitgegeben hat?</b><BR />Delago: Ja, mein Tata hat wohl seit immer am meisten an mich geglaubt. Vor allem nach der Mittelschule wusste ich nicht, ob ich nun die Skikarriere versuchen oder den Beruf der Köchin in Angriff nehmen sollte. Tata hat mir aber immer gesagt, ich hätte das Potenzial im Skizirkus weit nach vorne zu kommen, und ich solle es einfach mal versuchen. Sollte es mir dann nicht gefallen oder nicht klappen, könnte ich immer noch meinem Traumberuf nachgehen. Er motivierte mich auch immer wieder mehr an mich zu glauben, und er gab uns immer das Gefühl der Sicherheit, dass Nicol und ich viel erreichen können. Wie man sieht, hatte er wohl recht, und ich werde ihm ewig dafür dankbar sein.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="739349_image" /></div> <BR /><BR /><b>Welchen Stellenwert hatten hingegen der Ski Club Gröden und seine Trainer in Ihrem sportlichen Leben?</b><BR />Delago: Der Ski Club Gherdëina hat für mich eine sehr große Bedeutung. Ich hatte das Glück, viele verschiedene Trainer zu haben, und von jedem habe ich etwas Neues dazugelernt.<BR />Ich denke immer sehr gerne an die damalige Zeit im Ski Club zurück, da wir auch immer sehr viel Spaß hatten (Nadia lacht…).<BR /><BR /><b>Sie haben sich nach der Matura für den Skisport entschieden. Wie haben Sie in Ihrer früheren Zeit Sport und Schule kombiniert? Waren Sie eigentlich eine gute Schülerin?</b><BR />Delago: Durch das „Ski College ITE Raetia“ in St. Ulrich konnte ich Sport und Schule sehr gut kombinieren. Ich bin aber ganz ehrlich: Es war keine leichte Zeit für mich, auch weil ich oft beim Unterricht fehlen musste und ich sicher keine Musterschülerin war. Dank der Unterstützung des Lehrpersonals, des damaligen Direktors, durch Lydia Bernardi und meine Schwester habe ich mich im wahrsten Sinne des Wortes durchgeboxt. Vor allem in der 5. Klasse war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen. Ich habe aber die Zähne zusammengebissen und die Matura geschafft.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="739352_image" /></div> <BR /><BR /><b>Neben Olympia, welches war Ihr wohl schönstes sportliches Erlebnis und an was denken Sie hingegen ungern zurück?</b><BR />Delago: Eines meiner schönsten Erlebnisse war sicher, als ich mein erstes Europacuprennen in Altenmarkt-Zauchensee gewonnen habe und Nicol am Vortag ihr erstes Podium im Weltcup, zudem noch beim Heimrennen in Gröden auf der Saslong, feiern konnte. Mein erstes Top-10-Ergebnis im Weltcup gehört auch zu den besonders schönen Erinnerungen.<BR /><BR />Ungern denke ich an die Zeit vor 5 Jahren zurück, als ich Skimarke wechseln musste, weil mein damaliger Ausrüster aufgrund der nicht besonders guten Resultate meinen Vertrag nicht mehr erneuern wollte. Ich war extrem verunsichert. Es ist aber dann ganz anders gekommen, weil es seit dem Ski-Markenwechsel, wo Atomic mir als neuer Ausrüster das Vertrauen geschenkt hatte, eigentlich nur mehr aufwärtsgegangen ist!<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="739355_image" /></div> <BR /><BR /><b>Zusammen mit Ihrer Schwester Nicol und Mannschaftskamerad Alex Vinatzer gehören Sie aktuell wohl zu wichtigen Idolen vieler junger Ski-Athleten, insbesondere in Gröden. Was möchten Sie ihnen mitgeben?</b><BR />Delago: Dass man, wenn es ab und zu nicht immer so gut läuft, immer weiterkämpfen sollte! Das Wichtigste ist aber dabei immer Spaß zu haben. Zudem sollte man jeden Moment schätzen, den man erleben darf.<BR /><BR /><b>Was steht in den nächsten Wochen an?</b><BR />Delago: Die nächsten Tage und Wochen werden wieder sehr intensiv sein. Wir haben 2 Weltcupabfahrten in Crans-Montana, dann geht es gleich nach Livigno zum Training weiter und kurz darauf folgen schon wieder weitere Rennen.<BR /><b><BR />Was wünschen Sie sich für die Zukunft?</b><BR />Delago: Ich wünsche mir vor allem, dass ich gesund bleibe und weiterhin so viel Spaß beim Skifahren habe.<BR />Abschließend möchte ich noch mal meiner Familie, meinem Freund, meinen Kolleginnen und Kollegen, der Skischule Wolkenstein, dem Ski Club Gherdëina, dem Landeskader, dem Ski-College, der Mannschaft, meiner Sportgruppe, meinem Skiman, meinem Trockentrainer Günther Taschler, der Sporthilfe, meinen Sponsoren/Ausrüstern und allen danken, die mir seit jeher die Daumen gedrückt haben. Ein Teil meiner Medaille gehört auch ihnen!<BR />