Der späte Start ins Leben eines Monarchen hätte für ihn kaum besser laufen können, glaubt der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der walisischen Bangor University. „Es gab echte Befürchtungen, dass nach dem Tod der Queen die Unterstützung für die Monarchie wegbrechen könnte“, sagt Prescott der dpa. „Es scheint mir, dass wir davon weit entfernt sind“. <BR /><BR />König Charles III. habe die Menschen mit seiner Präsenz und seinem Pflichtgefühl während der Trauerfeierlichkeiten beeindruckt, meint Craig Prescott.<BR /><BR />Catherine Mayer, die britisch-amerikanische Autorin der zum Geburtstag neu aufgelegten Biografie „Charles III. – mit dem Herzen eines Königs“, glaubt, dass Charles teilweise sogar mit den für ihn „typischen“ emotionalen Ausbrüchen Sympathien gewonnen haben könnte – beispielsweise, als er vor einer laufenden Kamera über einen auslaufenden Tintenfüller fluchte. Das habe ihn für manche zwar arrogant, für andere aber menschlicher erscheinen lassen.<h3> Denker und Umweltschützer</h3>Insgesamt bezeichnet sie den Start seiner Regentschaft wegen der Spannungen mit der Regierung aber als „schwierig“. Mayer hat die Persönlichkeit des Royals in ihrer Biografie unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist das Porträt eines Mannes, der den unzähmbaren Willen habe, für mehr als nur die Gnade seiner hohen Geburt Beachtung zu finden. Nämlich als Denker und Umweltschützer, der ein ganzheitliches Konzept für die Probleme der Menschheit entworfen habe – und sich oft gänzlich unverstanden fühle.<BR /><BR />Es sei eine „riesige Ironie“ gewesen, dass Charles ausgerechnet zu einem Zeitpunkt auf den Thron kam, als er mit seinem Engagement für das Klima im Widerspruch zur Regierung stand, erläutert die Schriftstellerin und Journalistin Mayer gegenüber der dpa. Die Spannungen erreichten ihren Höhepunkt, als der Palast verkündete, der König werde in Absprache mit der Regierung nicht zur UNO-Klimakonferenz in Ägypten fahren. <h3> Im Konflikt mit der Regierung</h3>Die damalige Premierministerin Liz Truss (47) hatte der Klimapolitik ihrer Vorgänger den Rücken gekehrt und versprach, großzügig neue Lizenzen zur Öl- und Gasförderung zu verteilen. Eine öffentliche Demütigung für Charles, der sich schon seit Langem für den Kampf gegen die Erderwärmung einsetzt.<BR /><BR />Charles revanchierte sich später – absichtlich oder nicht –, als er Truss bei der wöchentlichen Audienz vor laufender Kamera mit den Worten empfing: „Back again – dear oh dear“ („Wieder da. Oh je, oh je.“) Doch eine weitere Zuspitzung des Konflikts blieb dem König erspart – Truss trat kurze Zeit später zurück.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831542_image" /></div> <BR /><BR />Die Spannungen waren heikel – schließlich wurde eine mögliche Einmischung Charles' in die Politik schon immer als größte Gefahr für seine Regentschaft angesehen. Das dürfte nun vorerst entschärft sein, denn der Truss-Nachfolger Rishi Sunak (42) kehrte wieder zum Kurs seines Vorvorgängers Boris Johnson (58) zurück. Sunak entschied sich, selbst nach Ägypten zu fahren und rief erneut das Ziel aus, Großbritannien zur „Supermacht der grünen Energie“ zu machen. Doch weitere Divergenzen drohen: beispielsweise beim erbarmungslosen Kurs der Regierung im Umgang mit Migranten, den Charles anscheinend mit Sorge betrachtet.<BR /><BR />Doch die politisch turbulente Anfangszeit hatte auch eine positive Seite für den neuen König: Für Prescott kam Charles zugute, dass die Regierung in seinen ersten Monaten als Monarch im Chaos versank. Er konnte dadurch ohne großes Zutun als Anker der Stabilität erscheinen, wie es seine Mutter so erfolgreich über viele Jahrzehnte getan hatte.<BR /><BR />Die erste große Prüfung steht ihm nach Ansicht Prescotts bei der Weihnachtsansprache bevor. „Er wird sich zum ersten Mal unabhängig an die Nation wenden“, so der Experte. Doch auch die für Jänner angekündigte Veröffentlichung der Memoiren seines Sohnes Prinz Harry (38) seien „eine Wolke am Horizont“. Es werde schwer für die Monarchie, darauf zu reagieren, ohne ihr Ansehen zu beschädigen.<h3> Prinz Harrys Memoiren als „Wolke am Horizont“</h3>Ebenfalls knifflig dürfte es werden, durch die Krönungsfeierlichkeiten am 6. Mai 2023 inmitten einer Krise der Lebenshaltungskosten zu navigieren, glaubt Prescott. Der Palast hatte zwar bereits angekündigt, den Rahmen klein zu halten. Ob die Menschen den Pomp auf Kosten der Steuerzahler als gerechtfertigt sehen, müsse sich erst noch zeigen.<BR /><BR />Auch Mayer sieht den Streit mit Harry und dessen Frau Meghan (41) als eines der größten Probleme für den König. Ebenfalls die Tatsache, dass Prinz Andrew (62) nach seiner unrühmliche Rolle im Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein noch immer nicht ganz aus seiner öffentlichen Rolle entfernt sei. <BR /><BR />Für eine weitere Gefahr hält Mayer die oft laxe Haltung von Charles, wenn es darum ging, Spendengelder für seine wohltätigen Organisationen entgegenzunehmen. So berichtete die „Sunday Times“ beispielsweise im Sommer von Taschen voller Bargeld in Millionenhöhe, die ihm ein katarischer Politiker überreichte. Der vom Palast bestätigte Vorfall war zwar nicht illegal, weckte aber Zweifel an Charles' Urteilsvermögen. „Das Risiko, dass ihm seine eigenen Fehlentscheidungen auf die Füße fallen werden, ist nicht unerheblich“, sagt Mayer.<BR />