Gehen wir auf eine Zeitreise – und zwar zurück ins Jahr 1994. Silvio Berlusconi wird zum ersten Mal italienischer Ministerpräsident; Österreich, Schweden und Finnland stimmen für einen EU-Beitritt; Nelson Mandela wird der erste schwarze Präsident Südafrikas; Steven Spielbergs Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ wird mit sieben Oscars ausgezeichnet; Michael Schumacher wird zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister. Und im deutschsprachigen Raum bricht die „Rex-Manie“ aus. Am 10. November zeigen ORF 1 und Sat.1 den Pilotfilm zur neuen Serie „Kommissar Rex“, „Kommissar Rex: Endstation Wien“. <BR /><BR />Erinnern Sie sich noch, wie alles begann? Attentat im Herzen von Wien: Auf der Terrasse eines Hauses explodiert eine Bombe, ein Mann wird getötet. Wie sich herausstellt, handelte es sich dabei um einen hohen KGB-Offizier des russischen Handelsministeriums. Bei der Verfolgung des Attentäters kommt es zu einer dramatischen Schießerei. Dabei wird das Herrl von Polizeihund Rex erschossen. <BR /><BR />Da der „traurige“ Rex – eigentlich Reginald von Ravenhorst – daraufhin nicht mehr frisst, soll er eingeschläfert werden. In letzter Minute bricht er aus dem Zwinger aus und Kommissar Richie Moser (gespielt von Tobias Moretti) nimmt sich seiner an. Rex revanchiert sich: Er begleitet Moser auf seinen Recherchen im Milieu der Wiener Ost-Händler… Der Rest ist internationale Fernsehgeschichte. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163559_image" /></div> <h3> „Brad Pitt“ unter den Schäferhunden</h3>Einen passenden Rex-Darsteller zu finden, war damals nicht einfach: Der Hund musste nicht nur liebenswert sein, sondern vor allem auch so wirken. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Image der Deutschen Schäferhunde am Boden. Die Nazis hatten die Tiere, die als ausdauernd, stark, treu und gehorsam gelten, für Propagandazwecke missbraucht. Und als Rasse-Ikone inszeniert. Um das Ansehen der Hunde zu rehabilitieren, musste also als Rex-Darsteller ein Tier mit hellem Fell her. <BR /><BR />„Wir mussten praktisch nach einem Brad Pitt suchen und dann hoffen, dass er schauspielern konnte“, erzählte Teresa Ann Miller damals dem österreichischen Privatfernsehsender PULS 24. Die erfahrene Hundetrainerin von der US-Firma „Animal Action“ gilt als Hundeflüsterin Hollywoods, sie hat neben den Hunden für „Kommissar Rex“ auch die Hunde bekannter Filme wie „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ und „Underdog“ trainiert. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163562_image" /></div> <BR /><BR />Ursprünglich war die Produktion an ihren Vater Karl Lewis Miller herangetreten, weil er für seine Arbeit mit Hunden bekannt war. Er befand sich aber gerade in der Vorbereitung für „Ein Schweinchen namens Babe“, also sprang Teresa für ihn ein und flog nach Österreich.<h3> Wurstsemmeln nur tragen, nicht fressen</h3>Ungefähr 40 Deutsche Schäferhunde wurden „gecastet“, um den perfekten Rex zu suchen. Um es mit „X Factor“, der heutzutage erfolgreichsten Talent-Show der Welt, zu erklären: Man benötigte einen Vierbeiner mit „Wuff“-Faktor. Dieser wurde dann im anderthalbjährigen Santo vom Haus Zieglmayer, B.J. gerufen (wird Beejay ausgesprochen), aus Ingolstadt gefunden. <BR /><BR />Das Training begann etwa fünf Monate vor den Dreharbeiten zur ersten Staffel. Im Durchschnitt erhielt B.J. vier Stunden Training pro Tag. Zu ihrer Trainingsmethode sagte Teresa damals: „Unsere Tiere gehen nicht zur Arbeit. Für sie ist es ein Spiel.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163565_image" /></div> Einer der visuell dramatischsten Stunts, die B.J. vorführen musste, war der Sprung durch ein geschlossenes Fenster im Vorspann der Serie. Jahre später verriet Teresa den Trick: Um diesen Effekt zu erzielen, brachte die Trainerin das Tier zunächst dazu, durch einen leeren Holzrahmen zu springen. Der Rahmen wurde dann nach und nach mit einer Plastikfolie abgedeckt, die in der Mitte ein Loch hatte. <BR /><BR />So konnte B.J. hindurchspringen und sich an einen gewissen Druck auf seinen Rücken gewöhnen. Er wiederholte den Sprung, bis das Loch in der Mitte des Rahmens so klein war, dass die Plastikfolie riss. Schließlich ersetzte „Zuckerglas“ die Plastikfolie, die zersplitterte, sobald Rex hindurchsprang – so entstand der Effekt von echtem Glas.<BR /><BR /> <div class="embed-box"><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/7pm0ZpdcZ-U?si=0q7SMUu8K7E56S-b" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></div> <BR /><BR />Einer der anspruchsvollsten Tricks war hingegen, Wurstsemmeln zu tragen, aber nicht sofort zu fressen. Teresa Miller, so erzählte sie, musste nach Szenen schnell sein, um so zu verhindern, dass B.J. jede Wurstsemmel auffraß. <BR /><BR />Dann ging es los mit den Dreharbeiten. Wenn er am Set erschien, so schilderte Peter Hajek, Schöpfer der Filmfigur „Kommissar Rex“, später, wurde B.J. zur Diva. „Er ist aus dem Auto gesprungen und sofort im Mittelpunkt gestanden“, sagte Hajek. Vor der Kamera war der Hund in seinem Element. „Er hat das Drehen geliebt.“ Bei der Produktion der Krimiserie war Teresa Miller stets mit am Set, um die Schäferhunde zu motivieren und mit reichlich Leckerlis zu belohnen.<BR /><BR />Mit sieben Jahren ging B.J. in den „Ruhestand“ und wurde vom Deutschen Schäferhund Rhett Buttler abgelöst, den er noch oft zum Dreh begleitete. Später schlüpfte Henry in die Rolle des Ermittlers mit der kalten Schnauze, in den darauffolgenden Produktionen folgten die Deutschen Schäferhunde Nick, Aki und Tokio, die nicht mehr von Miller trainiert wurden. Gestorben ist B.J. 2003 im Alter von 12 Jahren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163568_image" /></div> <BR />Mit etwa sieben Jahren wurden übrigens alle Hundedarsteller für die Rolle des Rex zu alt, also nahm Miller sie mit zu sich nach Hause nach Kalifornien. Die Karriere der Vierbeiner war aber noch nicht beendet. Die Tiere spielten in Filmen wie „Spiderman 3“ und Serien wie „CSI: Las Vegas“ oder „Desperate Housewives“ mit. Wenn sie nicht vor der Kamera standen, lebten sie ein ganz normales Hundeleben bei Miller. Was hingegen aus den Hunde-Darstellern Nick, Aki und Tokio wurde, ist nicht bekannt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163571_image" /></div> <BR /> Das Geheimnis des Erfolgs der Serie (bis zu zehn Millionen Zuschauer allein in Deutschland) lässt sich simpel zusammenfassen: Schäferhund Rex eroberte die Herzen des großen und kleinen Publikums; Ur-Rex-Herrl Moretti fand als humoriger, aber auch leicht aufbrausender Kriminalinspektor Moser eine frühe Rolle fürs Leben; Wien wurde perfekt in Szene gesetzt. <BR /><BR />Dazu der anfangs an Hundeangst leidende und seine Wurstsemmel stets an Rex verlierende Stockinger (Karl Markovics), der gemütlich-entspannte Peter Höllerer (Wolf Bachofner), der pensionierte Kriminalinspektor Max Koch (Fritz Muliar) oder der mit einer Überdosis schwarzen Humor ausgestattete Gerichtsmediziner Leo Graf (Gerhard Zemann). <h3> The show must go on, auch ohne Moretti</h3>In den 1990er-Jahren wurde ganz Europa von der „Rex-Manie“ erfasst. In den Niederlanden begann man, Rex-Kaugummis herzustellen, in Italien gab es Alben zum Sammeln von Rex-Aufklebern, in Deutschland wurden unter anderem Kalender, Postkarten, Bücher und sogar CDs mit dem Geräusch des berühmten Hundegebells verkauft.<BR /><BR />Als Tobias Moretti nach 45 Folgen seinen Ausstieg verkündete, brach für Produktion und Publikum eine Welt zusammen. „Bei einer Langzeitserie stellen sich eben Inflation und Stigma ein, und ein Gesicht wird nicht interessanter, wenn es ständig präsent ist“, erklärte Moretti damals der APA. <BR /><BR />Aber: The show must go on – Die Show muss weitergehen. An Rex' Seite ermittelten in den darauffolgenden Jahren Gedeon Burkhard (als Alex Brandtner von 1998 bis 2002) und Alexander Pschill (als Marc Hoffmann von 2002 bis 2004). <BR /><BR />Insgesamt zehn Staffeln der ROMY-prämierten Serie wurden in Wien gedreht. 2007 übersiedelte Rex schließlich nach Italien, wo die Serie unter dem Titel „Rex“ von der Rai weitergeführt wurde. Zunächst wechselte der Hund mit Film-Herrchen Kaspar Capparoni von Wien nach Rom. Der römische Schauspieler mit Pusterer Wurzeln übergab 2011 die Hundeleine an Ettore Bassi, dieser wurde von Francesco Arca abgelöst.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163574_image" /></div> <BR /> 2013 wurde ein „Kommissar Rex“-Spielfilm mit dem Kärntner Schauspieler Juergen Maurer in der menschlichen Hauptrolle in Meran (mit Unterstützung von IDM Südtirol) gedreht. Regisseur Erhard Riedlsperger erklärte damals: „Es gibt zwei Hunde – Aki und Tokio: Aki ist der besser Trainierte und Tokio ist der wesentlich Ruhigere. Manchmal braucht man für Szenen eben den ruhigeren Hund, der sich hinlegen lässt und dann auch liegen bleibt. Das wird Szene für Szene entschieden.“<BR /><BR />Aki war der Feinmotoriker. Er konnte Handys in der Gegend herumtragen, Türen öffnen… und Bussis geben. Allerdings nur, wenn der Hundetrainer dem zu Küssenden Thunfischpaste hinters Ohr schmierte und „Bacio, Bacio“ rief. <BR /><BR />Double Tokio – vom Team despektierlich „Schlaftablette“ genannt – kam zum Einsatz, wenn etwas mehr Gemütlichkeit gefragt ist. In einer Szene trägt der zweibeinige Kommissar den verletzten Hund einen Berghang hinunter – „Aki würde sich das nie gefallen lassen“, sagt Maurer. Tokio dagegen genoss den kleinen Ausflug so sehr, dass er für einen verletzten Hund fast zu zufrieden aussah. <BR /><BR />An die einstigen Erfolge konnte auch der Spielfilm nicht anknüpfen, 2015 war endgültig Schluss mit „Kommissar Rex“. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163577_image" /></div> <BR />Nun wagen sich ORF und Sat.1 erneut an ihre ehemalige Kult-Serie. Sechs Folgen in Spielfilmlänge sollen es sein. Die menschlichen Hauptrollen übernehmen Maximilian Brückner und Ferdinand Seebacher. Über den neuen vierbeinigen Schnüffler ist noch nichts bekannt, außer dass er Capo heißt. <BR /><BR />Produzent Oliver Auspitz ist überzeugt, dass das Comeback funktionieren wird: „Die Leute haben ja nicht aufgehört, Hunde zu lieben.“ Die Geschichten sollen trotz Crime-Aspekt „ein gutes Gefühl und viel Emotion der Hauptfiguren“ vermitteln.