Ihr Vorsprung auf die Sozialdemokraten schrumpfte allerdings. Als Folge der jahrelangen Eurokrise legten zugleich rechtsorientierte und populistische Parteien stark zu, insbesondere in Frankreich und Großbritannien.In Deutschland verteidigten die Unionsparteien ihre Vorrangstellung – allerdings bei herben CSU-Verlusten. Die SPD mit Junckers Rivalen Martin Schulz als europäischem Spitzenkandidaten gewann am Sonntag nach ihrem Tief vor fünf Jahren hierzulande kräftig hinzu. Rennen um den Posten des Kommissionspräsidenten ist offenDas Rennen um den EU-Chefposten des Kommissionspräsidenten blieb offen. In der Berliner Koalition begann noch am Wahlabend ein Tauziehen um diese wichtige Brüsseler Personalie.Der konservative Parteienblock EVP errang nach den in der Nacht zum Montag vom Europaparlament veröffentlichten vorläufigen Ergebnissen 28,23 Prozent der Stimmen – deutlich weniger als 2009 (35,77). Dies entspricht 212 der 751 Sitze im Europaparlament. Die Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) mit ihrem Spitzenkandidaten Schulz kam mit 24,77 Prozent oder 186 Sitzen auf Platz zwei. Auf Platz drei lagen die Liberalen mit 9,32 Prozent und 70 Sitzen.Rechte im AufwindRechtsorientierte und populistische Parteien kamen auf insgesamt rund 19 Prozent. In Frankreich wurde die rechtsextreme Partei Front National (FN) klar stärkste Kraft. Die EU-skeptische UKIP gewann in Großbritannien. Ob es am rechten Rand nun eine neue EU-Parlamentsfraktion geben wird, ist noch offen.Mit dem EVP-Sieg sind die Chancen des luxemburgischen Ex-Premiers Juncker auf den Posten des EU-Kommissionschefs gestiegen. Allerdings beanspruchte SPD-Chef Sigmar Gabriel den Posten auch für seinen Parteifreund Schulz. Dieser will sich trotz des Rückstands weiter um das Amt bemühen.Die EU-Staats- und Regierungschefs, die den Chef der Brüsseler Behörde vorschlagen, müssen das Wahlergebnis berücksichtigen. Bis die Personalentscheidung steht, könnte es noch Wochen dauern. Möglich ist weiterhin, dass am Ende ein Kompromisskandidat dabei herauskommt.Deutschland: CSU verliert klarIn Deutschland erreichte die Union von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 35,3 Prozent – ihr schlechtestes Europa-Ergebnis seit 1979. Diese Verluste gingen ganz überwiegend auf das Konto der CSU, die in Bayern rund acht Prozentpunkte einbüßte. Die SPD verbesserte sich auf 27,3 Prozent – sie hatte 2009 allerdings mit 20,8 Prozent auch ihr schlechtestes Europawahl-Ergebnis eingefahren.Die Grünen sackten auf 10,7 Prozent (12,1). Die Linke erreichte 7,4 Prozent (7,5). Die FDP stürzte wie zuvor schon bei der Bundestagswahl nun auch auf EU-Ebene ab und kam nur auf 3,4 Prozent (11,0). Die euroskeptische Alternative für Deutschland (AfD) schaffte es bei ihrer ersten Europawahl mit einem starken Ergebnis von 7,0 Prozent ins Parlament.EU-weit blieb die Wahlbeteiligung mit etwa 43,1 Prozent konstant niedrig. Insgesamt waren in den 28 Staaten 400 Millionen Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Allein in Deutschland waren es 64,4 Millionen, darunter 2,9 Millionen aus anderen EU-Staaten.Rechtsextreme Front National stärkste Partei in FrankreichIn Frankreich kam die rechtsextreme Partei Front National unter Marine Le Pen laut vorläufigem Ergebnis des Innenministeriums auf 26 Prozent, vor der konservativen Oppositionspartei UMP mit 20,7 Prozent und den regierenden Sozialisten von Präsident François Hollande mit nur 13,9 Prozent. Le Pen forderte angesichts des FN-Ergebnisses die Auflösung der Nationalversammlung und den Rücktritt von Premierminister Manuel Valls. Hollande rief wichtige Minister für Montag zu einer Sondersitzung im Élysée-Palast zusammen.GB: UKIP starkIn Großbritannien bezeichnete UKIP-Chef Nigel Farage den Wahlausgang als „außergewöhnlichstes Ergebnis seit 100 Jahren“. BBC-Berechnungen zufolge stellt UKIP künftig wohl 24 der 73 britischen Europaabgeordneten. Einbußen mussten die Konservativen von Premierminister David Cameron hinnehmen. Eine Wahlpanne in London verzögerte das Ergebnis, in Schottland stehen resultate noch aus. An der Position der Rechtspopulisten als stärkste politische Kraft dürfte das aber nichts mehr ändern. Auch in Skandinavien schnitten die Rechtspopulisten besser als erwartet ab.Griechenland: Radikale Linke stärkste KraftIm Euro-Krisenland Griechenland wurden die oppositionellen radikalen Linken (Syriza) um den europaweiten Linke-Spitzenkandidaten Alexis Tsipras laut Angaben aller Demoskopieinstitute mit 26,5 Prozent stärkste Kraft. Die zusammen mit den Sozialisten regierende konservative Nea Dimokratia landete mit 23,2 Prozent auf Platz zwei. Drittstärkste Kraft ist demnach die rechtsradikale und rassistische Partei Goldene Morgenröte mit 9,3 Prozent.PD triumphiertIn Italien bestand der PD von Regierungschef Matteo Renzi seine erste Bewährungsprobe nach dem Machtantritt. Hochrechnungen sahen die Partei bei rund 43 Prozent. Dahinter folgte die populistische Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) mit rund 21,6 Prozent. Die konservative Opposition Forza Italia (FI) von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi landete mit 16,3 Prozent auf Platz drei.dpa