Ein paar Tipps gibt sie im Interview.<BR /><BR /><b>Frau Kreiter, in „Alles was mir gut tut“ wenden Sie sich ausschließlich an Frauen. Warum?</b><BR />Hildegard Kreiter: Ich halte seit Jahren Kurse darüber, was Frauen gut tut. Und gerade bei den älteren Generationen habe ich oft das Gefühl, dass das „Dienen und sich Sorgen“ als anerzogene Grundhaltung immer noch im Vordergrund steht. Mit diesem Buch möchte ich das Selbstbewusstsein der Frauen stärken, besonders das von Müttern, die diese Stärke an ihre Töchter weitergeben können. In dem Buch geht es nicht nur darum, weibliche Unpässlichkeiten mit Kräutern zu heilen, sondern auch darum, durch Selbstliebe von innen heraus zu heilen und zu strahlen.<BR /><BR /><b>Warum ist die Beziehung zwischen Frauen und Kräutern historisch so stark?</b><BR />Kreiter: Weil sich früher vor allem die Frauen mit der Kräuterkunde beschäftigt haben. Und das ist auch heute noch größtenteils so, da können wir aufgeklärt sein, wie wir wollen. Es sind immer noch größtenteils die Frauen, die die Kinder großziehen – auch wenn sich die Männer immer häufiger der Verantwortung stellen und ihren Beitrag leisten wollen. Dennoch: Wenn die Kinder krank sind, ist meist die Mutter die erste Bezugsperson. Sie hat intuitiv das Gespür dafür, was helfen kann – das war auch früher so, als Frauen als Heilerinnen dienten. Frauen konnten Krankheiten von Frauen ganzheitlicher erfassen und besaßen einen großen Wissensschatz in der Kräuterkunde.<BR /><BR /><b>Was hat sich denn geändert und welches Wissen hat sich bis heute bewährt?</b><BR />Kreiter: Heute werden Kräuter wissenschaftlich analysiert, dabei fällt einiges durch das Raster. Laut modernen Erkenntnissen hält etwa der Frauenmantel den Erwartungen, die Frauen in ihn setzen, nicht stand. Heute wird ihm lediglich eine leicht zusammenziehende Wirkung aufgrund seiner Gerbstoffe attestiert. Beim Beifuß ist es anders. Seine Magie begleitet uns bis heute, er wird immer noch von Hebammen verwendet, da er als Geburtsbeschleuniger gilt. Außerdem fördert er die Wehentätigkeit, hilft, die Nachgeburt schneller auszustoßen, und vermag in manchen Fällen in Form einer Moxibustion sogar die Steißlage eines Kindes im Mutterleib zu korrigieren. Aber auch andere Frauenkräuter wie Kamille, Hirtentäschel, Schafgarbe oder Gänsefingerkraut sind in der Frauenheilkunde nach wie vor präsent. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163607_image" /></div> <BR /><b>Sprechen Frauen prinzipiell besser auf Kräuter an als Männer?</b><BR />Kreiter: Natürlich zeigen Kräuter auch bei Männern Wirkung, sofern sie offen dafür sind. Allerdings haben sie manchmal andere Ansprüche, vor allem hormoneller Natur. Bei Männern können etwa die Brennnesselwurzel und Brennnesselsamen dabei helfen, den Testosteronspiegel stabil zu halten und die Bildung der Spermien zu fördern oder die Prostata- und Blasengesundheit günstig zu beeinflussen.<BR /><BR /><b>Zurück zu „Alles was mir gut tut“: An wen richtet sich nun das Buch?</b><BR />Kreiter: Mir war wichtig, dass sich jede – vom Mädchen bis zur alten Frau – in dem Buch wiederfindet und mit dem darin gebündelten Wissen jonglieren kann, wie sie es in ihrer Lebensphase gerade braucht. Heilmittel gegen Menstruationsprobleme sind für eine Frau in der Menopause nicht mehr interessant, anderes hingegen hat ein Leben lang Gültigkeit, wie zum Beispiel Tipps für ein robustes seelisches Gleichgewicht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163610_image" /></div> <BR /><b>Sie vergleichendie Lebensphasen einer Frau mit den Jahreszeiten und dem Tagesablauf. Warum?</b><BR />Kreiter: Wir sind alle Teil der Natur und werden deshalb auch ganz stark von ihren Rhythmen geprägt. Der Frühling beziehungsweise der Morgen stehen für das zur Frau heranreifende Mädchen. Mittags, also im Sommer, laufen wir dann zur Hochform auf, hier sind wir am Produzieren, sind gebärfähig, können unser Frausein so richtig ausleben. Das ist die Zeit, in der frau schafft, wovon sie im Herbst dann profitiert. Am Nachmittag, wenn das Licht wärmer und milder wird, schauen wir zurück auf das, was wir geschafft haben. Wir betrachten in Dankbarkeit, wie sich der Samen entwickelt und reift. Der Winter oder die Nacht schließlich symbolisieren den Übergang und Neubeginn. Es ist die Zeit der Gelassenheit, des inneren Friedens und des Rückblicks. Jede Jahreszeit hat ihr Lachen und ihre Tränen. Wer dankbar anzunehmen weiß, was ist, und nicht dem nachtrauert, was man nicht oder nicht mehr hat, kann sich glücklich schätzen. Denn diese Haltung erleichtert das Leben immens. <BR /><BR /><b>Wie sind Sie selbst „auf die Kräuter“ gekommen?</b><BR />Kreiter: Das ist eine lange Geschichte, aber ich kann mich gut erinnern, dass ich schon als Mädchen die richtigen Antennen für die Natur hatte. Es hat mich fasziniert, Blumen zu pflücken, den Mai-Altar zu schmücken oder ein Lärchenkörbchen mit meiner Mutter zu winden. Sie hat mich den Respekt zur Natur und die Liebe zum Garten gelehrt, und auch, die Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Ich erinnere mich gut, wie sie uns bei Fieber mit dem kühlenden, schleimlösenden, entgiftenden und fiebersenkenden Kompott der Quitte versorgt hat. Das Gesundheitskonzept von Pfarrer Kneipp hingegen erreichte mich in einer Zeit, in der es mir gesundheitlich nicht gut ging. Seine fünf Säulen sind so einfach umsetzbar und kostengünstig obendrein.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163613_image" /></div> <BR /><BR /><b>Welches Kraut darf in der Hausapotheke nicht fehlen?</b><BR />Kreiter: Es gibt zwei wichtige Hausmittel aus Kräutern, die ich sehr oft benutze: Arnikaschnaps oder -tinktur sowie Johanniskrautöl. Arnika hilft bei Hämatomen, kleinen Wunden und auch bei Verrenkungen und Stauchungen. Johanniskrautöl hingegen hat einen beruhigenden Aspekt, es hilft bei Rücken- oder Nervenschmerzen, bei Problemen mit dem Karpaltunnel oder Verspannungen. <BR /><BR /><b>Wie leicht sind die Kräuter in Südtirol erhältlich?</b><BR />Kreiter: Ich habe im Buch versucht, alle Voraussetzungen zu berücksichtigen. Viele der Pflanzen findet man in Südtirol entweder im Garten, am Balkon oder in der freien Natur. Im Fachhandel, Bioladen oder auch in der Apotheke bekommt man eigentlich alles.<BR /><BR /><b>Und wie teuer ist eine selbst gemachte Kräuterapotheke?</b><BR />Kreiter: Gerade jene Kräuter, die ich im Buch beschreibe, sind relativ günstig. Es braucht allerdings gewisse Grundvoraussetzungen zum Pflücken und Verarbeiten. Im Buch gehe ich zwar etwas darauf ein, aber wer wirklich keine Vorkenntnisse hat, tut gut daran, die gewünschten Kräuterprodukte im Fachhandel zu erwerben. Diese entsprechen den erforderlichen Standards und man hat die Garantie, dass der Wirkstoffgehalt nicht variiert.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163616_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was kann denn nun wirklich gut mit Kräutern behandelt werden, und was weniger?</b><BR />Kreiter: Alltagsbeschwerden wie eine leichte Blasenentzündung, eine Erkältung oder gelegentliche Schlafprobleme oder Verdauungsstörungen lassen sich mit Kräutern gut in den Griff bekommen, auch leichte Unpässlichkeiten im psychischen Bereich. Allerdings muss man auch die Grenzen von Kräutern erkennen! Wer etwa an schweren Depressionen oder an lebensbedrohenden Krankheiten oder nicht erklärbaren Symptomen leidet, sollte sich unbedingt schulmedizinische Hilfe holen. Auch diverse Erste-Hilfe-Maßnahmen gehören in die Hand eines Arztes oder einer Ärztin. <BR /><BR /><b>Sie geben nicht nur Kräuter-, sondern auch Lebenstipps. Wie schaffen Sie es, Menschen zu einem guten Lebensstil zu motivieren?</b><BR />Kreiter: Man sagt mir oft – und das ist für mich das schönste Kompliment –, dass ich das Talent habe, andere zu begeistern. Aber das funktioniert nur, weil ich selbst so sehr von dem überzeugt bin, was ich mache und lebe. Ich könnte täglich die Welt umarmen. Ich liebe die Natur und bin dankbar. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, sich mit Ernährung zu kasteien, zwanghaft zu fasten oder übertrieben Sport zu betreiben. Die beste Wirkung liegt meist im „Einfachen“. Meine mentale Gesundheitspflege liegt etwa darin, „wundrig“ durch meinen Garten zu streifen oder bei der Gartenarbeit die Zeit zu vergessen! Gesundheit heißt Wohlbefinden, das immer im Dreiklang stehen sollte und Körper, Geist und Seele gleichermaßen miteinbezieht. Gesundheitspflege heißt für mich aber auch, offen und tolerant zu sein, ein gutes Beziehungsnetzwerk aufzubauen und nicht aufzuhören, zu lernen. Jeden Tag aufs Neue!<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163619_image" /></div>