Hunde sind als Lebensretter einsame Spitze – als Diabetiker-Warnhund, Blindenhund, Therapiehund, Wachhund, Minensuchhund, Lawinensuchhund… wie etwa Bernhardiner Barry vom Kloster St. Bernhard in den Schweizer Alpen. Der Lawinen-Suchhund soll mehr als 40 Menschen das Leben gerettet haben. Nach seinem Tod an Altersschwäche im Jahr 1814 wurde ihm auf dem Hundefriedhof von Asnières-sur-Seine bei Paris ein Denkmal gesetzt. Begraben ist er dort aber nicht: Barry steht ausgestopft im Naturkundemuseum Bern. Der Hund erarbeitete sich auch ein Stück Unsterblichkeit: Bis heute heißen Geräte zur Suche nach Lawinenverschütteten „Barryvox“.<BR /><BR />In Barrys große Pfotenabdrücke in der Schweiz ist nun ein kleiner Hund getreten: Chihuahua Lucky. Dieser sorgte vor wenigen Tagen weltweit für Aufsehen. Das Tier war mit seinem Herrchen auf dem Feegletscher im Schweizer Kanton Wallis unterwegs, als der Mann durch eine Schneebrücke brach und acht Meter tief in eine Gletscherspalte stürzte. Mit einem Amateur-Funkgerät rief der Mann um Hilfe; eine Person in der Nähe fing den Funkspruch ab und alarmierte den Rettungsdienst. Vor Ort gestaltete sich die Suche nach der Einbruchstelle schwierig. Das Loch in der Gletscherfläche war kaum auszumachen.<BR /><BR />Dafür fiel den Rettern am Einsatzort in rund 3.200 Metern Höhe aber etwas anderes auf: Auf einem schneefreien Stein entdeckten sie eine Bewegung – der Chihuahua! Dank der Loyalität und des Instinktes des Tieres konnte die Suchmannschaft die genaue Unglücksstelle orten und den Mann retten. Die Spezialisten von Air Zermatt sind sich sicher: „Man kann mit Fug und Recht sagen, dass sein Verhalten (des Hundes, Anm. d. Red.) maßgeblich zur erfolgreichen Rettung beigetragen hat. Der Hund ist ein vierbeiniger Held, der seinem Herrchen in einer lebensbedrohlichen Lage möglicherweise das Leben gerettet hat.“ <h3> Dackel Purzel, der ausgezeichnete Held</h3>Dackel Purzel aus Erfurt wurde für seinen Einsatz als Lebensretter im Jahr 2000 sogar mit dem „Großen Thüringer Verdienstknochen“ ausgezeichnet. Nach Angaben des Thüringer Innenministeriums hat der Vierbeiner im Oktober in einer Weimarer Klinik eine Psychiatriepatientin vor dem Tod bewahrt. Die Frau hatte sich auf einer Toilette eingeschlossen und gedroht, eine Verzweiflungstat zu begehen. Nachdem die als Hundefreundin bekannte Frau auf Verhandlungsversuche der Polizei nicht einging, kam der Einsatzleiter auf die Idee, aus einem nahen Tierheim einen Hund zu Hilfe zu holen: Purzel. Dieser kroch durch einen Türspalt zur Frau, die ihr Messer fallen ließ und den kleinen Retter an sich drückte. Ein Rentnerpaar aus Hessen, das von der Geschichte erfahren hatte, nahm Purzel wenig später bei sich auf.<h3> Ein tragisches Ende für Papagei Louie</h3>Andere tierische „Lebensretter“ miauen oder haben Federn, wie der tragische Held Louie. Wie das „People“-Magazin im Februar 2020 unter Berufung auf die Presseagentur „Southwest News Agency“ berichtete, hat der Vogel seine Besitzer Barbara und Larry Klein aus Tennessee in den USA während eines Brandes im Haus mit „Feuer“-Rufen aufgeweckt. <BR /><BR />Während die Familie sich retten konnte, nahm es für Louie kein gutes Ende. Der Papagei kam zusammen mit den Hunden der Familie in den Flammen ums Leben. Für seine Halterin Barbara war der Vogel vor allem deshalb ein „Held“, wie sie der Nachrichtenagentur erzählte. Das Überraschende: Laut Frauchens Erinnerung habe Louie das Wort „Feuer“ zuvor nie gesagt. Die Kleins schafften sich einen neuen Papagei an, den sie Louie Jr. nannten.<h3> Hängebauchschwein Lulu holt Hilfe</h3>JoAnn Altsman aus Pennsylvania, USA, verdankt ihr Leben hingegen dem Hängebauchschwein ihrer Tochter. Die Frau erlitt im August 1997 während eines Urlaubs in ihrem Wohnwagen einen Herzinfarkt. Niemand hörte ihre Hilferufe – außer Lulu. Das vietnamesische Hängebauchschwein lief zur Straße und spielte die Schwerverletzte. Laut quiekend und alle viere von sich streckend legte sie sich quer auf den Asphalt. Ein Fahrer hielt an und folgte Lulu, die ihn zu ihrem Frauchen führte. Für ihre heldenhafte Tat erhielt Lulu eine Tapferkeitsmedaille. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190799_image" /></div> <BR />Altsman erzählte später in einem Beitrag des Senders „Channel 5“, Lulu habe sie beschnüffelt und mit „Küssen“ versehen. Das Schwein habe gespürt, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Tier-Experten zufolge könne dies womöglich mit dem Geruch von Stress zusammenhängen.<h3> Chicos Warnschuss zeigt Wirkung</h3>Auch Lamas können zu Helden werden. Im bayerischen Landshut beispielsweise bewies Lama Chico Qualitäten in der Selbstverteidigung. Sein Besitzer war mit ihm spazieren gegangen, als ihnen plötzlich ein streunender Kampfhund begegnete. Chico fackelte nicht lange, gab einen Spucke-Warnschuss ab und stellte sich auf die Hinterbeine. Die Drohgebärden des 120 Kilogramm schweren Lamas zeigten Erfolg: Der Rottweiler suchte sofort das Weite.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1190802_image" /></div> <BR />2001 hat sich ein einäugiges Haus-Känguru in Australien als Lebensretter verdient gemacht. Sein Herrchen hatte das Bewusstsein verloren, nachdem der Farmer aus dem Bundesstaat Victoria von einem herabfallenden Ast getroffen worden war. Das treue Beuteltier fand den Mann, hoppelte zum Hof der Familie und klopfte dann heftig an die Haustür. Anschließend führte es die Ehefrau zum Ort, an dem ihr Mann lag, wie der australische Rundfunksender ABC meldete.<h3> „Helden“, von denen man heute noch spricht</h3>Auch die Geschichtsbücher sind voll von „tierischen Helden“ – etwa von Schlittenhund Balto. Die traurig-schöne Geschichte dazu: 1925 brach an der nordwestlichen Küste Alaskas eine Diphtherie-Epidemie aus. Die letzte Hoffnung für die von Schnee und Eis eingeschlossene Stadt Nome: Antitoxin. Das Medikament war jedoch 1.000 Kilometer entfernt in der Stadt Nenana, und der einzige Pilot, der die Schneestürme hätte meistern können, war bereits auf einer anderen Mission. <BR /><BR />Die Bürger von Nome entwickelten einen Plan: Per Telegramm forderten sie die besten Hundeschlittenführer an, die in den Dörfern entlang der Strecke lebten. Sie sollten in Etappen das Serum von Nenana nach Nome bringen. Wenn jeder nur eine Teilstrecke fuhr, konnte die Lieferung Tag und Nacht unterwegs sein.<BR /><BR />Was folgte, war eine dramatische Rettungsaktion, die die USA tagelang in Atem hielt – und 20 Hundeschlittenführer und ihre 150 Hunde zu Stars machte. Die Strecke wurde für Mensch und Tier zum Albtraum: Die Temperatur fiel auf minus 52 Grad, ein eisiger Schneesturm peitschte erbarmungslos durch die verschneite Tundra. Doch sie schafften es. Das dringend benötigte Serum gelangte nach etwas mehr als fünf Tagen nach Nome. Die Stadt wurde vor der Epidemie gerettet. <BR /><BR />Leithund des Gespanns von Gunnar Kaasen, das die letzten beiden Etappen meisterte, war der sibirische Husky Balto. In Gedenken an diese heldenhafte Leistung wurde im New Yorker Central Park eine Bronze-Statue von Balto errichtet. Und Disney hat dem tierischen Helden 1995 den Zeichentrickfilm „Balto – Ein Hund mit dem Herzen eines Helden“ gewidmet.<h3> Ein Kriegskater als Lebensretter</h3>Ein weiteres überliefertes Beispiel für die Rettung eines Menschenlebens durch ein Tier erzählt die Geschichte des Katers Pitouchi. Dieser wurde im Ersten Weltkrieg in den belgischen Schützengräben geboren. Seine Mutter wurde getötet, bevor der Wurf von acht Kätzchen die Augen geöffnet hatte. Leutnant Lekeux war im Dienst, als er die Kätzchen fand. Er beschloss, sie zu nehmen und zu pflegen. Doch die Kätzchen starben. Bis auf eines: den weißen Kater Pitouchi. Und dieser rettete ihm Monate später das Leben.<BR /><BR />Laut dem Buch „Soldiers in Fur and Feathers“ (Soldaten in Fell und Federn) von Susan Bulanda war Pitouchi mit Lekeux unterwegs, als dieser deutsche Stellungen auskundschaftete. Als sich deutsche Soldaten näherten, versteckte sich der Belgier in einem Loch. Doch er wurde entdeckt. Geistesgegenwärtig sprang Pitouchi aus dem Loch, um die Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich zu ziehen. Diese schossen auf den Kater, verfehlten ihn aber. Lachend zogen die Deutschen weiter, da sie dachten, sie hätten eine Katze mit einem Menschen verwechselt. Dadurch wurde Lekeux gerettet.<BR /><BR />In den belgischen Militärakten befindet sich folgender Eintrag: „Pitouchi ... hat im Laufe eines Feldzugs die besten militärischen Qualitäten bewiesen. Als er seinen Hauptmann in Gefahr sah, zögerte er nicht, sich an seiner Stelle zu exponieren, lenkte mutig das feindliche Feuer auf sich und vereitelte die Manöver des Gegners, indem er diesen dazu brachte, den genannten Offizier mit einer Katze zu verwechseln. Seit seiner Geburt an der Front.“