Ein Satz, der häufig altrömische Komödien beendete, wird auch dem römischen Kaiser Augustus als Sterbewort in den Mund gelegt: „Acta est fabula“ –„Das Geschehene ist eine Fabel“, also: „Vorbei ist vorbei“. Was damit ein Ende und gar ein endgültiges Ende als Abschluss einer unwiderruflichen und unauslöschlichen Handlung besiegelt, scheint zunächst den Abschied davon anzusagen; doch mehr als damit ein Ende angekündigt ist, ist das, was geschehen und vielleicht vorbei ist, als erzählbare Handlung erkannt. Sie ist kontinuierlicher Vorgang, der durch das Sprechen wieder und wieder einen Anfang und ein Ende vornimmt und also eine Folge vorführt, selbst dann noch, wenn jede erzählbare Handlung und jeder abermalige Abschied im Wechsel von Kommen und Gehen beständig ein Ende übt, vielleicht sogar ein Ende des Erzählens selbst.Mit der kommenden Veranstaltung folgt Literatur Lana der Frage nach der minimalsten Spur der Erzählung, die in Kunst, Literatur und im Tanz konstitutiv ist. Was passiert mit dem Rest an Narration, nachdem Kunst in der Darstellung von Wirklichkeit nach einem möglichst puren oder pur künstlerischen Ausdruck strebt und danach trachtet, den narrativen Grund und die narrative Mitteilung aufzulösen, um in Abstraktion überzusetzen? Dann gewinnt möglicherweise die Reduktion der Narration und Handlung umso mehr die zwingende Bedeutung der Erinnerung ans Gegebene und der Erinnerung an den Anfang als Auslöser der Erzählung und des Sprechens im Kontinuum. Die zweitägige Veranstaltung geht der Frage nach dem Minimum an Narration in Kunst, Literatur und Tanz nach und führt exemplarisch vor Augen, warum ein Erzählen selbst in seiner Reduktion kein Ende nimmt. Die Veranstaltung findet Eurocenter in der Industriezone von Lana (MeBo Ausfahrt Meran Süd) statt, wo zwei Tage lang eine periphere Kulturstation an einem Ort von eigenartiger Südtiroler Atmosphäre errichtet wird: Inmitten einmaliger Kulisse, schöner Natur und der hybriden Raumordnung der Gewerbezonen sollen sich Literatur, Kunst und Tanz als Gastspiel ereignen: Kuratiert wird die Veranstaltung von Michael Donhauser und Christine Vescoli.ProgrammFreitag, 27.05.; 20 UhrEröffnung: Christine VescoliMichael Donhauser: bewegend bewegt. Zur Frage des Erzählens und der PerspektiveJudith Albert: VideoarbeitenSamstag, 28.05.11 Uhr: Werner Hamacher: Thesen zur Philologie. Kommentierter Vortrag und Gespräch18 Uhr: Lesungen: Ferenc Szijj, Anja Utler und Farhad Showghi20.30 Uhr: Paul Wenninger und Kabinett ad Co: 47 ITEMS - Ingeborg & ArminKonzept: Paul WenningerTanz: Ewa Bankowska, Laia Fabre, Lisa Hinterreithner, Esther KollerText: Michael DonhauserSoundenvironment: Nik HummerKomposition und Trompete: Franz Hautzinger60 MinutenWährend der Gesamtdauer der zweitägigen Veranstaltung werden die zwei Videoarbeiten von Judith Albert in der Halle der Eurocenters gezeigt: - Pomeriggio, 2002, Video, 60 Min. Loop, Farbe, Ton- rough the eye of the hand, 2010, Video, 6 Min. Loop, Farbe, Ton