In der Fraktion St. Leonhard oberhalb von Brixen leitet Evelyn Jocher zusammen mit fünf weiteren Lehrpersonen die Grundschule des Dorfes. Sie unterrichten die Kinder aus der näheren Umgebung nach den Grundsätzen der bewegten Schule und haben dafür die Auszeichnung „Bewegte und gesunde Schule Südtirol“ verliehen bekommen.<BR /><BR />Bereits im Eingangsbereich des Schulgebäudes wird deutlich, dass hier Bewegung großgeschrieben wird: Um in die Schule zu kommen, können die Kinder kleine Steine auf die bunten Felder des Tempelhüpf-Spiels werfen und sich so Feld für Feld in Richtung Schule bewegen.<BR /><BR />„Für die Schüler ist es enorm wichtig, dass das Lernen in der Klasse mit Bewegung verknüpft werden kann. Dadurch wird die Gehirnaktivität angeregt, und die Schüler können mit mehr Aufmerksamkeit und Konzentration dem Unterricht folgen“, erklärt <b>Evelyn Jocher</b>, die Schulstellenleiterin der Grundschule St. Leonhard (. Sie freut sich, dass sie dieses Konzept mit der Unterstützung ihrer Lehrerkolleginnen in ihrem Heimatort umsetzen kann. Bereits ihr Vater und auch sie haben die Schule im kleinen Dorf unweit von zu Hause besucht. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178487_image" /></div> <BR />„Vor einiger Zeit gab es ein Schuljahr mit nur elf Schülern, das war schon wenig. Immer wieder gab und gibt es Diskussionen über die Auflösung unserer Schule, aufgrund der geringen Schüleranzahl“, gibt Jocher zu bedenken. Das Dorf habe aber über die Jahre immer wieder mit Erfolg für seine Schule gekämpft, und mit 17 Schülern und Schülerinnen im heurigen Schuljahr und 20 bis 22 Anmeldungen für den Herbst dürfte dem Erhalt dieser besonderen Bildungseinrichtung nichts im Wege stehen.<h3> Lernen in Bewegung und mit Bewegung</h3>An den Stufen der Treppe, die ins Obergeschoss führt, kleben die Zahlen der Einmaleinsreihe, an den Wänden des Treppenhauses finden sich Spiele und Anregungen, die die Bewegung der Schüler fördern und sie dazu verleiten sollen, körperlich aktiv zu bleiben.<BR /><BR />„In unserer Schule gibt es viele Bewegungsverführungen. Das sind etwa die sogenannten Lavasteine, kleine Trittpolster, auf denen die Kinder von einem Raum in den anderen balancieren oder die kleinen, auf den Boden geklebten Kreise, an denen die Kinder in Partnerarbeit verschiedene Trittmuster vorzeigen und nachmachen“, sagt Jocher.<BR /><BR /> Der achtjährige Elias, der die zweite Klasse besucht, zeigt mit Begeisterung vor, wie das Spiel funktioniert. Neben ihm an der Wand kann man Kara aus Karnol beobachten, wie sie eine Brain-Fitness-Übung macht: Mit den Fingern beider Hände spurt sie in gegengesetzten Richtungen Linien und Formen nach. <BR /><BR />„Diese Übungen stimulieren die Gehirnaktivität und können ganz leicht im Unterricht oder bei Bewegungspausen eingebaut werden“, erklärt Jocher. Auch im Unterricht selbst werde durch Sitz-, Steh- oder Liegepositionen, die die Schüler einnehmen dürfen, die Bewegung während des Lernens gefördert.<h3> Unterrichtsklassen und Schulmodell</h3>„In unserer Schule haben wir die erste, die zweite und die dritte Klasse zusammengelegt, die vierte und fünfte Stufe bilden eine eigene Klasse. Weil wir aber ein jahrgangsoffenes System fördern, sind die Klassen und auch die Räume größtenteils offen, d.h. die Schüler können sich unabhängig von ihrer Klasse in den fünf Räumen der Schule verteilen und selbstständig an ihrem Wochenziel arbeiten“, erklärt Jocher. Dazu werde am Anfang der Woche mit jedem Kind ein individueller Lernplan festgelegt, dessen Aufgaben bis zum Ende der Woche zu erledigen sind.<BR /><BR /> „Die Entscheidung, welches Fach sie zu welcher Zeit machen, überlassen wir den Schülern selbst. Wir Lehrer fungieren als Begleiter und Unterstützer und geben Hilfestellung bei der Umsetzung ihres Vorhabens“, so die Lehrerin weiter. Dieses System wird im Gemeinschaftsfach „EKLA“ angewendet, was so viel wie „Eigenaktives kooperatives Lernen und Arbeiten“ bedeutet und die Fächer Deutsch, Mathematik und GGN beinhaltet.<BR /><BR />Während Vivien, Erik, Lorenz und die anderen Kinder sich für die Pause fertigmachen und ihr mitgebrachtes Jausenbrot auspacken, erzählt Jocher, dass es an ihrer Schule keine Glocke gibt: „Da die Fächer nicht zeit- und raumgebunden sind, brauchen wir keine Schulglocke. Bei einer so kleinen Schülerzahl ist es kein Problem, die Kinder bei Ende der Pause ohne akustisches Signal wieder zusammenzutrommeln“.<BR /><BR />Auch im nächsten Jahr wollen die Lehrpersonen der Schule St. Leonhard das Konzept der Bewegungsförderung weiterführen und die Schüler nach dessen Grundsätzen fördern. So fällt es auch nicht schwer zu glauben, dass sich der eine oder andere in St. Leonhard schon jetzt auf das nächste Schuljahr freut.