Der 25-Jährige hat seine Lehre zur Servicefachkraft am 11. Juni in der Landesberufsschule Savoy mit einer glatten 10 abgeschlossen und ist Barchef im Parkhotel Holzner am Ritten. „Ich fühle mich hier ,dohoam‘“, sagt er. <BR /><BR /><b>Herr Soni, warum von Indien nach Südtirol?</b><BR />Kailash Soni: Mein Vater arbeitete als Küchenhilfe in Bozen, und so bin ich nach der Oberschule für Mathematik und Wissenschaft mit 18 Jahren zu ihm.<BR /><BR /><b>Und wer von der Familie ist noch in Indien?</b><BR />Soni: Meine Mutter, mein Bruder und meine Schwester.<BR /><BR /><embed id="dtext86-54789211_quote" /><BR /><BR /><b>Was haben Sie 2015 nach Ihrer Ankunft gemacht?</b><BR />Soni: Ich habe an der Landesberufsschule für Metall angefangen. Ich hatte Arbeit als Mechanikerlehrling, aber der Beruf war nichts für mich. Dann habe ich einen Monat in der Küche geholfen, das war aber auch nicht meins. Schließlich habe ich auf Anraten eine Saison als Kommis im Service beim „Muchele“ in Burgstall gearbeitet. Das hat mir sehr gefallen, besonders der Barbereich. Dann hat mir das Parkhotel Holzner ermöglicht, die Lehre zu machen; 10 Wochen pro Jahr in der Savoy, also 30 Schulwochen in den 3 Jahren.<BR /><BR /><b>Nervös vor der Prüfung?</b><BR />Soni: Nein, eigentlich nicht. Ich war vorbereitet und guter Dinge.<BR /><BR /><?O_Fett><?_O_Fett><b> Gleich mit Bestnote?</b><BR />Soni: Der 10er hat mich schon überrascht. Ich wusste, dass ich in der Praxis keine Probleme habe. Für die Theorie hatte ich die Destillate gewählt und speziell die Brennerei St. Urban in Girlan. Ich arbeite ja schon in der Bar und wusste vieles. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="780299_image" /></div> <BR /><BR /><b>Einwanderer wählen oft italienische Schulen, warum wählten Sie die deutsche? </b><BR />Soni: Als ich angekommen bin, habe ich eine Woche einen Italienisch-Kurs besucht. Das kam mir recht einfach vor, weil ich mich nach 1-2 Wochen bereits verständigen konnte. Also sagte ich mir: Italienisch kann ich in Bozen im Alltag lernen, Deutsch ist schwieriger und daher besser, es in der Schule zu lernen. Das Schwierige in der Schule, das Leichtere im Alltag (lacht).<BR /><BR /><b>Wie wurden Sie in Südtirol aufgenommen?</b><BR />Soni: Ich hatte sehr viel Glück. Ich habe immer gute Freunde und gute Arbeitskollegen gefunden. Ich kann ehrlich sagen, dass die Mitarbeiter und Arbeitskollegen, die ich habe, mich hier sehr wohlfühlen lassen. Ich bin dieses Jahr schon die vierte Saison im Parkhotel Holzner. Wir teilen auch persönliche Probleme, und ich habe sehr viel über eure Kultur mitbekommen. Unsere Kultur ist völlig anders. <BR /><BR /><b>Und zwar?</b><BR />Soni: Wir Inder haben sehr viele Rituale, Traditionen und kulturelle Feiern. Jede zweite Woche gibt es etwas zu feiern. Was für mich ganz neu war in Südtirol, war Ostern. Was für euch Ostern ist, ist für uns das Holi-Fest, eines der größten Feste mit sehr großer Bedeutung. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54789029_quote" /><BR /><BR /><b> Was vermissen Sie?</b><BR />Soni: Ich bin glücklich, dass ich da bin. Ich mag meinen Beruf, dass ich mich weiterbilden, Neues von der Welt kennenlernen konnte. Aber ich vermisse meine Familie. Sie schicken mir Fotos, Fotos von Feiern, und da denke ich mir: Wäre schön, wenn du auch dabei sein könntest. Meine Heimat bleibt Indien, aber mein 2. ,Dahoam‘ ist jetzt Südtirol. Anfangs kannte ich keinen Menschen, aber jetzt habe ich viele Freunde. Ich langweile mich nie.<BR /><BR /><b>Ihre Freizeitbeschäftigung?</b><BR />Soni: Ich wohne in Bozen bei meinem Vater. Freie Zeit verbringe ich mit ihm, meinem Onkel, gehe mit Freunden aus: indische Freunde, Pakistani, Südtiroler, Ungarn, Slowaken und Bangladeshi; ich mag, Menschen anderer Länder kennenzulernen. Ich lerne so einen kleinen Teil ihres Lebens, ihrer Welt kennen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54789215_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Ihr Lieblingsort?</b><BR />Soni: Mein Lieblingsplatz ist Bozen, da fühle ich mich „dahoam“, der erste Ort, den ich gesehen und kennengelernt habe. <BR /><BR /><b>Werden Sie wegen Ihrer Hautfarbe speziell betrachtet?</b><BR />Soni: Ich sehe und fühle die Blicke, dass ich extra abgecheckt werde, aber das macht mir nicht viel aus. Es ist immer Unwissenheit, die Leute kennen mich nicht. Ich sag immer: Wenn da 10 weiße Autos stehen und ein Schwarzes, wandert der Blick zuerst zum Schwarzen. Die, die einmal in Indien waren, kennen die Hautfarbe. Da gibt es dann Tausende schwarze Autos (lacht). Es braucht eben die 5 Minuten Kontakt zum Kennenlernen, dann passt’s. Für uns Einwanderer ist die Gastronomie der beste Platz, um Fuß zu fassen, denn die Gäste sind auch international. Deren Sprachen und Akzente faszinieren mich. Und ich höre auch heraus, dass Südtiroler in den verschiedenen Tälern andere Wörter benutzen, Wörter, die es im Deutschen gar nicht gibt...<BR /><BR /><b>Stimmt es, dass Sie sich ein Wörterbuch angelegt haben?</b><BR />Soni: Ich wollte von den 3 Sprachen Deutsch, Italienisch und Englisch nichts verlernen oder vergessen. Also habe ich mir Wörter in allen 3 Sprachen aufgeschrieben. Denn wie heißt es schön? Was man gehört hat, kann man vergessen, was geschrieben ist, bleibt immer da. <BR /><BR /><b>Das letzte Mal in Indien? Unterstützen Sie Ihre Familie?</b><BR />Soni: Wegen der Pandemie war das letzte Mal im November 2020. Ich vermisse sie, aber wenn ich weiß, dass ich mich um meine Ausbildung kümmern muss, dann geht sich eine Heimreise nicht aus. Ja, ich unterstütze sie.<BR /><BR /><b>Glücklich übers Schulende? </b><BR />Soni: Diese Ausbildung ist zu Ende. Ich bin glücklich, dass ich sie angefangen und gut abgeschlossen habe. Aber ich bin auf einer Reise, diese Ausbildung war eine Station, die Reise ist noch lang. Es ist alles offen.<BR /><BR />