Die Geschichte vom Youtuber „Drachenlord“ ist eine Geschichte, die wohl vielen skurril erscheint, eine Geschichte, in der sich digitale und reale Welt immer wieder überlappen. <BR /><BR /><BR /><BR />„Drachenlord“, mit Taufnamen Rainer Winkler (33) aus Altschauenberg in Mittelfranken, ist ein Youtuber, der ausschließlich von seinen Videos lebt. Er hat sicher 200.000 Follower – mehr Hater („Haider“ im mittelfränkischen Dialekt; gemeint sind Gegner) als Fans („Drachis“) – auf seinem Kanal, ist auf verschiedenen Social Medias und Plattformen im Internet – sogar auf Pornhub – präsent, dort werden seine Videos kommentiert. <BR /><BR />Er macht darin sehr streitbare Aussagen, auch ethisch fragwürdige, er benutzt wüste Schimpfwörter, spricht über seine Passion Metal-Musik, macht Porno-Videos. Von ihm sagt man, er provoziere bewusst, er suche mit seinen Aussagen die (negativen) Reaktionen anderer im Netz. Und die bekommt er zuhauf: Er hat sehr viele sog. Hater, die auf seine Videos mit wüsten Beschimpfungen reagieren. <h3> Wüste Beschimpfungen</h3>Das hat wiederum auch „Drachis“ auf den Plan gerufen, die ihn unterstützen. Es gibt inzwischen sogar ein Drachengame – im digitalen und immer wieder auch im realen Leben. Jeder Klick bedeutet dabei für ihn Bares – und das seit etwa 10 Jahren. Soviel zur Persönlichkeit des Drachenlords. <BR /><BR />Ins reale Leben drangen Hater vor, als er 2014 in einem Video seine Adresse verriet. Über 600 Leute pilgerten am 20. August 2018 vor sein baufälliges Haus („Drachenschanze“) und veranstalteten dort das sogenannte „Schanzenfest“. Dabei wurde der „Drachenlord“ aufs wildeste beschimpft. Im Oktober 2021 brachten Hater es sogar so weit, den „Drachenlord“ als Amokläufer von Kongsberg in Schweden darzustellen; die Falschmeldung kursierte in mehreren Ländern, auch in eigentlich glaubwürdigen Medien in Italien, bevor sie richtig gestellt wurde. <BR /><BR />Im Oktober 2021 wurde er von einem Kleinen Strafsenat am Nürnberger Landesgericht zu 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt – wegen Beleidigung, Verleumdung und Körperverletzung – alles auch von Polizisten. Dazu soll es bei Zusammentreffen mit seinen Followern im wahren Leben vor seinem Elternhaus gekommen sein. Er soll einem Hater eine Taschenlampe auf den Kopf geschlagen, den anderen mit einem Ziegelstein beworfen haben. Verbale Entgleisungen gab es zuhauf. <h3> Eine Fahrt in den Süden</h3> Im Herbst dann verkaufte Rainer Winkler schließlich dieses baufälliges Haus und kaufte sich ein Auto – einen Range Rover – mit dem er ankündigte, durch die Welt fahren zu wollen und von verschiedenen Orten aus Videos online stellen zu wollen. <BR /><BR />Vor 2 Wochen war der „Drachenlord“ in Richtung Süden unterwegs – in der Community heißt es, er wollte nach Rimini. Auf der Fahrt dorthin wurde er aber von Hatern verfolgt. „Schnitzeljagd“ heißt das in der „Drachengame“-Sprache. Im Internet kursiert ein Video, wo mehrere männliche Stimmen schon in Österreich die Fahrt kommentieren. Das Video dauert etwa 42 Minuten und wird von unzähligen Internetnutzern verfolgt. <BR /><BR />Zu sehen ist die Fahrt über den Brenner bis nach Bozen. Man hört Diskussionen, was man sagen sollte, wenn „der Rainer“ die Polizei rufen würde. „Dann sagt ihr, das ist in Deutschland ein Prominenter, dann kann euch nicht viel passieren“, rät eine Frauenstimme. Auf einem weiteren Video sieht man, dass der „Drachenlord“ mit seinem Auto bei Bozen Süd die Brennerautobahn verlässt und schließlich aussteigt. Es soll zu einer Konfrontation gekommen sein, heißt es aus Community-Kreisen. Behördlich belegt werden kann das nicht: Es gibt keinen Polizeieinsatz an der Stelle. Allerdings belegt dieser Vorfall, wie nahe sich digitale und reale Welt sein können. <h3> Ein Jahr auf Bewährung, 2500 Euro Geldauflage</h3>Alles andere als gut angekommen ist diese Fahrt auch bei den Richtern der Kleinen Strafkammer am vergangenen Mittwoch, die die Berufung zur Verurteilung vom Oktober zu behandeln hatten. Bereits im Oktober hatte der Richter dem „Drachenlord“ nahegelegt, er solle sich zurückhalten, so weit es nur möglich sei. <BR /><BR />Daher wurde die Fahrt gen Süden auch als für Rainer Winkler negatives Element bei der Berufungsverhandlung gewertet. Er bringe sich immer wieder selbst in die Schusslinie, hieß es. Letztlich wurde das Strafmaß auf ein Jahr auf Bewährung verringert, der „Drachenlord“ muss eine Geldauflage von 2500 Euro leisten, Zurückhaltung üben, zudem ein Medientraining besuchen. Verstößt er gegen die Auflagen, muss er seine Haftstrafe antreten. Dann heißt es wohl mindestens für ein Jahr: Game over.<BR />