Brauchen wir bald eine neue App oder eine andere Internet-Adresse, um Facebook weiter nutzen zu können?<BR /><BR /><BR /><b>Der Facebook-Konzern gibt sich einen neuen Namen und viele Nutzerinnen und Nutzer fragen sich: Was bedeutet das jetzt für mich? Muss ich eine neue App aufs Smartphone laden, eine andere Seite im Netz aufrufen?</b><BR />Das ist alles nicht notwendig, denn die von Mark Zuckerberg am Donnerstag angekündigte Namensänderung betrifft nicht Facebook selbst, sondern den dahinter stehenden Konzern. Zu dieser Firmengruppe gehören neben Facebook auch Instagram und die beliebten Chat-Apps WhatsApp und Messenger. Alle diese einzelnen Dienste behalten ihren Namen, der gesamte Konzern – die Dachmarke – wird von Facebook auf Meta umbenannt. <BR /><BR /><b>Warum die neue Bezeichnung Meta?</b><BR /> Der neue Konzernname Meta ist die Kurzversion des Begriffs „Metaverse“. Er steht für eine virtuelle Welt, die also von Computern geschaffen wird; sozusagen „bewohnt“ wird sie von „Avataren“, also dreidimensionalen Figuren, die vom Computer entwickelt und animiert werden. Über einen solchen Avatar können die Nutzer die Meta-Welt betreten und darin agieren. Mark Zuckerbergs Meta soll also die physische (reale) Welt mit der virtuellen Welt verbinden. „Wir glauben, dass das Metaverse der Nachfolger des mobilen Internets sein wird“, meint der Facebook-Gründer.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="702110_image" /></div> <BR /><b>Welche Strategie verfolgt der Konzern?</b><BR />Dem Konzern geht es offensichtlich darum, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Das „Metaverse“ basiert nach der Vision des Facebook-Gründers zum einen auf der virtuellen Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezial-Brillen auf dem Kopf in digitale Welten eintauchen.<BR />Der Facebook-Konzern kaufte bereits 2014 die Firma Oculus, einen Pionier bei Brillen zur Darstellung virtueller Realität. Der Name Oculus auf den Brillen wird nun ausgemustert und durch Meta ersetzt.<BR />Als „Metaverse“-Baustein sieht der Facebook-Gründer aber auch die sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality), bei der digitale Inhalte auf Displays oder mit Hilfe von Projektor-Brillen für den Betrachter in die reale Umgebung eingeblendet werden. Unter anderem auch Apple will laut Medienberichten in den kommenden Jahren eine AR-Brille auf den Markt bringen. Vorreiter im „Metaverse“ zu sein, verheißt Zuckerberg einen Befreiungsschlag: Er kann hoffen, nicht mehr auf Apple und Google als Betreiber der beiden großen Smartphone-Plattformen iOS und Android angewiesen zu sein.<BR /><BR /><BR /><b>Gibt es das „Metaverse“ bereits?</b><BR />Zuckerbergs Konzern baut seine virtuellen „Metaverse“-Welten unter dem Namen „Horizon“ schon aus. Zuckerberg kündigte mit „Horizon Home“ ein neues, „sozialeres“ Zuhause für Nutzer von VR-Brillen an. Der Bereich sieht dem Startbildschirm, den die Anwender bereits heute vorfinden, sehr ähnlich. Neu ist, dass sie Räume und virtuelle Gegenstände über Grenzen einzelner Spiele oder Events hinaus nutzen können.<BR />Physische Gegenstände werde man einscannen können, damit sie auch im „Metaverse“ präsent sind, sagte der Facebook-Gründer. Im Gegenzug werde man sie als Hologramme auch in die reale Welt projizieren können. Nutzer würden für Arbeit und Freizeit verschiedene digitale Avatare einsetzen. In 5 bis 10 Jahren werde vieles davon zum Alltag gehören, meinte Zuckerberg. Der Konzern hofft, zum Jahr 2030 eine Milliarde Nutzer im „Metaverse“ zu haben – und dort hunderte Millionen Dollar umzusetzen. Allein in diesem Jahr kostet die Entwicklung 10 Milliarden Dollar.<BR /><BR /><BR /><b>Kann das „Metaverse“ auch für das Alltagsleben Vorteile bringen oder ist das reine Spielerei?</b><BR />Das „Metaverse“ soll eine virtuelle Welt sein, in die man noch tiefer als bisher eintauchen könne, betont die Facebook-Managerin Angelika Gifford. „Statt auf einen Bildschirm zu schauen, werden sie mittendrin in diesen Erlebnissen sein.“ Das Gefühl der Anwesenheit sei das entscheidende Merkmal des „Metaverse“, betonte auch Zuckerberg: „Wenn ich meinen Eltern ein Video meiner Kinder schicke, werden sie das Gefühl haben, dass sie mit uns zusammen sind.“ Unklar blieb bei der Vorstellung der Namensänderung, mit welcher Technik über die VR-Headsets hinaus dieser Präsenzeffekt erreicht werden könnte. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="702113_image" /></div> <BR /><b>Wann kommt die Namensänderung?</b><BR />Das geht schnell! Noch am Donnerstag meldete der Konzern bei der US-Börsenaufsicht SEC die Namensänderung von Facebook, Inc. zu Meta Platforms, Inc. an. Das Facebook-Logo mit dem gehobenen „Like“-Daumen vor dem Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park wurde gegen die neue gebogene Schleife vom Meta ausgetauscht. Das Börsenkürzel der Aktie soll zum 1. Dezember in Anlehnung an das „Metaverse“ von „FB“ zu „MVRS“ umgestellt werden.<BR /><BR /><b>Gibt es auch Kritik an dieser Zielrichtung?</b><BR />Nicht alle teilen Zuckerbergs Ideen. Das Abtauchen in künstliche Welten sei der falsche Weg, warnt der Chef des „Pokémon Go“-Entwicklers Niantic, John Hanke. Stattdessen müsse es darum gehen, die Realität digital zu verbessern. „Die echte Welt wird gewinnen“, sagte er zu Zuckerbergs Ankündigung. „Weil sie relevanter für uns ist.“ Im US-Kongress, der gerade die Tech-Industrie ins Visier nimmt, kam Zuckerbergs Vision schlecht an. Meta sei „Krebs für die Demokratie, der in eine globale Überwachung und Propagandamaschine für autoritäre Regime metastasiert“, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Und der einflussreiche Senator Richard Blumenthal, auch ein Demokrat, warnte den Konzern, man könne sich mit der Namensänderung nicht aus der Verantwortung stehlen.<BR /><BR /><b>Wie reagieren andere auf die Ankündigung?</b><BR />Im Netz sorgte der neue Name für einige Scherze. So verkündete die Burgerkette Wendy's bei Twitter die Namensänderung in Meat (Fleisch). Das neue Logo von Meta wurde mit dem einer US-Brezelkette verglichen.<BR />Facebook ist übrigens nicht der erste Silicon-Valley-Konzern, der seinen Firmennamen ändert, um zu signalisieren, dass sich die Ausrichtung des Unternehmens erweitert hat. So setzte Google 2015 eine neue Holdinggesellschaft mit dem Namen Alphabet über den Konzern. Der Internet-Riese wollte damit signalisieren, dass er nicht nur eine Suchmaschine und ein Cloud-Geschäft betreibt, sondern auch Ambitionen bei fahrerlosen Autos und auf anderen High-Tech-Spielfeldern hat. Allerdings werden fast alle Erlöse von Alphabet nach wie vor bei Google erwirtschaftet, und die anderen Firmen schreiben unterm Strich nur Verluste. Google-Chef Sundar Pichai führt inzwischen auch Alphabet.<BR />