Warum es ein Problem ist, wenn die Technologien der Zukunft fast ausschließlich von einer einzelnen Gesellschaftsgruppe erschaffen werden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="708641_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Wie stark die Technologie den Alltag bereits beeinflusst, wurde besonders durch die Corona-Pandemie klar. Männer und Frauen nutzen dabei das Internet und andere technische Möglichkeiten gleichermaßen, wenn auch für unterschiedliche Zwecke. Doch auch wenn bei den Usern beziehungsweise den Nutzern Menschen aus allen sozialen Schichten und jeden Geschlechts gleich vertreten sind, sieht es auf der Seite der Programmierung ganz anders aus. <BR /><BR />Antonella De Angeli weiß, warum das so ist und welche Probleme diese Ungleichheit mit sich bringt. Sie unterrichten den Fachbereich Interaktion zwischen Mensch und Maschine an der Fakultät für Informatik der Freien Universität Bozen.<BR /><BR />„Die Technologien werden für eine große Allgemeinheit entwickelt.“, erklärt Prof. Antonella De Angeli. „Die Entwicklung selbst übernimmt allerdings fast ausschließlich eine Gruppe: weiße Männer im jungen bis mittleren Alter. Die Informatik ist eine jener Fakultäten, die leider - sei es im Studienbereich, sei es im Arbeitsumfeld - eine große, zahlenmäßige Ungleichheit zwischen Männern und Frauen aufweist.“<BR /><BR /><b>Wo liegt der Unterschied?</b><BR /><BR /> In ihrer jahrelangen Erfahrung als Professorin weiß sie, wie schwer es ist, Mädchen oder junge Frauen für das Informatik-Studium zu begeistern. „Wer sich heute einen Informatiker vorstellt, der denkt schnell an einen Computer-Nerd. Dieses Bild oder Stereotyp schreckt viele junge Frauen ab.“ <BR /><BR />Doch wie wichtig ist es, dass beide Geschlechter und alle Rassen in der heutigen technischen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Co. mit involviert sind? Ist es nicht egal, wer die Roboter von morgen programmiert? <BR /><BR />„Nein!“, ist sich die Professorin sicher. Denn jedes Geschlecht und jede soziale Schicht bringt unbewusst Stereotypen mit. „Männer sehen die Welt unbewusst anders als Frauen und umgekehrt. Auch unterschiedliche Rassen oder Soziale Schichten haben abweichende Blickwinkel auf die Welt.“ Wenn die Künstliche Intelligenz der Zukunft aber nur den Blickwinkel einer einzigen sozialen Schicht oder eines einzigen Geschlechts hat, wird das die Stereotypen nicht aufheben, sondern sie noch verstärken. <BR /><BR /><b>„Thema, das unter der Oberfläche brodelt“</b><BR /><BR />„Die künstliche Intelligenz soll und wird in naher Zukunft für uns Menschen wichtige Entscheidungen treffen. Sie wird Bewerbungsgespräche führen, uns im alltäglichen Leben unterstützen. Worauf soll sie sich dabei basieren?“, gibt sie zu bedenken. <BR /><BR />„Stereotypen gegenüber den unterschiedlichen Geschlechtern gibt es heute immer noch“, so De Angeli. Auch wenn diese oft sehr viel unbewusster oder versteckter genannt oder ausgelebt würden als früher. „Dieses Thema ist oft ein sehr schwieriges und wird von vielen Menschen nur ungern wahrgenommen, geschweige denn angesprochen.“ Ein Tabu, das unter der Oberfläche brodelt und sich dabei unbemerkt in eine der wichtigsten und einflussreichsten Wissenschaften der Gegenwart und Zukunft schleicht. <BR /><BR />„Dasselbe Problem taucht bereits bei Technologien auf, die beispielsweise alten Menschen helfen sollen“, erklärt die Professorin. Oft sind diese in der Theorie gut, aber in der Praxis nutzlos, denn die Menschen, die diese Technologien entwickeln, haben keinen direkten Einblick in die Probleme und Notwendigkeiten älterer Menschen, da sie selbst sehr viel jünger sind. <BR /><BR /><b>Was muss passieren?</b><BR /><BR />Sektoren, in denen dasselbe Problem nur andersherum bestehe, gäbe es ebenfalls. „In den Bildungswissenschaften arbeiten fast ausschließlich Frauen. Doch was bedeutet es und welche Stereotypen werden unbewusst vermittelt, wenn Kinder von fast ausschließlich weiblichen Lehrern ausgebildet werden?“ <BR /><BR />Auf die leichte Schulter durfte das Thema Geschlechterungleichheit noch nie genommen werden. Im vergangenen Jahrhundert hat es einen großen Fortschritt hierzu gegeben. „Heute geht es nicht mehr darum, dass einem Geschlecht der Zugang zu einem Studienbereich verwehrt wird. Heute können Frauen gleichermaßen Informatik studieren wie Männer“, so De Angeli. Das Problem liegt nicht mehr bei den Möglichkeiten, sondern den damit verbundenen Stereotypen. „In den vergangenen Jahrzenten hat der Bereich Informatik einen so starken Stempel des Männerberufs aufgedrückt bekommen, dass nur wenige Mädchen und junge Frauen sich für diesen Bereich berufen fühlen.“ <BR /><BR />Antonella De Angeli weiß: „Hier müssen wir reagieren. Wir müssen die Informatik von dem Stereotypen des Nerds fortholen und spezifische Kurse anbieten, die Frauen ansprechen.“ Antonella De Angeli weiß, dass sich Frauen für bestimmte Bereiche der Informatik, beispielsweise für die digitale Kommunikation durchaus interessieren. „So wie Frauen und Männer das Internet für unterschiedliche Interessen und Themenbereiche nutzen – so muss es auch unterschiedliche Interessens- und Themenbereiche in der Informatik und Programmierung geben.“<BR /><BR /> Nur so kann eine einseitige technologische Zukunft voller unbewusst verstärkter Stereotypen vermieden werden.<BR /><BR />