Das Staatsoberhaupt las die an ihn gerichteten Briefe mehrerer Italiener vor, die wegen der Krise in Not stecken.Tief greifende Änderungen nötigDabei zitierte er einen Mitbürger, der schrieb: „Die Opfer sollten alle – nicht nur einfache Bürger – bringen“. „Tief greifende Änderungen in der Politik, in den Institutionen und in den Beziehungen in der Gesellschaft sind notwendig“, sagte der 88-jährige Napolitano.Das seit 2006 amtierende Staatsoberhaupt äußerte die Hoffnung, dass Italien 2014 dank des „Muts der Italiener“ die schwere Krise überwinden werde. Es sei wichtig, den von der Arbeitslosigkeit geplagten Jugendlichen eine Zukunft zu sichern.Um dies zu tun, seien auch dringend Reformen notwendig. Wichtig sei zudem eine Reform des Wahlgesetzes. Das Verfassungsgericht hatte im Dezember einige Teile des seit 2005 geltendenden Wahlsystems für rechtswidrig erklärt.Reform des ParlamentsNapolitano forderte auch eine Reform des Parlaments. Seit Langem wird in Italien gefordert, das schwerfällige Zweikammern-System aufzugeben, bei dem Abgeordnete und Senatoren dieselben Kompetenzen haben. Die Regierung will sich für die Einführung einer einzigen Parlamentskammer einsetzen. Sie soll in einem doppelten Wahlgang ermittelt werden.Zudem soll ein aus regionaler Basis gewählter Senat der Regionen eingeführt werden. Das teure Parlament soll verkleinert werdenIn Bezug auf sein hohes Alter und auf die Tatsache, dass er im vergangenen April wegen der politischen Krise ein zweites siebenjähriges Mandat angenommen habe, betonte Napolitano, dass er so lang im Amt bleiben werde „solange es die Situation des Landes und der Institutionen erfordert“ und „solange es mir meine Kräfte erlauben“.Er versicherte, dass er bisher stets für die Einheit Italiens und im Interesse des Landes gehandelt habe.Antrag auf AmtsenthebungDamit reagierte Napolitano indirekt auf Angriffe seitens der oppositionellen 5stelle-Bewegung. Ihr Günder, Beppe Grillo, kündigte an, dass seine Gruppierung in den nächsten Tagen im Parlament einen Antrag auf Amtsenthebung Napolitanos einreichen werde.Mit seinen politischen Bemühungen für den Erhalt einer Großen Koalition zur Unterstützung der Regierung um Premier Enrico Letta habe Napolitano seine Kompetenzen überschritten, über die er laut Verfassung als Staatsoberhaupt verfüge.Napolitano habe Italien de facto in eine Präsidialrepublik umgewandelt, die ganz von den Beschlüssen des Staatsoberhaupts abhängig sei. „Napolitano erfüllt seine Kompetenzen als überparteilicher Garant nicht mehr.Er repräsentiert das italienische Volk nicht mehr“, empörte sich Grillo, dessen Partei die drittstärkste Kraft im italienischen Parlament ist.apa