<KeinAbsatz></KeinAbsatz> <Frage>STOL: Tote Frauen schweigen nicht“: Was erwartet die Leser hinter diesem zweifelsohne eher eigenwilligen Titel?</Frage><BR />Ralph Neubauer: Auch der tote Mensch erzählt seine Geschichte, sobald Gerichtsmediziner sich damit beschäftigen, wie er zu Tode gekommen ist. Tote Menschen schweigen also nicht und wenn es sich, wie in diesem Krimi, um 3 Frauen handelt, die zu Tode gekommen sind, dann schweigen tote Frauen nicht. Sie erzählen ihre Geschichte. Und da die älteste der Leichen rund 100 Jahre tot ist, blicken die Ermittler in vergangene Zeiten. Dabei erhalten sie unerwartet Hilfe, ohne die dieser Fall nicht zu lösen gewesen wäre.<BR /><BR /><Frage>STOL: Wo spielt Ihr Krimi und woher haben Sie die Idee dazu?</Frage><BR />Neubauer: Der neunte „Südtirol-Krimi“ spielt vornehmlich in der Gemeinde Lana. Nebenschauplätze sind Naraun, Vilpian, Prissian und Tisens. Ideen für den Krimiplot entwickeln sich in meinem Kopf über einen längeren Zeitraum. Es sind meist mehrere Ideen, die sich irgendwann zu einer Geschichte verweben. Habe ich mich aber einmal entschieden, ein Thema besonders zu bearbeiten, dann geht es zielgerichtet weiter. Ich suche nach Ansprechpartnern, nach einschlägiger Literatur und hie und da helfen mir Zufallsbekanntschaften. Dass ich die Zeit ab dem Ersten Weltkrieg in den Blick nehmen konnte, verdanke ich vornehmlich den Erzählungen von 90-jährigen Südtirolern, die auf dem Wege des Interviews von Autorin Astrid Kofler in den Bänden „Alles gut“ und „Alles wird gut“ aufgezeichnet worden sind. Auch weitere ähnliche Publikationen haben mir geholfen, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. <BR /><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz> <Frage>STOL: Gab es sonst auch Hilfe?</Frage><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Neubauer: Wertvolle Hinweise zum Verständnis für die Situation von Frauen in Südtirol habe ich von Sissi Prader, der mittlerweile ehemaligen Leiterin des Meraner Frauenmuseums, erhalten. Ich selber schaue nur etwa 35 Jahre in die Vergangenheit. Es war vielleicht 1985, als ich das erste Mal in Südtirol war. Damals hatte ich bestimmt nicht vor, eine Krimireihe zu schreiben, aber ich habe das gemacht, was ich immer mache, wenn ich irgendwo neu bin. Ich schaue hin, höre zu und vergleiche alles mit meinem Leben und meinen Lebensumständen. <BR /><BR /><Frage> <KeinAbsatz></KeinAbsatz>STOL: Gab es einen ähnlichen Fall in der Wirklichkeit, sodass Sie daran anknüpfen konnten?</Frage><BR />Neubauer: Nein. Alle Kriminalfälle sind erfunden. Aber wie wir alle wissen, spielen die besten Geschichten im richtigen Leben. Und so wird der geneigte Leser hie und da einiges wiedererkennen, was die fiktiven Figuren im Krimi erleben. Da gibt es vieles auch im echten Leben. <BR /><BR /><Frage> <KeinAbsatz></KeinAbsatz>STOL: Hebt sich die Sozialgeschichte der Südtiroler Frauen von jener in anderen Ländern ab? </Frage><BR />Neubauer: Ich bin kein Soziologe, der dazu geforscht hat. Meine Lebenserfahrung, verglichen mit dem, was ich in rund 35 Jahren Aufenthalt in Südtirol erlebt habe, sagt mir, dass es Unterschiede zu meinem rheinischen, großstädtisch geprägten Biotop gibt. Das ist auch nicht verwunderlich. Was mir in den 35 Jahren aufgefallen war, ist, dass sich offensichtlich die Situation von Frauen in Südtirol verändert. Sie veränderte sich von einer eher untergeordneten, dienenden Rolle hin zu einer deutlich selbstbewussten, selbstbestimmten Rolle. Wobei ich auch alte Rollenmuster nach wie vor sehe. In Südtirol läuft vieles in einer zeitlichen Parallelität – das Althergebrachte läuft zeitgleich mit der Moderne.<BR /><BR /><Frage>STOL: 9 Krimis in 12 Jahren: Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?</Frage><BR />Neubauer: Viele Leser schreiben mir, dass ihnen 2 Dinge gut gefallen: Zum einen ist es die detailreiche Schilderung der Handlungsorte, sodass sie mit dem Buch in der Hand alles finden, wovon sie gelesen haben. Zum andern sind es die Figuren, an deren Entwicklung sie gerne Anteil nehmen. Ich bekomme auch viele Tipps, wie ich die Figuren weiterentwickeln soll. Das finde ich wirklich nett, lasse mich aber eher von meiner Intuition leiten. Mit dem, was ich tue, liege ich also nicht falsch. <BR /><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz> <Frage>STOL: Wie viele Krimis sind bisher über die Ladentische gegangen?</Frage><BR />Neubauer: Jeder Band fand sich nach seinem Erscheinen auf der Bestsellerliste Südtirols, immer auch auf Platz 1. Der siebte Band hat sich auf diesem Platz über Monate behauptet. Band 1 ist inzwischen in der siebten Auflage, Band 2 kurz vor der sechsten, Band 3 in der vierten, die Bände 4 und 5 jeweils in der dritten. Der Verlag und ich sind zufrieden – und ich glaube, die Leser auch. <BR /><BR /><Frage>STOL: Wann wird der zehnte Südtirol-Krimi erscheinen? </Frage><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Neubauer: Irgendwann in den nächsten 2 Jahren, schätze ich; vielleicht schon 2023. Geschichten habe ich viele im Kopf, und es gibt auch einige Skizzenhefte. Ich warte gelassen, bis mich ein Thema interessiert und es mich dann packt. Gott sei Dank muss ich nicht liefern, sondern kann mir die Zeit lassen. Und hätte ich die Geschichte schon im Kopf, und wüsste, wo sie spielt, dann würde ich es jetzt noch nicht verraten.<BR /><austreiben>Interview: Florian Mair</austreiben><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />