Die Sendung wurde zwar bereits 1988 ausgestrahlt, aber es lohnt sich noch immer, das Video anzusehen.Den Programmgestaltern war es nämlich gelungen, den "britischen Schindler" Nicholas Winton ins Fernsehstudio zu locken und Platz nehmen zu lassen, ohne dass er ahnen konnte, im Publikum von Dutzenden der von ihm geretteten Personen umgeben zu sein. Ein Sohn deutscher JudenNicholas George Winton ist britischer Staatsbürger, wurde aber am 19. Mai 1909 als Kind deutscher Juden geboren, die zum Christentum konvertiert und im Jahre 1907 nach England ausgewandert waren. 1938 hatten sie ihren Namen von Wertheimer zu Winton geändert.Nach Schulbesuch und Banklehre arbeitete George bei Banken in England, Hamburg, Berlin und Paris. Nach seiner Rückkehr nach London arbeitete er als Broker.Auf Einladung von Freunden besuchte er statt eines geplanten Skiurlaubs in der Schweiz zu Weihnachten 1938 Prag, das nach der Besetzung des Sudetenlandes von Flüchtlingen bedrängt wurde. Von seiner Herkunft her sensibilisiert, versuchte er zu helfen und nach seiner Rückkehr in London die Ausreise wenigstens von Kindern zu organisieren."Der tschechische Kindertransport"Diese war nach den Novemberpogromen möglich durch ein britisches Gesetz für Kinder unter 17 Jahren. Das gelang ihm von London aus mit einem Prager Gewährsmann durch Finden von Adoptiveltern, Sammeln von Geld für Visa, Kautionen und Reisekosten für Kindertransporte. Diese Aktion wurde als der "tschechische Kindertransport" bekannt.Winton, der sich auch im Alter gemeinnützig betätigte und dafür mit dem Order of the British Empire geehrt wurde, sprach nicht über seine Taten. Auch die Kinder ahnten nichts von seinem Beitrag. Sie glaubten an eine Mitwirkung des Roten Kreuzes. Erst seine Frau fand 1988 in einem Koffer auf dem Speicher des Wohnhauses Material und brachte die Sache an die Öffentlichkeit.Zahlreiche Ehrungen - die letzte als 105-JährigerAm 28. Oktober 1998 erhielt Winton aus den Händen des tschechischen Staatspräsidenten Václav Havels den Masaryk-Orden. Am 5. Juli 2001 wurde ein Asteroid nach Winton benannt: (19384) Winton. Im Dezember 2002 wurde Winton von Königin Elisabeth II. für seine Verdienste um die Menschlichkeit zum Ritter geschlagen. Vor wenigen Wochen, am 28. Oktober 2014, wurde dem inzwischen 105-Jährigen vom amtierenden tschechischen Präsidenten Miloš Zeman der Orden des Weißen Löwen, die höchste staatliche Auszeichnung, verliehen.Im Alter von exakt 100 Jahren hatte Nicolas Winton die Gedenkfeier in London miterlebt, wo vor 70 Jahren "seine" Kinder ankamen: Am 4. September 2009 fuhr der historische Zug „The Winton Train“, in dem einige der Holocaust-Überlebenden saßen, im Bahnhof Liverpool Street ein. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder dankten Nicolas Winton persönlich.ds/stol