Kuriose Gaumenkitzler oder ekelerregende Krabbelviecher? Hierzulande genießen gebratene Mehlwürmer oder frittierte Heuschrecken (noch) ein Nischendasein. Der gebürtige Meraner Daniel Eggert will das ändern.<BR /><BR />Mittlerweile ernähren sich rund zwei Milliarden Menschen auf dem Erdball von Insekten, vor allem im asiatischen, afrikanischen, mittelamerikanischen und australischen Raum, wo die 1417 als essbar bekannten Insektenarten noch immer eine wesentliche Eiweißquelle in der Ernährung der Menschen seien, schon wegen des Mangels an Fisch oder Fleisch, wie der Filmemacher Daniel Eggert erklärt. <BR /><BR />Seit 2019 beschäftigt sich der 29-Jährige mit Speiseinsekten und setzt sich für Aufklärung und Informationsvermittlung ein. Ganz besonders auch zum Welttag der Speiseinsekten.<h3> Das Ding mit der Maikäfersuppe</h3>Eggert berichtet, dass sich Menschen bereits vor der Entwicklung der Landwirtschaft von Insekten ernährt hätten. Die kleinen Tierchen hätten damals als wichtige Proteinlieferanten gedient. „Als dann Farmen entstanden und die Menschen nach und nach in Städte zogen, wurden Insekten immer mehr als Eindringling wahrgenommen“, erklärt Eggert. Dem jungen „Insektentüftler“ geht es also darum, Insekten wiederzuentdecken und das Nahrungs-Tabu rund um diese Wundertierchen aufzuheben. <BR /><BR />Was viele laut dem gebürtigen Meraner nicht wissen: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts fanden Maikäfer in europäischen Küchen Verwendung, hauptsächlich in Frankreich und im deutschsprachigen Raum. Die Maikäfer wurden geröstet und zu Maikäfersuppe verarbeitet. In Konditoreien seien Maikäfer gezuckert als Nachtisch zu haben gewesen, so Eggert. Nach 1945 geriet die Maikäfersuppe in Vergessenheit. Das lag auch am zunehmenden Verschwinden der sonst so massenhaft vorkommenden Maikäfer. <h3> „Schmecken nach Popcorn“</h3>Für Daniel Eggert selbst hat alles mit gelbbraunen Mehlwürmern angefangen, die er während der Corona-Pandemie in seiner Wohnung züchtete. „Mehlwürmer sind sehr pflegeleicht und benötigen nicht viel Futter. In sechs bis acht Wochen sind die Würmer erntefähig, also im „essfähigen Stadium.“ <BR /><BR />Es folgte die Zucht von Grillen und Heuschrecken. Denn: All diese Tierchen seien nicht nur ein biologisches Meisterwerk, sondern auch ziemlich nährstoffreich: „Insekten sind sehr gut darin, einfache Rohstoffe wie z.B. Weizenkleie aufzuwerten und daraus wieder Proteine zu machen“, erläutert der 29-Jährige. <BR /><BR />Um daraus Gerichte wie einen Wurmburger herzustellen, hat sich Daniel Eggert einen ausgebildeten Koch mit ins Boot geholt, den Algunder Christopher Kröll, der allerdings sofort betont, dass man nicht Koch sein müsse, um Insekten zu verwerten. Natürlich gebe es spezielle Gerichte, die etwas mehr Vorwissen benötigten, aber etwa ein Mehlwurm-Topping für den Salat gehe ganz schnell und unkompliziert von der Hand: Die getrockneten Mehlwürmer in einer Pfanne mit Öl ein paar Minuten anbraten, würzen und voilà! <BR /><BR />Den Geschmack der Insekten beschreibt der 21-Jährige etwa so: „Mehlwürmer schmecken nach Popcorn und Garnelen, die Grillen hingegen nach Hühnchenkruste, die Heuschrecke ist etwas ausgeglichener und schmeckt knuspriger.“ <h3> Nie wieder Speck und Co.?</h3>Beide betonen: „Wir wollen auf keinen Fall gegen etwas sein, sondern auf eine Alternative aufmerksam machen, die Vorteile bietet.“ Vorteile, wie eine ressourcenschonende Haltung. Wichtig sei die Herkunft des Futtermittels, denn auch das Futter müsse produziert und transportiert werden und könne mitunter tierische Bestandteile (z. B. Fischmehl) enthalten, die ihrerseits Umweltauswirkungen haben, so Eggert. <BR /><BR />Anders als in Thailand, wo Grillen und Heuschrecken Touristen anlocken, möchten die beiden die Insekten außerdem nicht zur massentauglichen „Foto-Ware“ verkommen lassen und darauf achten, dass das Lebensmittel mit Respekt behandelt wird – auch vor dem Verzehr, wie sie betonen: „Wir erhalten die Insekten von einer Farm in Graz, die die Mehlwürmer in Lebensmittelqualität züchtet und die Tierchen ausschließlich mit Weizenkleie von heimischen Mehlherstellern versorgt. Zudem verkaufen wir unsere Insekten nicht auf dem Markt – das ist in Europa übrigens verboten“, sagt Eggert. <BR /><BR />Ob und wie gesund eine Ernährung mit Insekten ist, hänge daher vor allem von den Hygienestandards und den Produktionsbedingungen ab. Seit 2021 touren Kröll und Eggert durch ganz Südtirol und bieten Speiseverkostungen an. Aktuell besuchen sie Hotelfachschulen im ganzen Land, um Schülern und Lehrern das Kochen mit Insekten zu präsentieren. <BR /><BR />Ob die Krabbler das Nahrungsmittel der Zukunft werden, ist noch unklar. Daniel Eggert und Christopher Kröll sind jedenfalls schon mal auf den Geschmack gekommen. Denn in diesem Essen ist garantiert der Wurm drin!<BR />