Es ist nicht lange her, da wäre das in Saudi Arabien undenkbar gewesen: Frauen, die Mode designen, Unternehmen gründen, ihr eigenes Auto fahren und abends fortgehen. <BR /><BR />Doch die erste „Riyadh Fashion Week“ vom 20. bis 23. Oktober hat erneut bewiesen: Die Modernisierungswelle in der erzkonservativen Golf-Monarchie schreitet voran. Über 100 heimische Brands zeigten im Wüstenstaat mit seinen 36 Millionen Einwohnern Mode von und für Saudis. Einer von ihnen war Designer Abdul Al-Romaizan. Sein Label Ramzen eröffnete die Modewoche in Riad mit Haute Couture, die einer jungen Frau wohl ihr Le<?TrVer> ben lang in Erinnerung bleiben wird: Cindy Degasperi aus Bozen. <BR /><BR />In einem von Hand besticken Abendkleid und bodenlanger Schleppe flanierte das Südtiroler Model vor den Augen des saudischen Kronprinzen und Premierministers Mohammed bin Salman über den Laufsteg. „Es war eine megaschöne Erfahrung“, erzählte Degasperi wenige Wochen später über das Glück, mit 19 Jahren bei dieser wohl geschichtsträchtigen Veranstaltung dabei gewesen zu sein.<BR /><BR /><h3> Mit Können und Glück nach Riad</h3>Eigentlich weilte die junge Frau (sie hat die Matura bereits in der 4. Oberschule geschafft) Mitte September für die Fashion Week in Mailand. Dort eröffnete Degasperi die Show von „Calzedonia“ und lief u.a. bei „Emerging Talents Milan“. „Zwischendrin nahm ich auch am Casting des Labels Ramzen teil. Der Designer hat nämlich sein Studio in Mailand“, erzählt Degasperi und konnte es kaum glauben, dass sie ausgewählt wurde und wenige Wochen später tatsächlich im Flieger Richtung arabische Halbinsel saß. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="962038_image" /></div> <BR /><BR />„Nachdem ich im vergangenen Jahr bereits vier Monate bei meiner Mutteragentur ‚GH Management‘ von Gottfried Heiss in Mexico City gearbeitet habe, war die Vorfreude größer als die Sorge, als Frau allein in so ein Land zu reisen“, erzählt die Tochter von Model und „Zett“-Miss Südtirol 1995 Marion Prossliner. Und sie wurde nicht enttäuscht. „Die Fashion-Show war ähnlich wie in Europa, auch die Bezahlung. Es war jedoch alles viel glamouröser“, erzählt Degasperi, die mit Japanerinnen oder Kanadierinnen – allesamt extra für die Show eingeflogen – die Modeschau lief. <h3> Mode als Tor zur Emanzipation</h3>Neben einer hohen Dichte saudischer Promis saßen auch – trotz Nahost-Konflikt – etliche Politiker in der „Front Row“. Sie unterstrichen damit ein großes Vorhaben: die kreative Modeszene weiter auszubauen. Von komplexen Streetwear-Labels bis zu Haute-Couture-Marken fanden eine Reihe von Designdisziplinen, Stilen und Denkrichtungen Platz auf dieser Fashion Week – die vor allem Designerinnen als Tor zur Emanzipation nutzten und mit internationalen Models wie Cindy Degasperi ihre Öffnung gen Westen demonstrierten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="962041_image" /></div> <BR /><BR />Die Boznerin jedenfalls würde sofort wieder zur Modewoche in den Wüstenstaat fliegen. Im Februar aber steht für das 1,80 Meter große Model, das aktuell in Hamburg arbeitet, aber erst noch die nächste Mailand Fashion Week an. „Dann bin ich für alles offen, vielleicht gehe ich nach Australien“, offenbart sie. Grenzen sind schließlich da, um überschritten zu werden – das hat sie spätestens in Riad gelernt. Nur so würden Märchen wahr.