Tierische Olympia-Maskottchen sind beliebt – und so hatte beispielsweise München seinen Dackel Waldi (1972) und Montreal seinen Biber Amik (1976). Schneeschuhhase Powder, Kojote Copper und Schwarzbär Coal bewarben die Winterspiele in Salt Lake City (2002), ein legendärer Sasquatch namens Quatchi und der „Geisterbär“ Miga das Spektakel in Vancouver (2010). <BR /><BR />Jetzt reihen sich Tina und Milo in diese Riege ein. Die Maskottchen der Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina 2026 sind zwei Hermeline und stehen symbolisch für das Gebirge und die Vielfalt. Aber auch sonst sind die kleinen Raubtiere bemerkenswert. Lesen Sie! <BR /><BR />Hermeline (auf Latein: Mustela erminea), die zur Familie der Marder gehören und auch (Große) Wiesel genannt werden, sind gertenschlank, wenige Hundert Gramm schwer und etwa so lang wie ein Schullineal. Diese Körpereigenschaften machen es ihnen leicht, durch Mausgänge, Asthaufen oder Gestrüpp zu stöbern. Eng anliegende Ohren, kurze Beine und Tasthaare an der Schnauze vervollkommnen das Bild des Tunneljägers. Hermeline sind die zweitkleinsten Raubtiere, nur die Mauswiesel sind noch kleiner.<BR /><BR />Wenn sie nicht ruhen, sind Hermeline quirlig unterwegs. Sie können schwimmen und klettern. Und auf kurzen Strecken können es die Tiere auf satte 35 Stundenkilometer bringen. Bleibt etwas Energie übrig, schlagen die wendigen Tiere gelegentlich auch akrobatische Kapriolen. Der Grund für diese Tanzeinlagen? Auf diese Frage hat die Wissenschaft noch keine schlüssige Erklärung.<h3> Energiebündel mit Riesenappetit</h3>Auf dem Speiseplan der Hermeline stehen vor allem Mäuse, aber auch Vögel, deren Eier, Fische, Eidechsen und Insekten. Mit Hilfe ihrer ausgeprägten Sinnesorgane spüren die Raubtiere ihre Beute auf. Dabei stellen sie sich gelegentlich auf ihre Hinterbeine. Hat das Hermelin sein Beutetier erkannt, schleicht es sich an, springt das Tier an und tötet es durch seine spitzen Zähne mit einem Biss in den Nacken. Die sprichwörtliche wieselflinke Beweglichkeit hat ihren Preis. Die schlanken Hermeline brauchen viel Energie, um sich warm und fit zu halten. Bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichtes müssen sie sich täglich erjagen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208712_image" /></div> <BR /><BR />Ein besonderes Merkmal ist der Fellwechsel der Hermeline: Im Sommer haben die Tiere kastanien- bis zimtbraunes Fell mit weißer Unterseite, im Winter färben sich manche schneeweiß. Nur die Schwanzspitze bleibt immer schwarz. Der Fellwechsel hilft Hermelinen, sich zu tarnen. Im hohen Norden bleibt das Fell ganzjährig weiß.<BR /><BR />Dieses Winterfells wegen sind Hermeline schon seit Jahrhunderten Bestandteil der Pelzindustrie. Der weiße Pelz mit den charakteristischen schwarzen Tupfen galt und gilt als wertvoll. Die schwarzen „Punkte“ auf den Mänteln stammen übrigens von den dunklen Schwanzspitzen des Tieres, die in die Mäntel eingearbeitet werden. Damit lässt sich leicht zählen, wie viele dieser Tiere für die Herstellung eines Mantels verwendet wurden.<h3> Hermelinpelz als Privileg des Adels</h3>Hermelinfell wurde seit dem frühesten Mittelalter als Bestandteil einer dem ritterlichen Stand und den Doktoren vorbehaltenen Kleidung verwendet. Im zwölften Jahrhundert wurde Hermelinfell zum Adelsprivileg erhoben. Von diesem Zeitpunkt an verzichtete kaum ein Herrscher – weltlichen oder geistlichen Standes – auf dieses Statussymbol. Hermelinfelle waren begehrte Standesabzeichen: Könige und Kaiser trugen sie in ihren Krönungsmänteln, Päpste und Erzbischöfe liebten es, wenn die weißen Felle ihre Würde unterstrichen. Auch Ordensmeister, Rektoren, Richter und Notare, Stadtoberhäupter wie die Gonfalonieri von Florenz oder die Dogen von Venedig hatten Hermelin im Staatsgewand. <BR /><BR />Noch Königin Elisabeth II. trug bei ihrer Krönung im Jahr 1953 einen mit 500 Hermelinfellen verbrämten und mit 650 Hermelinschwänzen besetzten Mantel. Über 70 Jahre später trug auch ihr Nachfolger, der sonst sehr umweltbewusste König Charles III., bei seiner Krönung den urköniglichen Hermelinmantel. <BR /><BR />Dabei handelt es sich beim Winterfell der Hermeline keinesfalls um den wertvollsten Pelz – Zobel beispielsweise rangiert weit höher. Es ist vor allem die Farbe, die Hermelinfell zum Herrschaftszeichen macht: Weiß ist Symbol für Keuschheit, unbeflecktes Gewissen und moralische Reinheit. <BR /><BR />Hermeline sind auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet, sie kommen in verschiedenen Lebensräumen vor. Die Marderart besiedelt vorzugsweise offene Landschaften mit kleinen Waldbeständen, Wiesen, Hecken und Gewässern, kommt aber auch auf alpinen Wiesen und bis zu Höhenlagen von 3.000 Metern, teilweise sogar bis zu Gletschern, vor. Bedroht ist das Hermelin vor allem durch wenig abwechslungsreiche Lebensräume.<h3> Hermelin-Embryos legen Wachstumspause ein</h3>Größe und Gewicht von Hermelinen variieren je nach Lebensraum stark. Tiere aus dem Alpenraum sind kleiner als Artgenossen aus dem Mittelland. Männchen sind (im gleichen Lebensraum) größer als Weibchen. <BR /><BR />Apropos Männchen und Weibchen. Das Hermelinweibchen wirft zwischen März und Mai, gut geschützt in einer Nesthöhle. Die Männchen streifen derweil rastlos durch Felder und Wiesen, um paarungsbereite Weibchen zu suchen. Noch während sie säugen, sind die Weibchen nämlich schon wieder paarungsbereit. <BR /><BR />Noch erstaunlicher: Auch die weiblichen Jungtiere sind schon geschlechtsreif, kaum haben sie im Alter von wenigen Wochen die Augen geöffnet und erstmals Fleisch gefressen. Die Männchen hingegen werden erst im Alter von einem Jahr zeugungsfähig, wodurch Inzucht weitgehend ausgeschlossen ist.<BR /><BR />Ende Sommer, wenn die Jungtiere sich eigene Reviere suchen müssen, sind alle weiblichen Hermeline schon wieder tragend. Doch dann ist erst mal Pause. Die Embryos legen in der Gebärmutter eine Keimruhe ein. Erst im Vorfrühling des folgenden Jahres wird die Entwicklung weitergehen und die nächste Generation kommt federleicht, weißflaumig und blind zur Welt.