Es ist eine Rolle, die ihm eigentlich nicht auf den Leib geschneidert ist. Julian Pichler verkörpert heuer bei den Freilichtspielen in Lana einen gewissen Hermann Tschurtschenthaler, einen Hoferben und Bauernsohn in Felix Mitterers Drama „Verkaufte Heimat“ zu Zeiten der Option. Eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Südtirols wird darin thematisiert, gerade durch Mitterers Protagonisten werden Gewissenskonflikte und menschliche Abgründe aufgezeigt. <BR /><BR />„Bisher wurde ich meistens als der nette Junge von nebenan besetzt, manche sagen dazu ‚Schwiegermutters Liebling‘ und lange Zeit dachte ich, etwas anderes käme eh nicht in Frage“, meint der Lockenkopf schmunzelnd. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188393_image" /></div> <BR />Dann aber bekam er im vergangenen Jahr in einem Stück der Vereinigten Bühnen Bozen (VBB) die Rolle eines ungehobelten, gefrusteten Grantlers zugewiesen, und das war eine Art Türöffner. Seitdem werden Julian im verstärkten Ausmaß Rollen mit widersprüchlichen, schwierigen und zuweilen finsteren Charakteren zugetragen. <BR /><BR />„Es ist nicht damit getan, einen Text auswendig zu lernen und dann auf der Bühne oder am Set einfach nur Gas zu geben, vielmehr muss man sich in Beweggründe von Menschen hineinversetzen können“, erläutert Julian einen zentralen Punkt des Schauspielmetiers. Mit jedem neuen Stück arbeite man an sich selbst, könne man sich neue Sichtweisen aneignen, tauche man ab in zuweilen unbekannte Lebensrealitäten.<h3> Anfänge bei den Rittner Sommerspielen</h3>Gerade diese schöpferische Kraft des Theaters hat Julian Pichler schon als Kind in seinen Bann gezogen. „Meine Mama und meine Patentante haben mich mal zu den Rittner Sommerspielen mitgenommen, da habe ich den Wunsch verspürt, in irgendeiner Form mitmachen zu dürfen“, blickt er zurück. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188396_image" /></div> <BR />Bei der Theaterkiste Lengmoos gab es einen ersten kleinen Auftritt, da war es um ihn auch schon geschehen. Bald schon schrieb er kurzerhand Klaus Profunser, den damaligen Obmann der Sommerspiele, an, ob er eine Rolle für ihn habe. Es klappte, fortan wusste Julian, welchen Weg er einschlagen wollte. „Ich malte mir das alles in schönen Farben aus und musste in der Folge schon Lehrgeld zahlen“, räumt er ein. <h3> Kein Honigschlecken</h3>Damit meint er vor allem die Entscheidung für eine professionelle Ausbildung, für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Mit 20 Jahren nahm der Rittner die Schauspielschule „Acting Studio Cologne“ in Köln in Angriff, was bedeutete, die gut behütete Kindheit und Jugend am Ritten gegen eine ungewohnte Selbstständigkeit in der deutschen Großstadt einzutauschen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188399_image" /></div> <BR /> Gemäß dem Motto, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, wusste sich der junge Südtiroler zu behaupten, feilte an seinem Talent, lernte akzentfreies Hochdeutsch. Außerhalb von Südtirol gab es erste Engagements in der Schweiz. Dann aber kam die düstere Coronazeit, vor allem die Unterhaltungsbranche wurde davon hart getroffen. Julian hielt sich über Wasser, indem er in einer Metzgerei arbeitete und Frikadellen briet.<h3> ORF-Familienkomödie mit Gerti Drassl</h3>Es sollte sich aber lohnen, dass er dranblieb. Das Licht am Ende des Tunnels kam in Form einer Hauptrolle bei den Rittner Sommerspielen, danach ging es Schlag auf Schlag mit den Engagements, der Werdegang des 27-Jährigen liest sich beeindruckend. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188402_image" /></div> <BR />Letzthin hat der junge Rittner seine erste Hauptrolle in einem Fernsehfilm gedreht, an der Seite von Gerti Drassl spielt er in der Familienkomödie „So haben wir dich nicht erzogen“ einen gewissen Andi Hofer. Gedreht wurde in Wien, zu sehen gibt es den Film Anfang des kommenden Jahres im Hauptabendprogramm des ORF. <BR /><BR />„Die Anfrage ist aus dem Nichts gekommen, damit ist sicherlich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Julian Pichler, der unter etwa 100 Bewerbern für diese Rolle ausgewählt wurde. <h3> Zwischendurch den Kopf freibekommen</h3>Auf ein Engagement folgt das nächste, nach Abschluss eines Projekts steht im Idealfall schon wieder das nächste vor der Tür – Schauspieler müssen sich immer wieder an neue Stücke, Orte, Bedingungen und Ensembles anpassen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188405_image" /></div> <BR /> Als Gegenpol mögen sie es daher in der Regel entspannt und ruhig. „Meine Freizeit verbringe ich gern mit Wandern und Schwimmen, vor allem jetzt im Sommer“, sagt Julian. Beim Schwimmen bekommt er den Kopf frei, bei Bergwanderungen, die ihn schon mal auf den Schlern führen, genießt er die Natur. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70616559_listbox" /><BR /><BR />Außerdem liest er gerne, momentan eine Biografie über die Sängerin Cher. „Ich bin froh, wie die Dinge bisher gelaufen sind, alles Weitere ist offen und wird sich fügen“, resümiert er. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188408_image" /></div> <BR /><embed id="dtext86-70616553_listbox" />