Entchen, Küchenkräuter oder Spielzeugautos: Gräber und ihr Schmuck sagen viel darüber aus, wie Menschen gelebt haben. Eine kleine Auswahl an Ruhestätten von Prominenten.WUNDERLICHE MITBRINGSELBerlin ist die Hauptstadt der Toten mit VIP-Status. Es gibt allein mehr als 800 Ehrengräber für verdiente Bürger. Einen besonders verwunderlichen Anblick bietet das Grab des Humoristen Loriot (1923-2011) auf einem Waldfriedhof im Stadtteil Westend. Wirkt der Grabstein mit dem Wappentier, einem Pirol, noch konventionell, fallen einem Dutzende gelber Quietscheenten ins Auge – eine Verbeugung vor einem seiner bekanntesten Trickfilme, „Herren im Bad“. Das Grab des Humoristen Loriot zieren Quitscheentchen. Auch Loriots erklärtes Lieblingstier, der Mops, wird in Gestalt kleiner Figuren gern abgelegt.Verehrer des Dramatikers Heiner Müller (1929-1995, „Die Hamletmaschine“) bestätigen das Idol hingegen auch nach dem Tod im exzessiven Lebensstil. Am Grab des passionierten Rauchers und Whisky-Trinkers auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte legen diese Fans regelmäßig Scotch und Zigarren nieder.DIE TOTE AUS DEM KINDERBUCH„Paulinchen war allein zu Haus“ – diese unheilschwangeren Zeilen aus dem Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ mahnten Generationen von Mädchen und Jungen, nie zu zündeln. Ein schlichtes weißes Marmorkreuz mit goldenen Buchstaben erinnert auf dem Frankfurter Hauptfriedhof an Pauline Schmidt, die 1856 im Alter von 15 Jahren starb. Im Alter von 15 Jahren verstorben: die Kinderbuch-Pauline.Bekannt wurde sie dank der „gar traurigen Geschichte von Paulinchen und dem Feuerzeug“. Der Frankfurter Arzt und Schriftsteller Heinrich Hoffmann war mit Paulines Familie befreundet und setzte dem Mädchen ein literarisches Denkmal.Das Ende wich jedoch von der Wahrheit ab: Zwar soll Pauline als kleines Mädchen gezündelt und dabei einen Zimmerbrand verursacht haben. Sie starb aber – anders als im Gedicht – nicht in den Flammen, sondern an den Folgen einer Typhus-Erkrankung.Übrigens hat auch das Vorbild des „Zappelphilipp“ ein Grab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Das Kreuz auf dem Grab des 1911 verstorbenen Philipp Julius von Fabricius steht auf dem Hauptfriedhof von Frankfurt. Der 1911 verstorbene Arzt gilt als das Urbild des «Zappel- Philipp» aus Heinrich Hoffmanns Bilderbuchklassiker "Der Struwwelpeter".DIE GESCHICHTE VOM KOPF DES CALLGIRLS„Ruhe in Frieden“: Auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof liegt das unscheinbare Grab von Rosemarie Nitribitt. Die Edel-Prostituierte war erst 24, als sie vor 60 Jahren in Frankfurt/Main ermordet wurde. Spuren führten auch in die Kreise ihrer schwerreichen Freier. Der Täter wurde nie verurteilt, ein Freund Nitribitts freigesprochen. Das Grab der ermordeten Edel-Prostituierten. - Foto: dpaFrische Blumen schmücken das Grab noch heute und Modelle ihres geliebten Mercedes-Cabrios mit den roten Ledersitzen. Rosemarie Nitribitt wurde 1933 in Düsseldorf geboren. Der Skandal um ihren Tod 1957 wurde Stoff für Bücher und Filme. Grausiges Detail: Die Nitribitt wurde ohne Kopf bestattet. Er diente der Polizei jahrzehntelang als Lehrmaterial. Erst 2010 wurde auch der Schädel nachträglich und heimlich in ihrem Grab beigesetzt.WO DIE TOTEN DER TOTEN HOSEN LIEGEN„Bis zum bitteren Ende“ lautet ihr Schlachtruf. Und die Toten Hosen haben sogar für die Zeit danach schon vorgesorgt. Auf dem Düsseldorfer Südfriedhof haben sie ein großes Familiengrabfeld gekauft. Drei Weggefährten liegen dort: Der Schlagzeuger der ersten Stunde, Wolfgang „Wölli“ Rohde, der Manager Jochen Hülder und der Fahrer Uwe Faust. Hosen-Chauffeur Uwe Faust war der Erste, der auf dem Grabfeld der Toten Hosen auf dem Südfriedhof beerdigt wurde. "You'll never walk alone" steht auf dem Stein, die Fußball-Hymne erklingt am Ende der Hosen-Konzerte. - Foto: EdermannAuf einem der Steine steht ein weiterer Leitspruch der Band, die seit 35 Jahren lautstark durch die Welt zieht: „You'll never walk alone.“ (Du gehst niemals allein). Auf zwei Grabsteinen ist das Band-„Logo“ in Stein gemeißelt: Das skelettierte Federvieh, das auffallend an den Bundesadler erinnert.DIE TROMMEL IM GRABDas Grab des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass („Die Blechtrommel“, 1927-2015), der selbst gern kochte, ist fast ein kleiner Kräutergarten. Thymian, Majoran und Salbei sind dort gepflanzt. Grass liegt in Behlendorf bei Lübeck auf dem Dorffriedhof. Ein grauer Naturstein – nur Name und Lebensdaten sind schwarz eingraviert. Hier ruht Günter Grass. - Foto: Natursteine„Immer wieder mal kommen Besucher und legen kleine Steine auf den Grabstein, wie es ein alter Brauch ist“, sagt Friedhofswart Volker Buck. Über die Beerdigung im engsten Kreis hatte Filmregisseur Volker Schlöndorff der „Bild“ gesagt: „Neben Blumen wurden ihm Nüsse zum Knacken ins Grab geworfen, sowie die echte Blechtrommel – für den Fall, dass er sich noch einmal melden wollte.“DER LEERE SARKOPHAGIn der Weimarer Fürstengruft stehen jährlich mehr als 20.000 Besucher aus aller Welt vor dem leeren Sarkophag von Friedrich Schiller (1759-1805). Seit 2008 liegen in diesem Grab neben Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) keine Knochen. Eine DNA-Analyse hatte damals ergeben, dass der Schiller zugeschriebene Schädel und die Gebeine nicht von ihm stammen. Lange hatte die Gebeine Schillers eine Aura des Geheimnisvollen umgeben, hatte es Zweifel an ihrer Echtheit gegeben. Der Sarg von Schiller ist leer. - Foto: Klassik Stiftung WeimarSchiller, neben Goethe, Wieland und Herder einer der vier Weimarer Klassiker, war mit nur 45 gestorben. Er wurde zuerst in einem Massengrab bestattet. Gut 20 Jahre später wurde der Versuch unternommen, unter der Vielzahl der Toten seine sterblichen Überreste anhand seiner Totenmaske zu identifizieren. 1827 wurden Schädel und Gebeine in der neuen Fürstengruft neben den Angehörigen der Herzogfamilie beigesetzt. Rund 180 Jahre durften sie bleiben.KRÜGE FÜHREN ZU TOTEM KRUGDer Südwestkirchhof in Stahnsdorf vor den Toren Berlins ist der größte Waldfriedhof Deutschlands mit rund 200 Hektar Fläche. Hier liegen viele Prominente. Die Grabstelle des Schauspielers, Sängers und Autoren (1937-2016, „Tatort“) ist eigentlich nicht so einfach zu finden. Doch Fans haben eine Lösung gefunden. Mit kleinen Tonkrügen haben sie den Weg gekennzeichnet. Ein Krug weist den Weg zum Grab Krugs. - Foto: Stephan LaudeSÄRGE AUF REISENIn der Elisabethkirche in Marburg fanden der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934) und seine Frau Gertrud (1860-1921) ihre letzte Ruhe. Unscheinbar sind die Grabplatten am Eingang des Nordturms in einen Sandsteinsockel eingearbeitet. Ursprünglich war das Ehepaar 1934 in Ostpreußen, im heutigen Polen, beigesetzt worden. Aus Angst vor der Roten Armee schaffte das NS-Regime die Särge zehn Jahre später in ein Thüringer Salzbergwerk. Grab des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und seiner Frau Gertrud im Nordturm der Elisabethkirche in Marburg.Dort wurden sie von den US-Truppen gefunden und nach Marburg in der amerikanischen Zone umgesiedelt. Dem Wunsch der US-Truppen, die Grabstätte neutral zu halten, kommt die Gemeinde bis heute nach. Weder Kerzen noch Blumen zieren das Grab des ehemaligen Reichspräsidenten, der 1933 Adolf Hitler zum Kanzler ernannt hat. In der Regel ist auch der schlichte Leuchter an der Grabstätte aus.dpa/stol/ker