Früher kullerten für 100 Lire und ein paar Mal Drehen Kaugummis aus dem Automaten. Heute kann man aus den Kästen beinahe alles holen: Getränke und Snacks sowieso, auch Currywurst, Fahrradzubehör und sogar frisch gebügelte Hemden. Und ja, auch Pizza gibt es im Fastfood-Zeitalter aus dem Automaten. Aber bisher noch keine echte italienische Pizza, die nicht wie aus dem Gefrierfach des Supermarktes schmeckt, sondern wie vom Pizzabäcker in der Lieblingspizzeria. <BR /><BR />„Wir haben diese Automaten-Pizza selbst probiert. Ein bisschen rot, 3 Kleckse Mozzarella – das war’s“, erzählen David Simonetti und Michael Kammerer, beide aus St. Georgen. Mit wirklich guter Pizza hatte das nichts zu tun. <BR /><BR />Und was wirklich gute Pizza ist, müssen die beiden wissen: Simonetti ist selbst Pizzabäcker, Kammerer sein Kumpel. Und er war es auch, der vor knapp einem Jahr mit einer Idee das Startup-Unternehmen „Buttonmeal“, also Essen auf Knopfdruck, gewissermaßen aus der Taufe hob. Kammerer betreibt nämlich den Hochseilgarten in Issing bei Pfalzen, gleich neben der Pizzeria von Simonetti. <BR /><BR />Und weil den Kletterern nicht nur Spaß und Nervenkitzel geboten werden soll, sondern auch ein schneller Snack zwischendurch, kam ihm die Idee mit der Pizza aus dem Automaten. Der Automat selbst war bei einer Firma in Reggio Emilia schnell gefunden. „Das Problem aber war das Produkt, das beklagt die Firma selbst“, erzählt Kammerer. „Also habe ich David gefragt, ob er eine gute Pizza für den Automaten machen kann.“ <BR /><BR /><b>Mehr als nur Mehl, Wasser, Hefe und Belag</b><BR /><BR />Im vorigen Sommer begann dann das Tüfteln, Feilen, Ausprobieren und Probeessen. „Wir haben selbst und mit Freunden die einzelnen Zutaten blind verkostet, danach unzählige Pizzen“, erzählen die beiden Jörginer. Gute Pizza ist nämlich mehr als nur Mehl, Wasser, Hefe und ein bisschen Belag. Gute Pizza steht und fällt mit Qualitätsprodukten. „Mozzarella ist nicht gleich Mozzarella, und Tomatensoße ist nicht Tomatensoße“, erklärt Simonetti. Gute Pizza hat deshalb auch ihren Preis. „Um 70 Cent, wie gängige Tiefkühlprodukte kosten, kann ich mir nicht weiß Gott was erwarten.“ <BR /><BR />Nach 6 Monaten tüfteln war es dann so weit: Die erste Pizza kam aus dem Automaten, mit der Simonetti und Klammer zufrieden waren. „Es ist eine ähnliche Pizza, wie ich sie in meiner Pizzeria mache. Durch die längere Reifezeit des Teiges, die für den Automaten bei 48 Stunden liegt, kann ich weniger Hefe verwenden, die Pizza ist also leichter verdaulich“, sagt Simonetti. Die Arbeit für die Automaten-Pizza ist zudem leichter vorausplanbar als in der Pizzeria, und die Verarbeitung ist eine andere. Handarbeit ist die Pizza zwar da wie dort: Der Teig wird von Hand geknetet, der Pizzaboden gedreht und danach belegt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="640589_image" /></div> <BR /><BR /> Während die Pizza im Lokal aber dann in den Ofen und direkt zum Kunden geht, wird die Automaten-Pizza im Industrieofen gleichmäßig vorgebacken. Kein Holzofen? „Ich habe mit Holz- und Elektroöfen gearbeitet, was bei einer guten Pizza zählt, ist vor allem das Produkt“, sagt Simonetti. Wenn die Qualität der Zutaten stimme, „würde ich mich nicht zu wetten getrauen, dass ich selbst den Unterschied zwischen einer Holzofen- und einer anderen Pizza erkenne“, sagt der Pizzabäcker.<BR /><BR /><b>Gefriertruhe und Backofen in einem</b><BR /><BR />Die vorgebackene Pizza wird dann verpackt und tiefgefroren. So kommt sie in den Automaten – eine Kombination aus Gefriertruhe und Backofen, die in etwa so viel kostet wie ein Mittelklassewagen. Die 84 Pizzen, die eng gestapelt in der Gefrierbox Platz finden, werden bei minus 18 Grad frisch gehalten. Auf Bestellung – per Knopfdruck – wird die Pizza maschinell aus dem Gefrierfach geholt und zwischen 2 Infrarotlampen bei 300 Grad Celsius in 3 Minuten fertig gebacken. 5 verschiedene Sorten hat Simonetti bisher für den Automaten entwickelt. „Immer zu haben ist die klassische Margherita und daneben noch eine zweite Pizza, die ständig wechselt“ erklärt er. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="640592_image" /></div> <BR />Dabei ist jede Pizza eigentlich eine „Chef-Pizza“, denn jede einzelne macht Simonetti selbst. „Noch gebe ich meine Pizza nicht gerne aus der Hand. Sie ist noch nicht so standardisiert, dass ich sie wem anderen anvertrauen möchte“, sagt der Pizzabäcker. Und so beginnt sein Arbeitstag um 5 Uhr morgens in der Automaten-Backstube und endet um 11 Uhr abends, wenn er in seinem Lokal die letzte Pizza aus dem Ofen holt. Wie viele Pizzen er im letzten halben Jahr gedreht hat, das hat er nicht gezählt. Es waren „an Haufen“. <BR /><BR /><b>Anfragen aus der ganzen Welt</b><BR /><BR />Doch die Mühe lohnt sich: Die Nachfrage war innerhalb kürzester Zeit so groß, dass die beiden zurzeit 12 Automaten stehen haben – vor allem im Pustertal, aber 3 auch in Irland, wo Simonetti 2 Restaurants betreibt. Auch vor seinem Lokal am Issinger Weiher hat Simonetti einen Automaten stehen. Konkurrenz für (s)eine Pizzeria sei das keine. „Der Automat ist eine 24-Stunden-Maschine, sie kommt dem Fastfood-Trend entgegen: Egal, wann ich eine Pizza essen will, ich bekomme sie“, sagt Simonetti. „Wenn ich aber Pizza essen gehen möchte, dann genieße ich das, die Pizza, das Getränk dazu, das Ambiente. Dann gehe ich nicht zum Automaten.“<BR /><BR />Dass die Pizza auf Knopfdruck so gut ankommt, hätten sich die beiden nicht erwartet. „Wir haben Anfragen aus dem ganzen Land, aber auch aus Dubai, Japan und dem Königreich Bahrain am Persischen Golf“, sagt Kammerer. Im Moment ist das noch eine Nummer zu groß für „Buttonmeal“. Aber irgendwann wollen die beiden auch Geld damit verdienen. „Zurzeit investieren wir noch“, sagt Kammerer. Und Simonetti tüftelt derweil weiter: „Mehr Sorten, verschiedene Teige, da gibt es noch vieles auszuprobieren“ – und wahrscheinlich nicht nur Pizza. <BR />