Schüler mit Beeinträchtigung, die daheim nicht abgeholt worden sein sollen, Fahrzeuge mit angeblich defekten Türen, Fahrer, die nicht gewusst haben sollen, wie man einen Rollstuhl fixiert: Nachdem im April 2024 die Firma „Alpin Bus“ den Transport für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung übernommen hatte, reagierten viele Eltern mit Sorgen und Klagen. <h3> Staatsrat kippt Urteil des Verwaltungsgerichts Bozen</h3> Der ehemalige Betreiber „Easy Mobil“, der den Dienst jahrelang in Zusammenarbeit mit dem Verein für Menschen mit Beeinträchtigung, „adlatus“, durchgeführt hatte, legte Rekurs gegen die Vergabe ein. Das Bozner Verwaltungsgericht lehnte diesen im Juli 2024 ab. Der Staatsrat hob diese Entscheidung nun auf. Seit Freitag ist das Urteil veröffentlicht. <BR /><BR />„Wir haben gravierende Fehler in der Angebotsgestaltung festgestellt. Das Unternehmen ‚Alpin Bus‘ hat die Ausschreibung mit einem Abschlag von 35 Prozent auf die Vergabesumme gewonnen“, berichtet Markus Silbernagl, Miteigentümer der Firma „Easy Mobil“ (siehe Kurz-Interview).<BR /><BR /><embed id="dtext86-70751170_quote" /><BR /><BR /> Auch die Fahrzeuge hätten den Anforderungen nicht entsprochen. „Der Staatsrat hat zwei externe Sachverständige beauftragt, wobei vor allem der technische Gutachter zu demselben Schluss gekommen ist und Mängel festgestellt hat“, so Silbernagl. Weil man im Erstangebot von einem komplett anderen Fahrzeug spricht als in der Preisüberprüfung, wäre das bereits ein Grund gewesen, das Unternehmen aus der Ausschreibung auszuschließen, heißt es im Urteil des Staatsrates. <BR /><BR />„Für uns war und ist der Transport von Schülern mit Beeinträchtigung eine Herzenssache und nicht nur Geschäft. Deshalb haben wir alles unternommen, um ihn wieder zu uns zurückzuholen“, sagt Silbernagl.<h3> 70.000 Euro Entschädigung für „Easy Mobil“</h3> In Zusammenarbeit mit „adlatus“ habe man versucht, den Dienst stets zur Zufriedenheit von Eltern und Schülern durchzuführen. „Es geht auch um Empathie, die die Fahrer gegenüber den Betroffenen haben“, sagt Silbernagl. „So können wir ab September den Familien wieder eine Dienstleistung anbieten, die sie sich auch verdienen.“ <BR /><BR />Das Land Südtirol und die Vergabeagentur wurden außerdem dazu verurteilt, „Easy Mobil“ eine Entschädigung von 70.000 Euro zu zahlen, ebenso müssen das Land, die Vergabeagentur und das Unternehmen „Alpin Bus“ die Prozessspesen von „Easy Mobil“ in Höhe von 10.000 Euro tragen.<BR /><h3> 3 Fragen an Markus Silbernagl:</h3><b>Sie sind bis vor den Staatsrat gezogen, um den Fahrdienst für Schüler mit Beeinträchtigung wieder „zurückzuholen“. Wie bewerten Sie das ganze Chaos rund um die Ausschreibung?</b><BR />Markus Silbernagl: Ich möchte Ablauf und Chaos rund um die Ausschreibung nicht kommentieren. Ich kann nur sagen, dass wir gravierende Mängel im Angebot des Unternehmens „Alpin Bus“ festgestellt haben. Das Land Südtirol hat das anders gesehen. Deshalb haben wir Rekurs gegen die Vergabe des Fahrdienstes eingelegt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70751174_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Im Frühjahr des vorigen Jahres war der Start für „Alpin Bus“ holprig. Dem Unternehmen scheint damals ein falscher Starttermin genannt worden zu sein. Wie wird der Übergang jetzt ablaufen?</b><BR />Silbernagl: Wir werden den Fahrdienst auch in Zukunft wieder mit unserem langjährigen Partner „adlatus“ durchführen. Wir sind ein eingespieltes Team, nachdem wir den Dienst damals nach der unrühmlichen Zeit der Firma Tundo übernommen haben. Wir werden den Transportdienst für Schüler mit Beeinträchtigung im Herbst, also mit Schulbeginn, wieder aufnehmen und haben dementsprechend noch einige Wochen Vorlaufzeit. Ich bin sicher, dass wir ohne große Schwierigkeiten starten werden. Wir steigen sozusagen in die laufende Ausschreibung ein und übernehmen den Dienst so lange, bis er abläuft, also in drei Jahren. <BR /><BR /><BR /><b>Beim Wechsel der Betreiber vor einem Jahr hat es auch Unklarheit über die Zukunft der Mitarbeiter gegeben....</b><BR />Silbernagl: In erster Linie werden wir unsere Mitarbeiter einsetzen. Ich gehe aber auch davon aus, dass wir mehr Mitarbeiter benötigen werden und jeder ist willkommen, sich zu melden und zu bewerben. Wir möchten wieder auf dieselben bewährten, aber auch neue Kräfte setzen.