Zeitlos und aktuell präsentiert sich der Auftrag des Vinzentinums – auch heute noch, 150 Jahre nach seiner Gründung: Schule und Internat wollen gleichermaßen die Schüler in der Entfaltung ihrer Fähigkeiten begleiten und unterstützen.<BR /><BR />Es ist die Geschichte des Parzival-Mythos, festgehalten im Bilderzyklus des Parzival-Saals des Vinzentinums, die für die Bildungsarbeit am Vinzentinum stehen möchte – auch heute noch, 150 Jahre nach Gründung des Hauses: „Die Hauptfigur des mittelalterlichen Romans ist ein junger Mensch, der sich aufmacht den heiligen Gral zu suchen. Es ist seine Suche nach dem Platz im Leben. Das war und ist auch der Kern unserer Aufgabe, zeitlos und aktuell“, sagt Christoph Stragenegg, Direktor des Bischöflichen Instituts Vinzentinum in Brixen, ehemals Bischöfliches Knabenseminar.<h3> Schule im Wandel der Zeit</h3>Im Jahre 1872 als eine „Festung gegen den Zeitgeist“ von Fürstbischof Vinzenz Gasser (1809-1879) gegründet, war das Vinzentinum auch Zeuge gesellschaftlicher Umbrüche: Das Bischöfliche Knabenseminar durchlebte die Weltkriege, gleich mehrmals wurde es zum Lazarett umfunktioniert. <BR /><BR />Nach 1945 machte sich die Diözese, seit Beginn an Träger der Struktur, an die Wiederaufbauarbeit. Bis zur staatlichen Anerkennung 1968/69 war das Vinzentinum eine reine Privatschule, 5 Jahre zuvor wurde neben dem Gymnasium auch die Einheitsmittelschule eingeführt. Seit 2003 ist das Vinzentinum eine den öffentlichen Schulen gleichgestellte Bildungseinrichtung mit Normalmittelschule, Musikmittelschule, Klassischem Gymnasium, Tagesheim und Internat. <BR /><BR />Mit Ende der 1970er gab es versuchsweise erstmals Mädchen an der Oberschule, fixer Bestandteil des Schulalltags wurden sie ab 1996, seit 2013 auch im Internat. Stolz zeigt sich das Vinzentinum auch auf seinen Knabenchor, der übrigens im gleichen Jahr wie die Schule selbst gegründet wurde, seit 1999 gibt es zudem einen Mädchenchor. <BR /><BR />Im Schuljahr 2022/23 sind 240 Schüler eingeschrieben, rund 50 weitere externe Schüler wohnen außerdem im Internat. <BR /><BR />Das Haus sah und sieht sich in dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne: Als katholische Schule und Internat verfolgt es den Anspruch, Schüler zu fördern, die dann wiederum ihre Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen können. Direktor Stragenegg dazu: „Die Idee von Vinzenz Gasser ist nach wie vor zeitgemäß, es gilt die Bildungsarbeit aber an die Gegebenheiten anzupassen.“<h3> Entscheidung für breite Bildung</h3> In Sachen Pädagogik mit der Mode gehen will das Vinzentinum aber keineswegs, es geht um eine Methodenvielfalt, um einen Mix, wie Schüler Inhalte begreifen. Dazu gehört im Klassischen Gymnasium auch Altgriechisch und Latein, ab der vierten Klasse gibt es mit den Naturwissenschaften und der Kulturgeschichte 2 wählbare Schwerpunktbereiche. <BR /><BR /> Gerade auch die universelle Grundausbildung des Klassischen Gymnasiums biete eine gute Voraussetzung für eine spätere Spezialisierung, meint etwa Valentina Ortler, Schülerin der vierten Klasse Oberschule. <BR /><BR />Die pädagogischen Instrumentarien des Hauses sind mannigfaltig – von der historischen Gymnasialbibliothek mit rund 105.000 Beständen über 2 weitere Schulbibliotheken bis zu modernen Labors für Chemie, Physik oder Biologie. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56582192_quote" /><BR /><BR />Als „elitär“ möchte sich das Vinzentinum nicht sehen: „Das ist ein missverständlicher Begriff, wir waren nie eine Schule der Reichen und Vornehmen“, sagt der Direktor. Vor allem bis in die 1990er Jahre stammte der Großteil der Absolventen aus der ländlichen Peripherie. <BR /><BR />2013 wurde auf Initiative einiger Wirtschaftstreibender die Stiftung „Vinzentinum pro futuro“ gegründet; Hauptzweck ist die Vergabe von Stipendien an Kinder einkommensschwacher Familien. Auch das „Kassian-Tschiderer-Werk“ und die „Stiftung Congregatio Jesu - Südtirol“ gewähren Beiträge. <h3> Die Entwicklung geht weiter</h3>Mit Julia Linder hat seit diesem Sommer erstmals eine Frau die Heimleitung im Vinzentinum inne. Vorher war die 32-Jährige Erzieherin im Vinzentinum. Auf die Frage, inwieweit sich die Bedürfnisse der Schüler – gesehen auch auf das 150-jährige Bestehen der Schule – geändert hätten, sagt sie: „Wir können nicht über Jahrzehnte starr an Regeln festhalten. Es gilt ein Gespür für die Bedürfnisse der Kinder mitzubringen.“ <BR /><BR />Und wie würde ein Schüler das Vinzentinum kurz gefasst beschreiben? Maximilian Grünbacher ist Schüler der dritten Klasse Mittelschule und sagt dazu: „Bildung, Zusammenhalt, Gemeinschaft.“ <BR /><BR />Das Jubiläumsjahr will das Haus darüber hinaus zum Anlass nehmen, um zurück- und vorauszuschauen: „Wir wollen unserer Zielsetzung treu bleiben und uns weiterentwickeln“, erklärt Stragenegg. Im November soll es ein erstes Treffen einer eigens dafür berufenen Expertengruppe geben. <BR />