Muren auf Straßen, umgestürzte Bäume, Schlamm in Häusern: Die Schäden, die Naturkatastrophen in Südtirol verursachen, häufen sich. Bis Jahresende müssen sich Unternehmen verpflichtend dagegen versichern. Sollte das auch für Privatpersonen gelten? Landeshauptmann Arno Kompatscher hält sich dazu zwar bedeckt, sagt aber: „Es ist absolut gerechtfertigt, das Schäden nicht ausschließlich aus dem Staats- bzw. Landeshaushalt abgedeckt werden.“ Das Land Südtirol hat außerdem schon einen Fonds für Notstandshilfen eingerichtet, der Unterstützungsleistungen vorsieht, wenn Naturkatastrophen das Wohngebäude beschädigen. Der Fonds wurde erst vor Kurzem aufgestockt <BR /><BR /><embed id="dtext86-66233396_quote" /><BR /><BR /> „Die Einführung einer privaten Katastrophenschutzversicherung ist umstritten. Es sollte eine Win-win-Situation für beide Seiten sein: Versicherungsgesellschaften und Kunden“, sagt Kompatscher. Auch die Versicherungsberaterin der Verbraucherzentrale (VZS), Stefanie Unterweger, fordert, wenn, dann fixe Prämien für diese Art von Versicherung.<h3> Schäden von über 6 Milliarden Euro</h3>Wenig überzeugt von der Debatte ist Manuel Bortolotti, technischer Leiter des Raiffeisen Versicherungsdienstes. „Für die Versicherungsgesellschaften ist ein Katastrophenschutz nicht unbedingt ein vorteilhaftes Produkt“, sagt er. <BR /><BR />Der Klimawandel ist schon längst spürbar, seine Auswirkungen sorgen für immer mehr Kosten. „Allein im vergangenen Jahr gab es italienweit versicherte Schäden von über 6 Milliarden Euro.“<h3> Erweiterte Feuerversicherung oder „Stand Alone“-Polizze</h3>Laut dem Experten gibt es derzeit 2 Formen von Versicherungen im Katastrophenfall: Man schließt eine Feuerversicherung ab und erweitert sie auf die Garantien Erdbeben und Überschwemmung. Die zweite Form um Katastrophalereignisse zu versichern sind sogenannte „Stand Alone“-Polizzen. „Das sind eigenständige Verträge mit welchen die Garantien Erdbeben und/oder Überschwemmung versichert werden können. Hierzulande ist die Nachfrage danach gering, weil wir uns nicht in einem Risikogebiet befinden“, erklärt Bortolotti. <BR /><BR />Schätzungsweise maximal 10 Prozent aller Privathaushalte in Südtirol besitzen eine Katastrophenschutzversicherung (siehe Infografik). <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1064418_image" /></div> <BR />Gefahren, die in Südtirol vorherrschend sind, wie Steinschlag oder Erdrutsche sind in den üblichen Katastrophalereignissen nicht vorgesehen. <BR /><BR />Die Abdeckung für Katastrophalereignisse werden hauptsächlich von Kunden nachgefragt, „die über eine Gefahrensituation besorgt sind“. <BR />Die Prämie werde nach den Risiken abgestimmt und sei derzeit im Durchschnitt nicht extrem hoch. <h3> Vorteil für den Staat</h3>Laut Informationen aus dem Versicherungsmarkt wird es für möglich gehalten, dass die Regierung noch vor Ende der Legislaturperiode eine verpflichtende Katastrophenversicherung auch für Privatpersonen einführen wird. <BR /><BR />Für den Staat wäre es von Vorteil, weil die Schäden von Naturkatastrophen nicht nur auf den Staatshaushalt, sondern auch auf die Versicherungen verteilt werden würden. „Sollte es zu einer Verpflichtung für Privathaushalte kommen, stellt sich die Frage wie hoch die Prämie dafür ausfallen würde“ sagt Bortolotti. Nicht zu vergessen: Müsste man mehr bezahlen, wenn man in einer Gefahrenzone lebt?<h3> Jetzt kommt Verpflichtung für Betriebe</h3>Vorerst müssen aber die Rahmenlinien für Betriebe festgelegt werden. Das soll bis Oktober geschehen. „Vor der Verpflichtung haben sich etwa 4 Prozent aller italienischen Betriebe versichern lassen. Bis zum 31. Dezember müssen die restlichen nachziehen“, berichtet Bortolotti. Wie das gelingen soll, ist noch offen. Die italienische Aufsichtsbehörde für Versicherungen, IVASS, hat einen Arbeitstisch eingerichtet, um die Anwendungsrichtlinien auszuarbeiten, die dann italienweit gelten sollen. <BR /><BR /><h3> 3 Fragen an Versicherungsberaterin Stefanie Unterweger</h3><b>Wie sinnvoll wäre eine verpflichtende Katastrophenversicherung für Privatpersonen?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Stefanie Unterweger: Nicht überall in Italien ist das Katastrophenrisiko gleich hoch. Nicht jeder hat deshalb Interesse am Abschluss einer solchen Versicherung. Sie kann deshalb nur alle einschließen, wenn sie verpflichtend ist. Der Gesetzgeber muss aber einen guten gesetzlichen Rahmen schaffen, um die Verbraucher zu schützen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-66233500_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Das bedeutet konkret?</b><BR />Unterweger: Das kann z. B. eine fixe Prämie sein, die der Verbraucher jährlich bezahlt. Es muss vermieden werden, dass die Versicherungsgesellschaften zu viel Freiheit in der Tarifgestaltung haben und die Verbraucher tief in die Tasche greifen müssen.<BR /><BR /><BR /><b>Wie können sich Privatpersonen heute absichern?</b><BR />Unterweger: Lebt man in einem Gebiet, in dem man einem größeren Risiko ausgesetzt ist, ist der Abschluss einer Versicherung gegen Katastrophen ratsam. Man muss auf den eigenen persönlichen Versicherungsbedarf schauen: Brauche ich sie? Oder nicht?