In den vergangenen Monaten der Pandemie seien viele Paare an ihre Grenzen gekommen, sagt Paarberater und Familienseelsorger Toni Fiung. Während manche die unvorhergesehene gemeinsame Zeit genossen haben, seien andere an den Herausforderungen gescheitert. Schulische Schwierigkeiten, wirtschaftliche Ängste, zu enge Räume und zu wenig Platz für sich habe häufig zu Streit geführt. <BR /><BR />Toni Fiung hat viele Familien begleitet und bietet vom Sonntag, 27. Juni, bis Samstag, 3. Juli, gemeinsam mit den beiden Therapeuten und Eheberater Klemens Hafner-Hanner und Petra Hanner im Haus der Familie eine Woche für Paare mit Kindern an. Ein Gespräch.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="649982_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Was ist das Besondere an dieser Familienwoche?</b><BR />Toni Fiung: In diesen 7 Tagen begegnen sich Familien außerhalb ihrer 4 Wände in einem entspannten und begleiteten Kontext. Während die Kinder am Vormittag spielen und sich in der Natur austoben, gestalten wir mit den Erwachsenen „Paarzeit“. Die Teilnehmenden setzen sich mit Themen wie Wertschätzung und Liebe auseinander, erinnern sich an Herzklopfen und Leidenschaft, befassen sich mit Dialog und Streit, mit Glück und Unvollkommenheit. Das stärkt nicht nur die Paarbeziehung, sondern wirkt sich positiv auf die ganze Familie aus. Die Nachmittage und Abende gehören der Familie mit Spielen und Erlebnissen in der Natur.<BR /><BR /><b><BR />Worauf müssen Paare achten, wenn sie Familie gründen?</b><BR />Fiung: Sie brauchen Zeit für sich und Ermutigung. Ermutigung zu einem Ja zueinander, auch dann, wenn es nicht gut läuft. Manche Paare leiden unter Anerkennungs-Mangel. Wichtig scheint mir, dass ein Paar diese Aufgabe nicht der Partnerin bzw. dem Partner delegiert – in der Hoffnung, dass es geschieht. Eine (lebenslange) Liebesbeziehung kann gelingen, wenn jeder Einzelne in der Beziehung Selbstfürsorge leistet, so dass Geben und Nehmen in Balance sind.<BR /><BR /><BR /><b>Wie hat sich Beziehung verändert, seit Sie als Familien- und Paarberater arbeiten?</b><BR />Fiung: Ich arbeite seit über 20 Jahren in diesem Bereich und habe sehr viele Paare begleitet. Paarbeziehungen sind zu unterschiedlich und stark von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig, als dass ich sagen könnte, dass sich in diesem relativ kurzen Zeitraum Großes verändert hätte. Allerdings nehme ich bei vielen Paaren einen steigenden Anspruch an sich und an die Beziehung wahr. Ehe soll nicht nur eine Wirtschafts- und Schicksalsgemeinschaft sein, sondern Liebesbeziehung. Es ist nicht einfach, im Partner oder der Partnerin einen Freund zu haben, Familie zu gründen, Liebhaber zu sein, ökonomische Sicherheit zu spüren, gemeinsame Interessen und Pläne zu verfolgen, stets vertraut zu sein und darüber hinaus Leidenschaft zu leben. <BR /><BR /><BR /><b>Wie kann Liebe auch mit Kindern beständig werden?</b><BR />Fiung: Liebe übersteht den Alltag, wenn Paare ihre Erwartungen an die Partnerinnen und Partner zurückschrauben und Liebesmythen entzaubern, wenn sie ihr Durchhaltevermögen erhöhen und dabei nicht vergessen, warum sie diese Person für ihr Leben ausgesucht haben. Wichtig ist, sich regelmäßig Zeit füreinander zu gönnen, Schönes miteinander zu erleben, auch über schwierige Themen zu sprechen, sich zu danken. Ein respektvoller Umgang ist das Um und Auf. <BR /><BR /><BR /><b>Ist Treue bis ans Lebensende eine Illusion?</b><BR />Fiung: Für manche Menschen ist es unrealistisch, für andere nicht. Es gibt Charaktere, die sich immer wieder aktiv bemühen müssen, um nicht „fremdzugehen“. Sie haben das Gefühl, ihnen entgeht etwas. Andere hingegen leben eine aktive Treue. Sie tun regelmäßig etwas für ihr Beziehung, folglich sind sie sie damit zufrieden, dass ihre Grundbedürfnisse in der Beziehung erfüllt sind. Das gibt eine große innere Freiheit.<BR /><BR /><BR /><b>Sollten Paare ihren Kindern zuliebe zusammenbleiben?</b><BR />Fiung: Es geht um die Zufriedenheit in der Paarbeziehung. Dafür lohnt es sich, Energie zu investieren. Grundsätzlich ist es mir bei der Beratung ein Anliegen, die Paare dahin zu begleiten, dass sie Verantwortung übernehmen für ihre Beziehungsgestaltung. Ich versuche, sie bei ihren Entscheidungen zu unterstützen und Raum dafür zu schaffen, dass Entscheidungen getroffen werden dürfen, zu denen sie stehen. Aus der Vogelperspektive werfe ich einen Blick auf die Beziehungsdynamik des Paares, aber über den weiteren Verlauf entscheidet das Paar beziehungsweise einer der beiden.<BR />