Er hat das Schusterhandwerk von seinem Vater gelernt. In seiner Jugend hatte sich der „Brunner Schuster“ neben dem Handwerk aber auch dem Sport verschrieben. Er nahm 2 Mal bei Olympia teil und ist heute wegen einer ganz anderen Leidenschaft über das Wipptal hinaus bekannt. <BR /><BR />Walter Brunner, Schuhmacher von Beruf, wird in seiner Heimatstadt Sterzing nur der „Brunner Schuster“ genannt. Er ist seit Jahrzehnten im Landesausschuss der Schuhmacher. <BR /><BR />Walter Brunner kam mit 13 Jahren zum Rodelsport, war 13 Jahre lang in der italienischen Nationalmannschaft und kürte sich 1984 mit seinem Rodelpartner Helmut Brunner zum Europameister im Doppelsitzer. Er nahm an 2 olympischen Spielen – Sarajevo und Calgary – teil und erfuhr sich jedes Mal einen Platz unter den Top 10. <BR />In seinen Wettkampf- und Trainingspausen half er seinem Vater in der Schusterwerkstatt. Vater Paul führte die Werkstatt mit kleinem Laden seit 1958. Als es an der Zeit war in den Ruhestand zu treten, übernahm Sohn Walter 1993 den Betrieb. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="811862_image" /></div> <BR /><b>Sie haben also keine klassische Ausbildung als Schuhmacher?</b><BR />Walter Brunner: Doch, die habe ich. Zudem habe ich während der vielen Stunden daheim in der Werkstatt vieles abgeschaut – und mein Vater hat mir sehr viel beigebracht. Ich habe die Gesellenprüfung als Privatist abgelegt, 1996 habe ich meinen Meister gemacht. Seitdem bin ich Schuhmacher. Ein maßgeschneiderter Schuh ist sehr zeitaufwendig. Es kann bis zu 60 Stunden dauern, bis er fertig ist und perfekt sitzt.<BR /><BR /><b>Wie sieht es mit dem Nachwuchs in ihrer Zunft aus?</b><BR />Brunner: Ganz ehrlich? Nicht gut, und die Ausbildung hat sich geändert. Früher machte man seinen Gesellen als Schuhmacher, dann seinen Meister, und dann konnte man sich zum Orthopädieschuhmacher ausbilden lassen. Jetzt sind das 2 verschiedenen Ausbildungen. Weshalb auch die klassische Reparatur von Schuhen auf der Strecke bleibt. Auch gibt es kaum Anfragen für Lehrstellen. Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg zusammen müssen zum Beispiel jedes Jahr 10 Lehrlinge aufbringen, damit die Berufsschule der Schuhmacher in Innsbruck offen bleibt. Ansonsten bliebe nur mehr die Berufsschule in München übrig - das sagt ja schon alles. Außerdem ist der Verdienst bei einer Reparatur nicht groß und eine Geschäftsgründung für junge Menschen sehr schwer. Ich hatte die Maschinen von meinem Vater übernommen, und das Lokal gehört mir, da war es schon leichter Fuß zu fassen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="811865_image" /></div> <BR /><b>Also liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Reparatur von Schuhen?</b><BR />Brunner: Nicht nur, ich habe neben der Werkstatt ein Schuhgeschäft und habe mich auf Berg- und Wanderschuhe spezialisiert. Ich biete auch für eine Sportfirma einen autorisierten Reparaturservice mit deren Materialien an. Und seit ungefähr 4 Jahren führt meine Frau ein Geschäft für Gesundheits- und Arbeitsschuhe. Die Corona-Zeit war nicht leicht, aber nur geht es wieder. Aber um auf die Reparatur zurückzukommen, vor einigen Jahren habe ich noch bis zu 180 Paar Schuhe wöchentlich repariert, Gürtel, Taschen und Trachtenzubehör nicht mitgerechnet. Nun ist es weniger, da die meisten Schuhe nicht mehr in der hochwertigen Qualität von früher hergestellt werden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="811868_image" /></div> <BR /><BR /><b>Bleibt Ihnen überhaupt noch Zeit für Hobbys?</b><BR />Brunner (lacht): Oh ja, den Donnerstag nehme ich mir immer frei. Dieser Tag gehört nur mir. Dann fahre ich mit meinem E-Bike. Und meine zweite Leidenschaft gehört der Fotografie. Seit ich 14 Jahre alt bin, mache ich Fotos. Meine Kamera ist überall dabei, und ich habe mich auf Tier- und Naturaufnahmen spezialisiert. Und: Der Sonntag gehört meiner Familie, allerdings stehe ich da sehr oft schon um 4 Uhr früh auf, um auf den Berg zu gehen und zu fotografieren. Da kann ich auch schon mal ein paar Stunden auf das perfekte Tierbild warten. Bei meiner Rückkehr schläft meine Familie meist noch, und so gehört ihnen der ganze Tag. Sehr oft starte ich auch schon nach Mitternacht auf den Berg, meistens bei mondlosen Nächten und mache Aufnahmen von den Sternen und der Milchstraße. Das ist was, mir wirklich gefällt und große Freude bereitet. Wenn es um die Fotografie geht, bin ich fast schon fanatisch. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="811871_image" /></div> <BR /><b>Wie lange, glauben Sie, werden Sie noch in Ihrem Beruf arbeiten?</b><BR />Brunner: Arbeit gibt es immer und wird es auch immer geben. Aber reine Schuster, die Schuhe reparieren, wird es nicht mehr lange geben. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="811874_image" /></div>