Erste Wähler sind in Afghanistan wieder nach Hause gegangen, nachdem Wahllokale auch mehr als zwei Stunden nach dem offiziellen Beginn der Parlamentswahl immer noch nicht geöffnet waren. Das berichteten lokale Medien und Parlamentskandidaten am Samstag.Offenbar erschien auch das Wahlpersonal in manchen Stationen nicht. Offizieller Start der unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfindenden Wahl war um 07.00 Uhr. Der Urnengang soll um 16.00 Uhr enden. Mit Ergebnissen wird erst im November gerechnet. Erste vorläufige Resultate sollen am 10. November veröffentlicht werden, die offiziellen am 20. Dezember.Nach Angaben der Kandidatin für die Provinz Kabul, Mariam Suleimancheil, waren im Kabuler Stadtteil Dehsabz bei einem Wahllokal zwar die Wahlbeobachter pünktlich anwesend, nicht aber das Wahlpersonal. Sie veröffentlichte über den Kurznachrichtendienst Twitter Bilder, die Wahlurnen auf dem Boden zeigten. „Niemand weiß, was mit dieser Wahlstation ist - totales Chaos”, schrieb sie.Ähnliches berichtete die Kandidatin Saleha Soadat aus Westkabul. In jenen Wahlzentren, die geöffnet seien, würden die Geräte zur biometrischen Wählererfassung nicht funktionieren. Lokale Medien berichteten, Menschen protestierten vor mehreren Wahlstationen, während andere diese verärgert verließen.Bereits am Vortag brachten sich in der Hauptstadt Kabul Sicherheitskräfte rund um die Stimmlokale in Stellung. Mehr als 200 zusätzliche Kontrollposten wurden errichtet und alle Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt gesperrt. Auch der wichtigste Grenzübergang zu Pakistan, Torkham, ist für den Wahltag gesperrt worden.Der afghanische Präsident Ashraf Ghani war einer der ersten, der seine Stimme am Samstagmorgen abgab. Er lobte in einer kurzen Fernsehansprache die Sicherheitskräfte des Landes und sagte, die Wahlmaterialien hätten alle Wahlzentren im Land erreicht.In den Provinzen Kandahar und Gasni wird nicht gewählt. In Kandahar wurde die Wahl aufgrund eines Attentats auf hochrangige Behördenvertreter kurz vor der Wahl verschoben, in Gasni bereits im Sommer aufgrund ungelöster Fragen um die Neueinteilung von Wahlkreisen. Es ist die dritte Parlamentswahl in dem Land mit rund 30 Millionen Einwohnern seit dem Fall der Taliban im Jahr 2001 und die erste, die gänzlich von den Afghanen selbst durchgeführt und gesichert wird.Die Parlamentswahl wird mit mehr als drei Jahren Verspätung abgehalten. Mehr als 2.500 Kandidaten bewerben sich um 250 Sitze in der Wolesi Jirga (Haus des Volkes). Die Wahl war aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform immer wieder verschoben worden.apa/dpa