„Es hilft nichts, nun musst du dein Leben neu meistern“, sagte Lunger nach seinem schweren Unfall vor 2 Jahren. Dieses Ziel hat er erreicht. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Ein widerfahrenes Unglück ohne Wenn und Aber akzeptieren zu können ist die Grundlage, wieder nach vorne schauen zu können. Das eigene Leben – und mag es sich zunächst noch so schlimm anfühlen – wieder selbstbestimmt und optimistisch in die Hand zu nehmen. <BR /><BR />Genau das hat Reinhard Lunger nach seinem Schicksalsschlag beherzigt. „Ich lag im Krankenhaus und konnte meine Beine nicht mehr bewegen. Als ich das realisiert habe, sagte ich mir: Es hilft nichts, nun musst du dein Leben neu meistern“, schildert Lunger seine schmerzhafte Einsicht vor über 2 Jahren. Keinen Augenblick habe er seitdem mit seinem Schicksal gehadert, sich fortan nie mit der naheliegenden Frage beschäftigt: Warum gerade ich? <BR /><BR /><b>Ungebremst in den Sattelschlepper</b><BR /><BR />Wichtiger war vielmehr: Er hatte einen schlimmen Unfall überlebt. Ungebremst war der Familienvater Ende März 2019 auf der Autobahn bei Pfatten mit seinem Kleinbus in das Heck eines Sattelschleppers gekracht, mit lebensbedrohlichen Verletzungen wurde er in das Bozner Krankenhaus eingeliefert. 3 Wochen verbrachte er auf der Intensivstation. Letztlich durfte sich Lunger bei seinem Schutzengel bedanken, als schlimmste Folge blieb die Bewegungsunfähigkeit seiner Beine. <BR /><BR />Er musste sein Leben neu ausrichten, sich fortan mit dem Rollstuhl anfreunden. „Ich wurde vom sehr kompetenten Team der Reha-Abteilung im Bozner Krankenhaus hervorragend betreut, sie haben mir von hygienischen Dingen bis hin zum Manövrieren mit dem Rollstuhl alles mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld beigebracht“, zeigt sich Lunger dankbar. <BR /><BR /><b>Nach 5 Monaten zurück in den Alltag</b><BR /><BR />5 Monate hatte er dort verbracht, diese Hilfe sei immens wichtig gewesen für den Neueinstieg in die Selbstständigkeit. Noch gut erinnert er sich an die Aussage eines Therapeuten: „Giovanni meinte zu mir: Es gibt genug Leute, die können gehen, sitzen aber mehr als du.“ Und er selbst sagte im Krankenhaus, dass er bis auf seine Beinverletzung der Gesündeste von allen sei. Die Psychologin, die in derartigen Fällen pflichtgemäß kommt, verließ ihn schon nach wenigen Minuten mit den Worten: Der braucht tatsächlich keinen mentalen Beistand.<BR /><BR />Nach erfolgter Rehabilitation musste Lunger das Haus barrierefrei umbauen, einen Aufzug installieren und mehrere Räume anpassen. Dabei kam ihm ein Förderkredit der Schiene „Ethical Banking“ der Raiffeisenkassen Südtirols zugute. Er habe auch kein Problem gehabt, wieder in ein Auto einzusteigen bzw. sich selbst ans Steuer zu setzen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-50351310_quote" /><BR /><BR /><BR />Heute, etwas mehr als 2 Jahre nach dem Schicksalsschlag, kann von einem eingeschränkten Leben Lungers keine Rede sein: Nach wie vor ist der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Karersee, außerdem kümmert er sich als Vizebürgermeister um verschiedenste Bürgeranliegen. Ende September war er mit den meisten Stimmen in den Gemeinderat gewählt worden. „Als Kommandant ist es sogar besser, das Geschehen aus der Distanz zu bewerten, mit kühlem Kopf den Überblick zu bewahren, und das Team aus dem Hintergrund zu dirigieren“, ist er überzeugt.<BR /><BR /><b>Wenn ihn die Schmerzen quälen</b><BR /><BR /> Den Handwerksbetrieb hat der 2-fache Familienvater mittlerweile seinem Sohn Fabian übergeben. Allerdings machen ihm die Schmerzen nach wie vor zu schaffen. „Es fühlt sich an, als ob man permanent im eiskalten Wasser sitzen würde“, gibt er zu bedenken. Das meistere man am besten, indem man aktiv bleibt und immer wieder neue Ideen ausbrütet. Schlafen könne er jedenfalls problemlos.<BR /><BR />Auch abseits des Dorflebens versprüht der 55-Jährige reichlich Lebensfreude. So unternimmt er mit seiner Frau Andrea regelmäßig längere Touren auf dem Motorrad, hält sich mit dem Handbike fit, will nun Sledgehockey spielen und sich im Winter mit dem Monoski versuchen. Die Opferrolle kam für Lunger nie in Frage, viel lieber setzt er sich für die Belange der Dorfgemeinschaft ein und bezieht daraus Kraft und Anerkennung. Mit dieser positiven Einstellung dürfte er so manche seiner Mitbürger anstecken.<BR />