„Wir möchten insgesamt zu mehr Solidarität und Miteinander aufrufen. Denn in unserer Gesellschaft leiden viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen unter Isolation und Vorurteilen oder unter der Gleichgültigkeit ihrer Mitmenschen“, betonten die beiden Caritas-Direktoren Heiner Schweigkofler und Paolo Valente im Rahmen eines Sonntagsfrühstücks in Leifers.Schweigkofler und Valente wiesen insbesondere auf den schwierigen Alltag von Menschen hin, die von HIV betroffen sind. Die Caritas bietet diesen im Haus Emmaus, im Freiwilligendienst Iris und im Bahngleis 7 Unterstützung und Beistand an.„Dieses Nicht-Wahrgenommen werden und gleichzeitig die Angst, über ihre Krankheit zu sprechen, ist eines der größten Probleme von Menschen mit HIV. Das, was ihr Dasein am meisten belastet, nämlich die Infektion, halten sie aus Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung oft auch vor Familienangehörigen geheim“, erklärt der Psychologe und Psychotherapeut Pierpaolo Patrizi. Er leitet den Caritas-Freiwilligendienst Iris, der Betroffenen Beistand und Begleitung anbietet.Fortschritt in der Therapie, aber keine HeilungDas Krankheitsbild von Aids hat sind in den vergangenen Jahren durch den medizinischen Fortschritt stark verbessert. „Im gesellschaftlichen Bereich sind solche Veränderungen leider ausgeblieben“, bedauert Patrizi.Auch heuer wieder HIV-NeuinfektionenPeter Mian, der Leiter der Infektionsabteilung am Bozner Krankenhaus, präsentierte beim Sonntagsfrühstück gemeinsam mit Sozial- und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker aktuelle Daten zur HIV- und Aids-Rate: Die Zahl der Neuinfektionen in Südtirol ist auch heuer nicht gesunken. Seit 1985 wurden insgesamt 826 HIV-Infektionen registriert.Seit 1990 ist die Zahl der Neuinfektionen mit jährlich rund 20 Fällen etwa gleich hoch geblieben. Im diesem Jahr wurde bisher bei 22 Frauen und Männern eine HIV-Infektion festgestellt. Keiner der Betroffenen hatte Drogenprobleme.„Diese Zahlen zeigen deutlich, dass es noch mehr Aufklärung und Prävention braucht, um weitere Ansteckungen zu vermeiden“, betont Diego Vanzan, der Leiter von Haus Emmaus in Leifers. Denn auch, wenn die Medizin die Krankheit sehr gut im Griff habe, seien die seelischen Belastungen bei einer Ansteckung mit HIV unverändert hoch.