Richard Theiner: Von der Politik zur Fairness-Mission - Panorama

Von Florian Mair Seit bald 10 Jahren ist der Weltladen in Latsch eine Institution. Doch was für viele ein einfaches Geschäft ist, bedeutet für Theiner weit mehr: Der Laden ist für ihn eine Mission. Als Obmann der Sozialgenossenschaft hinter dem Weltladen hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Prinzipien des fairen Handels zu fördern und den Menschen in den Ländern des globalen Südens und auch in unserer Region zu helfen. Theiner ist überzeugt: &bdquo;Fair Trade kann den Bauern und Handwerkern im Süden der Welt eine Zukunft bieten und ihr Leben zumindest ein Stück verbessern.“ So geht es ihm nicht nur um den Verkauf von Produkten, sondern auch um Werte, die dahinterstecken. Mit Freunden gegründet Der Weltladen Latsch schafft auch Raum für Vorträge, Lesungen und andere Veranstaltungen. &bdquo;2015 habe ich mit einigen Freunden die Sozialgenossenschaft gegründet, um den Weltladen ohne Gewinnabsicht zu führen“, sagt der Ex-Landesrat. Seit 2019 kann er sich noch intensiver einbringen, und das tut er mit Hingabe. Besonders stolz ist er auf 3 Projekte, die ein deutliches Zeichen für Fairness sind. Der Arabica-Kaffee &bdquo;Juanita“ aus Honduras (Mittelamerika) ist eines dieser Projekte. Er ist in den Südtiroler Weltläden erhältlich und wird in Zusammenarbeit mit den &bdquo;Pech“, einem Ureinwohnerstamm in Honduras, und der bekannten Kaffeerösterei Schreyögg produziert. Zudem ist Theiner als Fußballfan fest davon überzeugt, dass Fairplay schon vor dem Anpfiff beginnt: mit fair produzierten Fußbällen, also ohne Kinderarbeit, mit fairer Bezahlung der Näherinnen und schadstofffrei. Deshalb versucht das Team vom Weltladen Latsch, speziell die Jugendmannschaften für dieses Thema zu sensibilisieren. Nicht weniger bemerkenswert ist der Apfel-Mango-Saft &bdquo;Malaya“, eine Kreation aus Latscher Bioäpfeln und Mangos von den Philippinen. Hier arbeiten die Weltladen-Verantwortlichen mit dem Urvolk der &bdquo;Aeta“ zusammen. Der Saft wird in Zusammenarbeit mit Irmi Oberhofer und &bdquo;eva bio Apfelsaft“ produziert. &bdquo;Die Arbeiten für den Weltladen und damit für den fairen Handel macht Spaß und erfüllt mich“, sagt Theiner. &bdquo;Es ist mir dabei auch wichtig, dass Südtiroler Produkte von kleinen Betrieben im Laden verkauft werden.“ Lebensfreude ohne Politik Wenn der 66-Jährige neben seiner zeitaufwendigen Tätigkeit in der Sozialgenossenschaft noch etwas Zeit findet, liest er gerne. Aufmerksam verfolgt er das Weltgeschehen und auch die lokale Politik, in die er sich aber nicht mehr einmischt. &bdquo;Schon frühmorgens lese ich mehrere Zeitungen“, erzählt er. Wandern, Laufen und Schwimmen gehören ebenfalls zu seinen Hobbys, denn Bewegung ist wichtig, um sich fit zu halten. &bdquo;Am Berg bin ich mehr als Wanderer unterwegs, keinesfalls als Fels- oder Eiskletterer“, erzählt der Vinschger. Lange Wanderungen stehen immer wieder auf dem Programm – von Theiners Haustür in Latsch nach Sulden oder ins Matschertal, um nur 2 Beispiele zu nennen. Und gemütliche Skitouren gehören ebenfalls zu den Freizeitaktivitäten des Ex-Spitzenpolitikers. &bdquo;Eine aussterbende Rasse“ Außerdem liebt Theiner Mountainbiketouren – beispielsweise aufs Stilfser Joch. &bdquo;Ich bin eine aussterbende Rasse“, schmunzelt Theiner, &bdquo;weil ich noch ein Mountainbike ohne Motor habe.“ Sein Herz schlägt aber auch für weite Reisen. Asien, Mittelamerika, Afrika – diese Kontinente hat er bereits mehrfach bereist, oft verbunden mit Besuchen bei Produzenten von Erzeugnissen für den Fairen Handel, um viel mehr über die Bedingungen vor Ort zu erfahren. &bdquo;Reisen ist für mich aber auch eine Möglichkeit, Kultur zu erleben“, betont Theiner. Am meisten genießt der 66-Jährige aber, dass er einen früher genau durchgetakteten Tagesablauf nun selbst gestalten kann. Endlich hat Theiner mehr Zeit für Familie und Freunde. Eines ist sicher: Richard Theiner hat den Sprung von der Politik in die Welt des Fairen Handels mit Bravour gemeistert. Mit seinem Engagement im Weltladen Latsch hat er sein Leben neu ausgerichtet, in dem er sich vorbildlich für eine gerechtere Welt einsetzt. Die Reise des 66-Jährigen geht weiter – sowohl im Laden als auch in den Bergen und auf seinem motorlosen Drahtesel.