Aasfresser machen sich an einem Steinbockkadaver zu schaffen, die Gesetze der rauen Wildnis und der Vergänglichkeit werden in ungewöhnlicher Perspektive offenbar. An die sechs Monate wachte Philipp Egger mit seiner Kamera an einem schwer zugänglichen Ort im Hochgebirge für diese Aufnahme, nach etwa 4.000 Stunden und 1.000 Aufnahmen hatte er den einmaligen Moment fotografisch festgehalten. Das Bild wurde mit einem Preis der bedeutendsten Naturfotowettbewerbe weltweit ausgezeichnet, dem Asferico-Contest. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208577_image" /></div> <BR /><BR />Eine vollkommen andere Szenerie hat er im Februar dieses Jahres auf dem Ätna eingefangen: Ein etwa vier Kilometer langes Band glühender Lava zieht sich durch die karge, schneebedeckte Landschaft, ein Gewühl aus Nebelschwaden, Rauch und Wolken verleiht der Szenerie einen zusätzlichen dramatischen Akzent. Zack, auch für dieses Bild heimste Philipp Egger einen Award ein – den mit 5.000 Euro dotierten Publikumspreis „Big Picture Natural World Photography Competition“. Fast ein Drittel der insgesamt 3.000 Publikumsstimmen entfielen Anfang August auf Eggers Vulkanbild „Tanz der Elemente“. <h3> Ein Vulkan wie ein fauchender Teufel</h3>Wenn er an die Momente der Aufnahmen am Ätna zurückdenkt, bekommt er immer noch Gänsehaut. „Der Vulkan hat gefaucht, als ob der Teufel im Krater höchstpersönlich die Suppe umrühren würde, ein immenses Erlebnis“, findet der 25-jährige Vinschger eindrückliche Worte. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208580_image" /></div> <BR /><BR />Fast 50 Stunden befand er sich direkt am Spot, lediglich 50 Meter vor ihm brach die Lava ab, die Grenzerfahrung habe ihm das Gefühl beschert, Teil von etwas Größerem zu sein. Mit der Bezeichnung Naturfotograf wird man Philipp Egger wohl kaum gerecht, vielmehr ist er ein Grenzgänger auf der stetigen Suche nach dem alles überwältigenden Moment, nach dem „unsichtbaren Puls der Natur“. Seine Aufnahmen bezeichnet er als Akte des Zuhörens, als Versuche, Unsichtbares sichtbar zu machen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208583_image" /></div> <BR /><BR /> „Was ich auch gerade mache und wo immer ich mich auch aufhalte, irgendwie bin ich immer mit derartigen Motiven beschäftigt“, gibt der Vinschger Einblicke in seinen unersättlichen Schaffenshunger. <h3> Tunnelbauer, ein knallharter Job</h3>Möchte man den Ursprung dieses Antriebes begreifen, so ist eine Rückblende in Eggers Kindheit geboten. „Ich bin mitten in den Bergen in einer Jägerfamilie aufgewachsen, allerdings war ich schon immer vom Beobachten und Erkennen fasziniert und nicht vom Schießen“, blickt er zurück. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71297766_listbox" /><BR /><BR />Seine erste Kamera hielt er mit zehn Jahren in der Hand, nach und nach brachte er sich das Fotografieren als Autodidakt bei. Zunächst ließ er sich zum Maschinenbaumechaniker ausbilden und arbeitete eine Zeitlang als Schlosser. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208586_image" /></div> <BR />„Mich ließen aber die Eindrücke in der Wildnis nicht los, sodass ich alles auf diese eine Karte setzte“, sagt er und berichtet von seinem ungewöhnlichen Umweg, den er für die Verwirklichung seines Ziels zu nehmen bereit war: Philipp Egger arbeitete rund zwei Jahre lang als Tunnelbauer in der Schweiz. <BR /><BR />Ein knallharter Job, denn bei widrigsten Bedingungen mussten Sprengungen tief im Inneren der Berge durchgeführt werden, teilweise blieb den Arbeitern bei extrem hohen Temperaturen schlichtweg die Luft weg. Jedoch gab es gutes Geld zu verdienen, Geld, das der Naturfotograf vorzugsweise in Ausrüstung und neue Vorhaben steckte. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208589_image" /></div> <h3> Ein Beruf, viele Anforderungen</h3>Seit etwa drei Jahren ist Philipp Egger nun als freiberuflicher Naturfotograf tätig, dank Beharrlichkeit, seiner unverkennbaren Bildsprache und seines untrüglichen Gespürs für das Wesentliche ist er in der Szene längst zu einem Referenzpunkt geworden. Seine Bilder wurden bereits weltweit ausgestellt, in führenden Branchenmagazinen veröffentlicht und in den renommiertesten Wettbewerben geehrt, sein jüngstes preisgekröntes Werk vom glühenden Lavaband wird nun in San Francisco und New York ausgestellt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208592_image" /></div> <BR />Freizeitaktivitäten oder anderweitige Interessen spielen beim 25-Jährigen derzeit so gut wie keine Rolle. „Wenn ich nicht gerade unterwegs bin oder mit meiner Kamera irgendwo auf der Lauer liege, dann bin ich mit Planungen oder Nachbearbeitungen beschäftigt“, meint er und zählt eine ganze Palette an Tätigkeiten auf, die ein selbstständiger Naturfotograf abzudecken habe: Wetterfrosch, Fährtenleser, Lampenexperte, Grafiker und anderes mehr. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1208595_image" /></div> <BR />Und welches Projekt steht als Nächstes an? Darüber hält er sich bedeckt, murmelt lediglich etwas von „Schattenjäger“ und dass man davon bald schon im Herbst hören werde. Man darf sich auf die Lauer legen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71297507_listbox" />