Der Extrembergsteiger aus Luttach erzählte, was Bergsteigen für ihn ganz persönlich bedeutet und wie wichtig Freundschaft ist, vor allem am Berg.<BR /><BR /><BR />„Bergsteigen ist für mich kein Sport, es ist meine große Leidenschaft“, sagte Simon Gietl (40) bei der vom Tagblatt „Dolomiten“ und der Spezialbier-Brauerei Forst präsentierten Veranstaltung in der Salewa Conference Hall in Bozen. „Es ist der Grund, warum ich morgens aufstehe.“ Dabei kam er mit 18 Jahren nur durch Zufall zu dieser Leidenschaft: „Meine Vespa war kaputt, und der Mann, der mich nach Bruneck mitgenommen hat, hat mir von seinen Abenteuern in den Bergen erzählt.“<BR /><BR />Es folgten die ersten Versuche mit Freunden an den Sellatürmen: „Wir hatten keine Ahnung, waren aber sehr motiviert.“ Der gelernte Tischler fand am Gipfel „etwas, das ich mit Leib und Seele gern tue. Ich wusste, das ist mein Weg“ – und wurde Bergführer. Die Begegnung mit dem Schweizer Roger Schäli (46) und die erste Expedition 2009 öffneten Gietl die Tore zu den Bergen der Welt. Es folgten viele Expeditionen – nach China, Nepal, Pakistan, Alaska, Peru oder Patagonien.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149051_image" /></div> <BR /><BR />„Das Bergsteigen ist immer noch mein Traumberuf“, betonte Gietl. Aber auch die Schattenseiten dieser Leidenschaft hat er schon erlebt – wie nach dem Tod seines Freundes Gerry Fiegl aus dem Ötztal 2015 in Nepal. Ein Jahr zuvor hatten die beiden in Patagonien zwei Berge auf bemerkenswerte Art bestiegen – unter anderem den Fitz Roy bei schwierigen Wetterverhältnissen.<BR /><BR /> „Ich habe am Fitz Roy verstanden, wie wichtig es ist, einen Freund am Berg dabeizuhaben, dem man vertraut. Dem man auch sagen kann, man hat die Hosen voll“, erzählte Gietl in seinem Vortrag. Denn Fiegl und er seien im Aufstieg in einem engen Kamin einer Leiche eines Bergsteigers begegnet. „Das hat uns gezeigt, wie schnell das mit uns enden kann, dass auch wir sterblich sind.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149054_image" /></div> <BR /><BR />Nach Fiegls Tod hatte Gietl Zweifel am Bergsteigen. Ob das Risiko gerecht Familie und Freunden gegenüber sei, fragte sich der Luttacher Extrembergsteiger, der heute verheiratet und Vater von zwei „Lausbuben“, wie er sie lächelnd bezeichnet, ist. „Freunde haben mich wieder zum Bergsteigen mitgenommen, oben habe ich mich gleich wieder besser gefühlt“, so Gietl.<BR /><BR />Einen sehr emotionalen Moment erlebte er, als er ein Herzensprojekt von Gerry Fiegl an der Cima Scotoni oberhalb von S. Ciascian/St. Kassian allein erstbeging. Die beiden hatten bei ihrem allerletzten Telefonat abgemacht, die Tour zusammen zu eröffnen. „Das war ein sehr emotionaler Moment am Gipfel, Gerry war während der Tour immer dabei“, schilderte Gietl.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149057_image" /></div> <BR /><BR />Den ganzen Vortrag über untermalte Simon Gietl seine packenden und auch berührenden Erzählungen mit beeindruckenden und teils schwindelerregenden Fotos und Filmaufnahmen aus steilsten Fels- und Eiswänden. So zum Beispiel vom Projekt „North6“ – der Besteigung der sechs großen Nordwände der Alpen in kürzestmöglicher Zeit im Herbst 2021 –, der Solo-Überschreitung der kompletten Rosengartengruppe im März 2022 und einer Erstbesteigung am Meru in Indien im Mai 2023. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/panorama/doku-north6-praemiert-simon-gietl-wertschaetzung-fuer-unser-super-team" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Mehr zum Projekt „North6“ lesen Sie hier.</a><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149060_image" /></div> <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/panorama/ein-trio-schreibt-alpingeschichte" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Mehr zur Erstbesteigung am Meru lesen Sie hier.</a><BR /><BR />Dabei kam auch der spezielle Humor der Bergsteiger – besonders im Laufe von Expeditionen mit viel Schlechtwetter – nicht zu kurz (Gietl: „Kartenspielen, Kaffee kochen, Pickel schleifen – viel mehr bleibt oft nicht übrig. Das gehört zu einer Expedition dazu“).<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149063_image" /></div> <BR /><BR /> Simon Gietl zeigte sich sehr erfreut über das große Interesse an seinen Vorträgen und das tolle Feedback. Die Leute hätten verstanden, was er ihnen mitteilen möchte: „Jeder muss den Weg gehen, der für ihn der richtige ist. Ich habe das große Glück, den richtigen Weg für mich gefunden zu haben. Dasselbe wünsche ich allen.“<BR /><BR />Für Gietl geht es bergsteigerisch neben Projekten in den Dolomiten mit zwei Expeditionen weiter: Für Juni ist eine Expedition nach Peru mit Alexander Huber (56) aus Bayern und dem Schweizer Dani Arnold (41) geplant, im Herbst soll es nach Nepal gehen.