Die Hafenstadt Odessa rüstet sich dieser Tag für einem Angriff russischer Truppen. Noch vor kurzem ging hier das Leben seinen gewohnten Gang. Die 24-jährige Hannah Hütter aus Brixen hielt sich bis kurz vor Kriegsbeginn dort auf . Sie konnte das Land noch rechtzeitig verlassen. <BR /><BR /><BR />Die 24-jährige Hannah Hütter steht als Kamerafrau im letzten Jahr ihrer Ausbildung an der Bozner Filmschule Zelig. Als Abschlussarbeit drehte die junge Brixnerin gemeinsam mit 2 Kommilitonen, darunter einem jungen Ukrainer, einen 50-minütigen Dokumentarfilm. Schauplatz des Films ist die ukrainische Hafenstadt Odessa. Im Herbst sollen die 10 Abschlussfilme im Kino zu sehen sein. <BR /><BR />Hütter verbrachte für die Dreharbeiten gut 3 Monate in Odessa, davon 5 Wochen im Winter. Am 19. Februar hatten die 3 Studenten ihren Rückflug nach Italien gebucht. 5 Tage später fiel die russische Armee in der Ukraine ein und stützte das Land in einen Krieg. Die junge Frau und ihre 2 Kollegen schafften es damit noch sicher aus dem Land, der Schrecken über den Kriegsbeginn steckt aber auch ihnen noch in den Knochen. Sicher daheim angekommen, trägt Hütter unzählige Erinnerungen an eine Stadt und deren Menschen mit sich, die jetzt um ihr Überleben kämpfen. Wir haben mit Hannah Hütter gesprochen. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="746216_image" /></div> <BR /><b>Gerade in den letzten Tagen Ihres Aufenthalts in der Ukraine braute sich durch die Verlegung russischer Truppen an die Grenze der nunmehr eskalierte Konflikt zusammen. Wie erlebten Sie die Stadt?</b><BR />Hannah Hütter: Vordergründig ging der Alltag der Menschen seinen gewohnten Gang, die Leute arbeiteten, spazierten am Hafen. Gerade aber in der letzten Woche haben wir uns schon gefragt, was denn im Falle des Falles passieren würde. Schließlich spitzte sich die Situation an der Grenze immer weiter zu. Auch meine Eltern rieten mir, dringend das Land zu verlassen und heim zu kommen. <BR /><BR /><b>Einer Ihrer Kommilitonen stammt aus Odessa. Rechnete er mit einer russischen Invasion?</b><BR />Hannah Hütter: Im Grunde war das wohl für alle schwierig abzuschätzen. Dass sich da von Seiten Russlands eine Aggression immer weiter aufbaute, spürten die Menschen wohl, aber dass es so weit kommen konnte ... bis zum Schluss haben wir alle gehofft. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="746219_image" /></div> <BR /><b>Wie haben Sie Odessa und die Ukraine erlebt?</b><BR />Hannah Hütter: Die Menschen sind sehr freundlich. Gerade Odessa ist als Hafenstadt multikulturell und weltoffen. Die Stadt ist aber auch stark von der Sowjet-Zeit geprägt, viele Bürger in Odessa sprechen russisch, obwohl sie sich als Ukrainer fühlen. Das ist umso bizarrer, als dass die Menschen sich nun vor den russischen Angreifern in Sicherheit bringen müssen. <BR /><BR /><b>Ihr Studienkollege aus der Ukraine lebt in Bozen. Hat er Kontakt zu seiner Familie in der Ukraine?</b><BR />Hanna Hütter: Seine Mutter konnte nach Deutschland fliehen, der Rest seiner Angehörigen ist noch im Land. Nun versucht er von hier aus, durch Spenden seinen Landsleuten zu helfen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="746222_image" /></div> <BR /><b>Welches Bild ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?</b><BR />Hannah Hütter: Wenige Tage vor der Abreise feierten wir mit Olga, der Protagonistin unseres Films, den Geburtstag einer ihrer Freundinnen. Es war ein schöner Tag – und gleichzeitig schwang dabei ein extremer Kontrast mit: Die Idylle einer Geburtsfeier, glückliche Menschen. Und auf der anderen Seite die Meldungen aus den Medien und der Aufruf des italienischer Staates, schnellstmöglich aus der Ukraine abzureisen. Das Gefühl, dass hier und jetzt vor diesem Hintergrund ein Krieg ausbrechen könnte, das war einfach nur unvorstellbar.