„Die Stimmung ist im Keller“, sagt Marina Rubatscher Crazzolara. Etwas Positives in der derzeitigen Situation zu sehen fällt ihr schwer. Die HGV-Gebietsobfrau aus dem Gadertal sieht die schweren wirtschaftlichen Folgen, die diese Coronakrise mit sich bringt – jetzt und auch längerfristig. <BR /><BR /><i>Von Kathrin Kircher</i><BR /><BR /><BR />Wie ein Kampf gegen die Windmühlen, genauso ermüdend und kräftezehrend zeigt sich der Kampf gegen das Coronavirus. Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown, die Infektionszahlen sind weiter hoch, die Impfung geht nur schleppend voran und es ist keine Besserung in Sicht. Was im Frühjahr und im Sommer noch mit einem Gefühl von „Das schaffen wir“ gemeistert wurde, erreicht nun einen harten Tiefpunkt. Auch die HGV-Gebietsobfrau aus dem Gadertal, Marina Rubatscher Crazzolara hat mittlerweile den Punkt erreicht wo sie sagt: Entweder wir schließen alles und gehen in den totalen Lockdown oder wir machen einfach normal weiter wie bisher, denn diese Auf-und-zu-Strategie in der Gastronomie sei verheerend. <BR /><BR /><b>„Die wirtschaftlichen Folgen stehen in keinem Verhältnis mehr“</b><BR /><BR />„Die negativen wirtschaftlichen Folgen stehen mittlerweile in keinem Verhältnis mehr zur derzeitigen sanitären Situation“, sagt die Gebietsobfrau. Dabei verfolgt sie täglich, dass die Infektionszahlen immer noch hoch sind, „aber die Leute treffen sich ja trotzdem“, sagt sie. Wenn auch nicht auf der Straße oder in der Bar, dann halt irgendwo anders. „Da weiß ich zum Beispiel die Jugend doch lieber in einem sicheren Rahmen wie in einem Gastlokal, als irgendwo in einem privaten Partykeller ohne jegliche Kontrolle“, sagt sie. Das gelte für Erwachsene übrigens genauso! Sie sei sich aber darüber im Klaren, dass die Leute „stuff“ seien von den Einschränkungen und deswegen nach Ausweichmöglichkeiten suchen. „Viele Menschen spielen einfach nicht mehr mit.“<BR /><BR />Auf die Frage, wie denn die Stimmung unter den Mitgliederbetrieben im Tal sei, antwortet sie ganz direkt: „Sehr schlecht. Die Stimmung ist im Keller.“ Das würden ihr auch die 5 HGV-Ortsobmänner berichten, mit denen sie in ständigem Austausch ist. „Wir dürfen in Erinnerung rufen, dass wir noch nie erlebt haben, dass eine Wintersaison nicht starten konnte. Für uns alle vor wenigen Jahren noch unvorstellbar. Jetzt ist dies Realität mit allen Konsequenzen für Betriebe, Aufstiegsanlagen, Mitarbeiter und Zulieferer“, betont Rubatscher Crazzolara. <BR /><BR /><b>Angst der Angestellten und der Chefs</b><BR /><BR />Die finanziellen Belastungen sind für viele inzwischen enorm. Für die Gastgewerbetreibenden, die um ihre Existenz bangen, für viele Mitarbeiter, die um ihr Einkommen bangen und für viele Zulieferer und Sektoren, die vom Wohlergehen des Tourismus abhängen. Viele Angestellte bangen um die Arbeit und können eine Wiedereröffnung der Hotels und Gastbetriebe kaum erwarten. „Immer wieder erreichen mich Anrufe mit derselben Frage: Wann wird aufgesperrt, wann können wir wieder arbeiten?“ Aber nicht nur die Mitarbeiter bangen, auch die „Chefs“. „Es herrscht die Angst, dass sich Mitarbeiter anders orientieren und abspringen oder andere Angebote annehmen“, berichtet sie. Eine Entwicklung, die ebenso große Sorgen macht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="611630_image" /></div> <BR /><BR />Ein paar wenige Betriebe hätten über Weihnachten/ Neujahr ihre Tore geöffnet, ein 4-Sterne-Haus in St. Vigil war im Jänner geöffnet. Sonst sei alles zu. Ob denn die voraussichtliche Öffnung der Skipisten und Aufstiegsanlagen daran etwas ändern wird? Darauf sagt sie: „Nur die Öffnung der Aufstiegsanlagen macht es nicht aus, die Mobilität zwischen den Regionen muss wieder möglich sein“. Sollte dies zugelassen werden, werden sich gar einige Beherbergungsbetriebe wohl entscheiden, die Türen zu öffnen. <BR /><BR /><b>Keine Kontrollen bei den Nutzern der Zweitwohnungen</b><BR /><BR />Apropos Regionengrenzen: Dass das Gadertal sehr stark vom italienischen Gast besucht wird, ist ja bekanntlich nichts Neues. Jetzt, wo die Regionengrenzen geschlossen sind, zeigt sich erneut ein nicht unbekanntes Problem im Gadertal, nämlich das der Zweitwohnungen. Allein Abtei zählt 700 Zweitwohnungen (bei rund 3500 Einwohnern) und Corvara 450 Zweitwohnungen (bei rund 1400 Einwohnern). Gemäß dem letzten Dekret aus Rom ist es erlaubt, dass Zweitwohnungsbesitzer ihre Wohnungen erreichen dürfen, auch wenn sie dafür von einer Region in die andere fahren müssen. Der Tourist darf dies weiterhin nicht. Auch dies führt zu Unmut unter den Gastgewerbetreibenden. <BR />„Hier gibt es leider keine Kontrollen, auch nicht, wenn diese Wohnungen dann weitervermietet werden und gar nicht die eigentlichen Besitzer darin sind“, sagt Crazzolara. <BR /><BR /><b>Ostern ist kein Anreiz</b><BR /><BR />Nur schwer lasse sich für Crazzolara ein Lichtblick erhaschen. Ostern? Für das Gadertal eigentlich kein Thema, bzw. Anreiz. „Meist ist zu Ostern für uns Saisonsende“. Also müsse schon weiter in Richtung Sommer geschaut werden. „Die wenigen Anfragen, die uns derzeit erreichen, sind für die Sommermonate“, sagt sie. „Etwas mehr für den nächsten Winter“. Gerade Stammgäste wollen sich bereits jetzt den nächsten Winterurlaub sichern, sagt Crazzolara. <BR /><BR />Auf die Frage, ob sie denn auch etwas Positives aus der Coronakrise nimmt, kommt ein klares Nein. „Ich sehe derzeit nur überall Schwachstellen: beim Land, auf gesamtstaatlicher Ebene, bei der EU. Ich bin zur Zeit realistisch, pragmatisch und einfach nur enttäuscht.“ Und dabei spricht sie aus rein wirtschaftlicher Sicht. <BR /><BR /><b>Schneller Auszahlung der Entschädigung</b><BR /><BR />Für die Gebietsobfrau gehe es nun in erster Linie darum so schnell wie möglich mit den Impfungen weiterzukommen „Ich setze derzeit alles auf die Impfung. Ich denke, nur das kann uns noch helfen.“ Außerdem, so betont sie, sollte den Unternehmen und den Mitarbeitern schnellstens eine finanzielle Entschädigung ausbezahlt werden, denn einfach die Gastronomiebetriebe zu schließen und die Mobilität so einzuschränken, dass keine Gäste unsere Hotels aufsuchen, ohne gleichzeitig auch entsprechende Ausfallzahlungen bereitzustellen, sei schlichtweg fahrlässig. <BR />