Russlands nördliche Metropole St. Petersburg ist erstmals Ziel eines Bombenanschlags mit mindestens zehn Toten und rund 50 Verletzten geworden. Der Sprengsatz explodierte am Montag in einer fahrenden U-Bahn tief unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Stadt. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus.Putin in der Nähe, aber in sicherer EntfernungDer Anschlag bedeutet auch eine Herausforderung an Präsident Wladimir Putin. Er war am Montag in seiner Heimatstadt, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf. Dort sollte er Weißrusslands Präsidenten Alexander Lukaschenko treffen.Nach Angaben der Ermittler ereignete sich die Explosion in dem U-Bahnzug auf der Fahrt zwischen den Stationen Sennaja Ploschtschad (Heuplatz) und Technologisches Institut im Zentrum der Stadt. „Der Maschinist traf die absolut richtige Entscheidung, nicht anzuhalten, sondern bis zu nächsten Station zu fahren, damit den Opfern unverzüglich geholfen werden konnte“, sagte die Sprecherin des staatlichen Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko. So seien vermutlich Menschenleben gerettet worden. Im Internet machten Bilder des zerstörten U-Bahn-Wagens die Runde. Die zerstörte U-Bahn-Tür. - Foto: LaPresseSprengsatz mit MetallteilenNach ersten Erkenntnissen war kein Selbstmordattentäter unterwegs. Videokameras hätten eine Person erfasst, die die Bombe in dem Wagen ablegte, meldete Interfax. Behördenquellen schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm TNT. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken. Im Internet machten Bilder des zerstörten U-Bahn-Wagens die Runde.Ein zweiter Sprengsatz wurde in der Metrostation Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands) unter dem wichtigsten Bahnhof der Stadt entdeckt. Spezialisten des Inlandsgeheimdienstes FSB hätten ihn entschärft.Widersprüchliche OpferangabenDie Behörden machten im Lauf des Tages widersprüchliche Angaben zur Zahl der Toten. Am Montagabend war davon auszugehen, dass mindestens zehn Menschen getötet wurden. Gesundheitsministerin Weronika Skworzowa sprach außerdem von 47 Verletzten. Viele von ihnen seien schwer verletzt. Explosion in metro car in St. Petersburg #Russia. pic.twitter.com/DBwYDtzfQY via @the_lentach— Aldin (@CT_operative) 3. April 2017Putin sprach den Familien sein Beileid aus. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach er. „Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht – ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat.dpa