Hand aufs Herz: Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zuletzt nichts getan haben? Wahrscheinlich nicht – schließlich bleibt dafür in unserer Hochleistungsgesellschaft kaum Zeit. Termine und Deadlines sitzen uns bei der Arbeit im Nacken. Die Freizeit will gut verplant sein, schließlich ist sie ein kostbares Gut und muss bis aufs Letze ausgenutzt werden. Und wenn mal wirklich nichts ansteht, dann sorgt der Griff zum Smartphone oder das Flimmern des TV-Geräts dafür, dass im Gehirn kein Leerlauf entsteht.<BR /><BR />Nein, fürs Nichtstun ist unsere Zeit viel zu schade. Schließlich muss man fleißig sein, wenn man weiterkommen will und es gibt viel zu viel zu entdecken, zu erleben, zu sehen, zu hören und zu lernen. Das alles kann aber schnell auch zu viel werden. Das zeigen die langen Wartelisten von Psychologen, die vielen Menschen mit Schlafproblemen und die stressbedingten Erkrankungen – auch im seligen Südtirol.<BR /><BR />Nichtstun – damit meine ich nicht Faulheit – kann Wunder wirken und ist gar nicht so einfach. Ich habe es selbst erlebt. Auf der Hütte angekommen, wollte ich eigentlich weitersteigen auf irgendeinen Gipfel in der Nähe, aber dichtes Schneetreiben hat mich zum Nichtstun verdonnert. Anfangs habe ich mich dagegen gewehrt: Sofort der Griff zum Handy – verdammt, kein Empfang. Dann schlage ich ein paar Zeitschriften und Bücher auf, um mein Gehirn mit irgendetwas zu beschäftigen und die Zeit tot zu schlagen – schließlich dauert es bis zum Abendessen noch Stunden. Aber irgendwann kehrt Ruhe ein. Ich lehne mich zurück, schaue einfach durchs Fenster zu, wie sich der Schnee auf die Gipfel legt und vergesse vieles, was vor ein paar Stunden unten im Tal ganz wichtig war. Ich mache eine Pause.<BR /><BR />Und dann fällt mir auf, wie selten ich mir so eine Pause gönne, wie sehr ich im Alltag vom einen zum nächsten hetze, wie selten ich mir Zeit nehme, um meinen Geist zu klären, Raum schaffe für kreative Gedanken oder einfach mal in mich hineinhorche. Lange habe ich mich nicht mehr so gut gefühlt und nehme mir deshalb noch bevor ich am nächsten Tag wieder ins Tal steige vor, dass ich in Zukunft auch im Alltag ab und zu so eine Pause einlegen will. In dieser Woche musste ich bereits feststellen, dass das gar nicht so einfach ist – aber ich übe noch. Vielleicht wäre das ja auch etwas für Sie?<BR />