In den 3 beobachteten Jahren 2018, 2019 und 2020 gab es einen signifikanten Anstieg der Fälle, so die Wissenschaftler. Ihre Studie ist im Fachjournal „Biological Conservation“ erschienen.<BR /><BR />Ein internationales Team um Daniel Wegmann von der Universität Fribourg in der Schweiz hat den ersten europaweiten Datensatz zu Nutztier-Rissen durch Wölfe erstellt. Die Forscher berücksichtigten die Jahre 2018 bis 2020 und analysierten die erhaltenen Daten. <BR /><BR />Insgesamt werteten die Wissenschafter 43.500 (2018: 13.900, 2019: 15.100, 2020: 14.500) mutmaßlich auf Wölfe zurückzuführende Schadensfälle aus. Davon klassifizierten sie 39.200 als „bestätigte“ oder „anzunehmend korrekte“ Wolfs-Nutztier-Vorfälle. In jenen Fällen wurden 99.000 Nutztiere getötet, verletzt oder waren abgängig, wie aus diesen Regionen berichtet wurde.<BR /><BR />Je nach Region ergänzten unterschiedliche Nutztierarten am häufigsten den Speiseplan der Wölfe: In Finnland waren dies etwa Rentiere, in Griechenland Rinder (obwohl es dort viel mehr Schafe gibt) und im spanischen Asturien Pferde. Sonst überall sind Schafe eindeutig am gefährdetsten, so auch in Österreich. „Nutztiere stellen aber nur einen Bruchteil der Nahrung von Wölfen dar“, sagte Naturschutzforscher Raffael Hickisch vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien: „Eine Studie aus dem Vorjahr zeigt zum Beispiel, dass in Polen Nutztiere weniger als 3 Prozent der konsumierten Biomasse ausmachen.“<h3> Schafe werden am häufigsten getötet</h3>„Die Länder mit den meisten an uns gemeldeten Wolfs-Vorfällen in den 3 Jahren sind Frankreich (9840), Griechenland (6870) und Spanien (6856)“, so die Forscher in der Fachpublikation: „Die niedrigsten Zahlen gibt es in Belgien (79), Lettland (91) und Österreich (115).“ Am häufigsten erwischten die Wölfe Schafe, hier gab es 21.300 Vorfälle. Dabei wurden meist mehrere Tiere getötet, verletzt oder galten als vermisst, in Summe waren es 71.000 betroffene Schafe. 7670 Mal besuchten die Wölfe während der 3 Jahre Rinderherden, hier kamen 8400 Tiere zu Schaden. Es gab 4300 Fälle mit 11.300 Ziegen. Bei Pferden waren es 3100 Fälle, bei Rentierzuchten 2000, mit Hunden 500, bei Rehen, Rot- und Damhirschen aus Wildhaltung 200, bei Eseln 170, bei Schweinen 10 sowie bei Lamas und Alpakas 8.<BR /><BR />Insgesamt gab es in Europa in den 3 Beobachtungsjahren einen Anstieg von 4,2 Prozent an Vorfällen, berichten die Forscher. Die Analyse der Nutztierriss-Daten aus Deutschland zeige aber, dass die Anzahl der Vorfälle dort mit der Zeit wieder gesunken ist. „Wenn die Wolfspopulationen größer werden, brauchen sie mehr Fläche und kommen dadurch auch in Gegenden, wo lange keine Notwendigkeit zum Herdenschutz bestand“, erklärte Hickisch. Dadurch können sie dort womöglich mehr Nutztiere reißen als in „wolfsgewohnten“ Regionen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="890693_image" /></div> <BR /><BR />„Viele Nutztierhalter setzen Maßnahmen, und schützen ihre Herden zum Beispiel mit Elektrozäunen, Herdenschutzhunden oder Behirtung“, sagte er. Dies sorge eventuell für einen guten Teil des Rückgangs der Risse. Der Rückgang der Risse könnte alternativ auch damit erklärt werden, dass die Halter ihre Tiere nicht mehr auf gefährdete Weiden lassen. Weil aber kaum Daten vorhanden sind, wo welche Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt werden, konnten die Forscher in dieser Studie die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen nicht genau bestimmen. <BR /><BR />In fast allen Ländern Europas werden Maßnahmen gegen Nutztierrisse wie elektrische Zäune, Herdenschutzhunde und permanente Anwesenheit von Hirten finanziell unterstützt, schrieben die Forscher in der Fachpublikation. <h3> Zunehmende Ausbreitung</h3>In einem Statement gegenüber dem deutschen „Science Media Center“ (SMC) zu in Bayern erlassenen Erleichterungen bei der Bejagung des Wolfes erklärte Klaus Hackländer von der Boku Wien, dass für die Koexistenz „ein funktionierender Herdenschutz und eine schnelle und unbürokratische Entnahme von Wölfen, die ein unerwünschtes Verhalten zeigen“, die Voraussetzung sind. „Beim Herdenschutz brauchen wir mehr finanzielle Unterstützung der Nutztierhalter und umfangreiche Beratung.“ <BR /><BR />Angesichts der zunehmenden Ausbreitung der großen Beutegreifer seien „Konflikte mit dem Wolf sehr wahrscheinlich, insbesondere in Gebieten, die für Wölfe als ungeeignet angesehen werden, also in Siedlungen und Städten“, so Hackländer.